Prestigeprojekt von Bau-Tycoon Klemens Hallmann vor dem Aus

Herzstück des "Maximilium am Stadtpark“ wären drei markante Wohntürme. In dieser Form ist das Projekt Geschichte
Drei mondäne Wohntürme, 200 Millionen Euro Invest, ein Geschäftsviertel, Büros, Lokale und ein Bildungscampus – und das alles mitten in der Wiener Neustädter Innenstadt: Die wirtschaftlichen Turbulenzen im Immobilienimperium von Klemens Hallmann werfen einen dunklen Schatten auf das von der Stadt lang ersehnte Leuchtturmprojekt "Maximilium am Stadtpark“.

Das Projekt sah 500 Wohnungen, Geschäfte, Lokale und einen Bildungscampus vor
Stadtparlament gab grünes Licht
Der für die Errichtung des Bildungscampus bereits 2024 im Gemeinderat beschlossene Grundstücksdeal zwischen der Stadt Wiener Neustadt und Hallmanns Süba AG ist geplatzt. Der nötige Grundstückstausch für den Bau des Schulzentrums konnte grundbücherlich nicht in trockene Tücher gebracht werden.
Bildungscampus selbst errichten
Denn das ehemalige Leiner-Möbelhaus-Areal war zuletzt mit 24,35 Millionen Euro an zwei Geldinstitute verpfändet. Auf den vier Liegenschaften sind simultan Pfandrechte eingetragen: 14,255 Millionen Euro für die Bank für Tirol und Vorarlberg (12.11. 2019) sowie 10,095 Millionen Euro für die UniCredit Bank Austria (19.12.2022).
Diese prekäre Entwicklung ist freilich auch den Verantwortlichen im Wiener Neustädter Rathaus nicht verborgen geblieben. Die Stadt sah bereits im Vorjahr dringenden Handlungsbedarf. Man fasste deswegen den Plan, sich von Hallmanns stockenden Plänen abzukoppeln, rund 50 Millionen Euro in die Hand zu nehmen und den Bildungscampus (Musikvolksschule, Neue Mittelschule, Musikschule plus Konzertsäle, Kindergarten) selbst zu errichten – unabhängig vom restlichen Wohnbau.
Ein Erdloch
Im Juni 2024 beschloss der Gemeinderat den Grundstückstausch mit dem Immobilienentwickler. Für das Areal der ehemaligen Modeschule HLM in der Bräunlichgasse sollte Hallmann einen Teil des ehemaligen Leiner-Areals an die Gemeinde abtreten. Vertraglich und im Grundbuch wurde dieser Deal, wie erst jetzt bekannt wurde, aber nie vollzogen. An der Stelle prangt nach dem Abriss des alten Möbelhauses immer noch eine riesige Baugrube.

Statt des neuen Bildungscampus prangt an der Stelle noch immer ein riesiges Erdloch
Stadt braucht dringend Schulplätze
Seit Wochen bemüht sich deshalb das Team um Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) mit Hallmanns Süba doch noch eine Einigung zu erzielen – bisher vergeblich. Wie es im Rathaus heißt, sei man sich der "schwierigen wirtschaftlichen Lage des Immobilienentwicklers bewusst“. Der Bildungscampus habe für die Stadt aber "oberste Priorität", besonders weil die Schul- und Ausbildungsplätze in der enorm stark prosperierenden Gemeinde dringend benötigt werden. Aber: Sollten Hallmanns 500 Wohnungen nicht gebaut werden, muss man auch die Dimension des Bildungscampus neu bewerten, heißt es aus dem Rathaus. "Somit gut, dass der Grundtausch noch nicht vollzogen wurde. Das gilt für das gesamte Areal. Im Extremfall hätten wir dort jetzt Rohbauten stehen.“
Wohnbauträger wollten Areal kaufen
Seitdem zum Jahreswechsel Hallmanns Süba Bau- und Projekterrichtungs GmbH, eine Tochterfirma der Süba AG, in die Pleite schlitterte, halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach im Imperium des Bautycoons Feuer am Dach ist. Seit Monaten wird am Abstoß von Firmenbestandteilen gearbeitet – auch in Wiener Neustadt. Zwei, dem KURIER namentlich bekannte Wohnbau- und Immobiliengesellschaften hatten Interesse, die Leiner-Gründe zu übernehmen und Hallmanns Wohnprojekt – in deutlich abgespeckter Version – selbst umzusetzen.

Klemens Hallmann
Keine Hochhaus-Widmung
Der Knackpunkt waren bisher die drei Hochhäuser. Zum einen hätte Hallmann dafür eine eigene Hochhaus-Widmung benötigt, die in Niederösterreich aktuell ein Novum darstellen würde. Und zum anderen wollte die Süba eine Umwidmung des Areals für eine Bebauung mit mindestens 36.000 Quadratmeter Nutzfläche oder mehr. Die derzeit geltende Widmung lässt nur eine weit geringere Verbauung zu.
Benko machte das Geschäft
Für eine deutlich abgespeckte Version ohne der rund 50 Meter hohen Türme war bislang keiner der Interessenten bereit, den geforderten Preis auf den Tisch zu legen. Kolportiert wird eine Summe von 15 Millionen Euro, bei der die Banken einer Veräußerung zustimmen würden. Mehr als elf bis 12 Millionen Euro war aber noch niemand bereit zu bieten. René Benkos Signa soll das Leiner-Areal 2019 für rund 18 Millionen Euro an Hallmann verkauft haben.
Hinhaltetaktik?
Trotz aller üblen Gerüchte versucht man in Hallmanns Immobilien-Imperium, weiter zu beruhigen. "Die Süba AG hält weiterhin am Standort und am Projekt fest. Es laufen nach wie vor Gespräche über die Zukunft und die bestmögliche Umsetzung. Wir sind auch zuversichtlich, dass wir hier gemeinsam mit den Verantwortlichen in Wiener Neustadt eine Lösung finden werden“, erklärt Franz Ramerstorfer von der Hallmann-Holding auf Anfrage des KURIER.
Die allgemeine wirtschaftliche Lage und auch die Entwicklungen der vergangenen Jahre hätten die Bau- und Immobilienbranche aber vor große Herausforderungen gestellt, so der Sprecher. "Durch das Auslaufen der KIM-Verordnung und die eingeläutete schrittweise Senkung des Leitzinses stehen die Vorzeichen für eine bevorstehende positive Wende in der Branche aktuell wieder besser, deshalb sind wir optimistisch, was die Umsetzung betrifft“, sagt Ramerstorfer.

Ob dies als Zweckoptimismus zu werten ist und die Süba die Stadt hinhält, wird sich zeigen, heißt es im Wiener Neustädter Rathaus. "Aufgrund der Lage am Immobilienmarkt ist größte Vorsicht geboten“, so ein Rathaussprecher.
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