Hilfswerk in NÖ buhlt mit Vier-Tage-Woche um Pflegepersonal

Hilfswerk will mit Maßnahmenpaket der Pflegekrise entgegensteuern
Vereinbarkeit von Beruf und Familie soll für Bedienstete verbessert werden. NÖ Hilfswerk sucht aktuell 300 Mitarbeiter.

Um im Wettbewerb um dringend benötigte Mitarbeiter besser reüssieren zu können, will das Hilfswerk Niederösterreich im nächsten Jahr im Bereich Pflege die Vier-Tage-Woche einführen. Für den größten Sozialen Dienst in NÖ mit  3.000 Mitarbeitern sei das eine riesige Herausforderung bei der künftigen Diensteinteilung, gestand Präsidentin Michaela Hinterholzer ein. Doch bei jenen Mitarbeitern, die beruflich aus dem Hilfswerk ausgetreten seien, wurde als Hauptgrund die Unberechenbarkeit der Diensteinteilung  genannt.

Beruf und Familie

Damit die Vereinbarkeit von Pflegeberuf und Familie besser funktioniert, wolle man neben der Vier-Tage-Woche auch noch andere verbesserte Rahmenbedingungen bieten, sagte Hinterholzer. Im Rahmen der Generalversammlung des NÖ Hilfswerk, wo sie für weitere drei Jahre als Präsidentin bestätigt wurde, nannte sie es als Ziel, sowohl junge Menschen als auch Um- und Quereinsteiger  mit positiven Perspektiven in den Pflegebereich zu holen.

Hilfswerk in NÖ buhlt mit Vier-Tage-Woche um Pflegepersonal

Präsidentin des NÖ Hilfswerks, Michaela Hinterholzer und Studienautor Erich Werndl

Nicht so sehr das Gehalt, sondern eben Aspekte, die Lebensqualität und die Familienfreundlichkeit im Job fördern, stünden bei den Mitarbeitern im Vordergrund, führte die Hilfswerk-Präsidentin aus. Mit der Pflegereform und der in NÖ frühzeitig gestarteten Förderung der Ausbildung seien wichtige Schritte gelungen. Innerhalb des Hilfswerks versucht man mit freiwilligen Sozialleistungen, Rücksicht auf die Familiensituation, Gesundheitsförderung und Aus- und Fortbildung die Mitarbeiter zu unterstützen. Bei der Umstellung auf die Vier-Tage-Woche stünde weiter die Bewerkstelligung der Pflege im Fokus, kündigte Hinterholzer an. Es werde aber zu Leistungseinschränkungen kommen, „jeder Spaziergang mit den Kunden wird in Hinkunft nicht mehr möglich sein“, sagte sie.

Mit besonderem Einsatz habe man es auch geschafft, die vorerst nicht berücksichtigte Gruppe der Heimhelfer in die Pflegereformmaßnahmen des Bundes hinzureklamieren, führte Hinterholzer weiters aus.

Studie

Mit 300 offenen Stellen innerhalb ihrer Organisation stelle sich der Mitarbeitermangel nicht weniger dramatisch als bei anderen Sozialorganisationen und anderen Berufssparten dar, schilderte die Langzeitpräsidentin. Mit 2.000 Mitarbeitern allein im Pflegebereich ist das Hilfswerk  in NÖ der größte Anbieter und deckt 45 Prozent des Marktes ab.

In diesem Bereich genießt die Organisation ein sehr hohes Maß an Zufriedenheit mit der Angebotspalette und den Mitarbeitern unter den Kunden, berichtete Erich Werndl vom Institut Kantar. Das belegte eine Studie mit 1.200 ausgewerteten Fragebögen. Etwas weniger gute Werte erreichte die Organisation bei Themen, wie Erreichbarkeit oder bei der finanziellen Abgeltung. Eine Erreichbarkeit der sozialen Dienste über 24 Stunden hinweg sei nicht machbar, erklärte Hinterholzer dazu. Und die  Kostenteuerung und damit das Sparverhalten der Menschen sei natürlich auch im Pflegebereich und bei der Familien- und Kinderbetreuung spürbar.

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