Häusliche Gewalt in NÖ: Immer mehr Fälle, Polizei reagiert
Die Zahlen sprechen eine deutliche, eine traurige Sprache: In den vergangenen acht Monaten wurden in Niederösterreich 1.727 Betretungsverbote ausgesprochen, eine Steigerung um zwölf Prozent (Plus 181) gegenüber dem Vorjahr.
"Kein Randphänomen mehr"
Der Statistik zufolge machen Polizei und Justiz also immer mehr Täter aus, die der häuslichen Gewalt beschuldigt werden. 1.386 Personen waren es, eine Steigerung um zwölf Prozent. „Es handelt sich also längst um kein Randphänomen mehr. Gewalt in der Familie zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten“, sagt Alexander Grohs, Leiter des Vereins Neustart.
Die Politik hat auf diese Entwicklung reagiert und einige Schutzinstrumente eingeführt: Zusammen mit dem Betretungsverbot wird dem Gefährder – in 91 Prozent der Fälle handelt es sich um Männer – seit 1. Jänner 2020 auch verboten, sich dem Opfer auf weniger als 100 Meter zu nähern. Dieses Annäherungsverbot schützt das Opfer also überall, wo es sich aufhält, nicht mehr nur in der Wohnung, in der es lebt. Zudem sind jene Personen, gegen die ein derartiges Verbot ausgesprochen wurde, mittlerweile verpflichtet, sich mit einer Beratungsstelle für Gewaltprävention in Verbindung zu setzen.
Zu tun gibt es für das Team um Grohs deshalb genug. 12.000 Beratungsstunden wurden in Niederösterreich in einem Jahr absolviert, mit knapp 2.000 Gefährdern wurde gesprochen und Lösungswege aufgezeigt.
Dass Straftaten trotz vieler Bemühungen nicht verhindert werden können, haben die vergangenen Wochen dennoch leidvoll gezeigt. In Neulengbach tötete ein junger Mann seine Freundin, in Oberwaltersdorf wurde eine 57-Jährige erstochen im Bett aufgefunden. Ihr Ehemann, 67, steht unter dringendem Tatverdacht.
Die Landespolizeidirektion Niederösterreich wird als Folge daraus auch jenes Team verstärken, das sich auf den Bereich Gewaltschutz spezialisiert hat. 196 Beamte stehen laut Polizeichef Franz Popp derzeit für Einsätze zur Verfügung, 25 Frauen und Männer sollen in den kommenden Monaten dazukommen. „Es geht schließlich um die Sicherheit der Frauen und Kinder“, betont Popp.
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