Zerstörungen in Niederösterreich: "Das gab es noch nie"

Feuerwehrleute reparieren ein beschädigtes Dach mit einer Plane.
90 Prozent der Häuser in dem kleinen Weinviertler Ort Schrattenberg sind beschädigt. Dachreparaturen stehen jetzt im Vordergrund.

Die Hagelunwetter am Donnerstag sorgten in mehreren Bundesländern für schwere Schäden. Am schlimmsten von den Unwettern betroffen war aber Schrattenberg bei Poysdorf im niederösterreichischen Weinviertel.

Fährt man durch den kleinen Ort, stehen fast an jeder Ecke Feuerwehrautos oder Firmenwägen von Dachdeckerunternehmen. Die Heckscheiben von unzähligen Autos sind zerschlagen. Viele Dächer haben Löcher, am Rand der Straße liegen fast überall Ziegel.

Ein Auto mit Hagelschäden an der Karosserie und einer zerstörten Windschutzscheibe.

Von Glück im Unglück spricht das Ehepaar Böhm beim Lokalaugenschein des KURIER. Sie waren gar nicht Zuhause, als das Gewitter kam und wurden von ihren Nachbarn informiert, dass das Dach kaputt ist. Wie schlimm der Schaden ist, könne man noch nicht sagen. Böhm sei unglaublich dankbar, dass gleich eine Firma bereit war, zu helfen: „Ich habe um sechs Uhr in der Früh angerufen und die waren sofort bereit, zu kommen.“

Ein Mann steht vor einem Haus, auf dessen Dach Arbeiter zu sehen sind.

Auf dem Dach der Böhms wird bereits gearbeitet

Je weiter man ins Zentrum des Orts vordringt, desto schlimmer zeigt sich das Bild. Besonders wurde das Haus von Helene Mosbacher zugerichtet. Das Dach ist von Löchern übersät. Es hat in der vergangenen Nacht reingeregnet. Die Feuerwehr sei da gewesen, durfte aber nicht aufs Dach, erklärt Schwiegertochter Tamara Mosbacher. „Es is ois ned leiwand.“

Sie habe versucht mit Handtüchern noch ärgere Schäden abzuwenden. Die Kinder dürfen heute Schule schwänzen. „Kindergarten ist eh kein Thema, weil der heute Notbetrieb hat. Da hat es das Dach vom Turnsaal zerstört“, so Mosbacher.

Eine ältere Frau mit Brille lehnt an einem Geländer.

Auch Helene Mosbachers Haus wurde stark in Mitleidenschaft gezogen

Immer noch fassungslos blickt Helene Mosbacher selbst auf das Bild, das ihr Haus nun abgibt. Auch im Innenhof liegt überall Schutt. „Das gab es noch nie.“ Hagel falle immer wieder, aber sie habe noch nie so große Körner gesehen. Die Schwiegertochter versucht zu trösten: „In Tschechien ist es ja noch schlimmer. Es ist nur ein Sachschaden, zumindest kein Menschenleben.“

Einer der Dachdecker ruft herunter und warnt: „Bitte weg da. Es fallen die ganze Zeit Ziegel runter.“

Ein Haufen zerbrochener Dachziegel liegt auf einer Straße vor einem Gebäude.

Überall in Schrattenberg sind die Spuren des Unwetters zu sehen

Auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) stattete der Gemeinde aufgrund der aktuellen Situation einen Besuch ab. „Ich bin tief bewegt und entsetzt ob der Schäden, die hier von diesem Hagel- und Sturmunwetter angerichtet wurden“, sagte sie vor dem ebenso beschädigten Gemeindeamt. Sie sei zudem sehr berührt, dass die „Sicherheitsfamilie Niederösterreich“ funktioniert habe und die Einsatztruppen so schnell im Einsatz gewesen waren. 110 Feuerwehren hätten in ganz NÖ zusammengearbeitet.

Winterliche Berglandschaft mit schneebedeckten Bäumen im Vordergrund.

Mit der Einsendung des Materials (Foto, Video) räumt der Teilnehmer unwiderruflich ein unentgeltliches, zeitlich und räumlich unbeschränktes Nutzungsrecht für alle Kommunikations­kanäle des KURIER Medienhauses ein.

Eine Gruppe von Personen steht vor dem „Schrattwirtin“.

Auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner machte sich ein Bild der Lage

Zur Stunde sei man in engem Kontakt mit der Wirtschaftskammer NÖ. Es gehe darum, schnell Dachdeckerunternehmen zu organisieren. „Wir hoffen, dass in den nächsten Tagen sehr viele Dächer repariert werden können“, so Mikl-Leitner. Priorisiert werden Familienhäuser und Häuser, in denen Menschen leben. Zum Schluss sind die Wirtschaftsgebäude an der Reihe. In Schrattenberg seien 90 Prozent der Häuser von Schäden betroffen.

Kommentare