Heute kommt in Niederösterreich (doch) der Nikolo
Draußen ist es bitterkalt, wer kommt da durch den Winterwald? Kurz vor dem 6. Dezember ist die Frage aus dem Kindergedicht natürlich leicht zu beantworten: Der Nikolo natürlich.
Doch der Besuch des freundlichen Heiligen, der den Kindern Geschenke mitgebracht hat, hat sich heuer zu einer Debatte um heimische Traditionen hochgeschaukelt. Wovon die kleine Gemeinde Fels am Wagram im Bezirk Tulln ein Nikololied singen kann.
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„Unsere Traditionen sind nicht verhandelbar!“, verlautbarte die örtliche FPÖ auf ihrer Facebook-Seite. Und weiter: „Unfassbar: Nikolo-Verbot im Felser Kindergarten !? Wie kürzlich bekannt wurde, darf heuer der Nikolo nicht in den Kindergarten in Fels kommen“, auch die Krone berichtete über die Aufregung.
Leitung traf Entscheidung
Diese Entscheidung sei von der pädagogischen Leitung des Kindergartens beschlossen worden. Ein Argument gegen den Besuch des Mannes mit dem weißen Bart sei gewesen, dass derzeit viele sehr kleine Kinder unter drei Jahren im Kindergarten untergebracht seien und sich diese trotz Vorbereitung fürchten könnten, berichtet die NÖN. Außerdem seien hier auch Integrationskinder, bei denen vorhandene traumatische Erfahrungen teilweise gar nicht bekannt seien. Und schließlich stehe „keine aus pädagogischer Sicht geeignete Person als Nikolaus zur Verfügung“.
Wobei: Im Kindergarten sei sehr wohl eine Nikolofeier geplant gewesen, nur halt ohne eine verkleideten Person. Nikolo-Zwang gibt es auch keinen, die offizielle Regelung sieht vor, dass Traditionen, Feste und Werte im Kindergarten ihren Niederschlag finden und gepflegt werden. Die Ausgestaltung obliegt den Pädagoginnen.
Ungeahnte Aufregung
Doch rasch war vom „Nikolo-Verbot“ die Rede und die Debatte schwappte über Fels am Wagram hinaus. Weit hinaus, bis in die Landespolitik.
„Es kann nicht sein, dass verblendete Pädagogen unseren Kindern das Leuchten in den Augen nehmen“, sprach FPÖ-Landesparteiobmann und LH-Stellvertreter Udo Landbauer von einer falschen Antwort auf eine gescheiterte Integrationspolitik. Man werde nicht zulassen, „dass unter dem massiven Druck von Zuwanderern immer mehr heimische Bräuche zuerst infrage gestellt und schließlich abgeschafft werden“.
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ÖVP-Bürgermeister Christian Bauer zeigte sich von der Reichweite der Debatte überrascht, handelte aber rasch und konnte am Dienstagabend verlautbaren: „Wir in Fels am Wagram unterstützen natürlich die Bräuche und Traditionen, die vor allem die Adventzeit in unserem Land mit sich bringt. Das gilt für den Adventkranz, das Christkind und natürlich auch für den Nikolaus. Ich wurde als Bürgermeister nicht darüber informiert, dass kein pädagogisch geeigneter Nikolaus gefunden werden konnte und deshalb der heurige Nikolausbesuch im Kindergarten ausfallen sollte.“
Die „Mission Nikolo“ konnte schließlich erfolgreich abgeschlossen werden. Bauer hörte sich um und konnte „einen seit Jahren erfahrenen Nikolaus auftreiben – somit ist der morgige Nikolausbesuch im Kindergarten gesichert“. Es soll sich dabei um einen Diakon handeln, der als Nikolo Erfahrung hat. Dass viele Eltern empört gewesen seien, konnte Bauer im Gespräch mit dem KURIER nicht bestätigen. Eine Mutter habe ihn gefragt, ob es in Ordnung sei, dass ein Nikolo im Garten vor dem Kindergarten zu Besuch komme.
Auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner meldete sich zu Wort: „Ich freue mich sehr, dass der heilige Nikolaus morgen auch den Kindergarten in Fels am Wagram besuchen wird. Das Beispiel zeigt: Es gibt vereinzelt Verunsicherungen im Umgang mit unseren Traditionen und Bräuchen. Wir sind eine Gesellschaft, die aufeinander Rücksicht nimmt. Das darf aber nicht dazu führen, dass wir unsere eigenen Traditionen verleugnen, nur weil sie in anderen Kulturkreisen nicht üblich sind. Mit Nikolausfeiern spalten wir nicht die Gesellschaft, sondern fördern die Gemeinschaft.“
Die Landeshauptfrau dankte „allen, die unsere Traditionen hochhalten und allen, die als Nikolaus im Land unterwegs sind und unseren Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern“.
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