Grundwassermisere: Die Leitha lechzt nach mehr Wasser

Das leere Flussbett der Leitha in Katzelsdorf bei Wiener Neustadt
Die seit Jahren anhaltende Trockenheit heizt im Wiener Becken und im Nordburgenland ein Match ums Wasser an. Kleinwasserkraftwerke, für die im südlichen Niederösterreich Wasser aus der Schwarza und der Leitha abgeleitet wird, sollen zur derzeit herrschenden Grundwassermisere beitragen.
Weil die Leitha auf einer Länge von 15 Kilometern durch die massiven Ausleitungen die meiste Zeit ausgetrocknet ist, wird auch der unterirdische Grundwasserkörper nicht mehr gespeist. Würde der durch Kleinwasserkraftwerke erzeugte Strom stattdessen von Windrädern produziert, müsste das Flussbett der Leitha zwischen Katzelsdorf und Neufeld nicht mehr einen Großteil des Jahres staubtrocken sein, ist von Wasserverbänden zu hören. Dem stünden aber Wasserrechte entgegen, die zum Teil seit mehr als 100 Jahren bestehen – das Burgenland war damals noch Teil Ungarns.
Engpass bei Trinkwasser
Zurück in die Gegenwart: Betroffene Bürgermeister und Wasserverbände drängen jedenfalls auf eine rasche Lösung und die Dotierung des Flusses mit ausreichend Wasser. Im kommenden Sommer drohe ein Engpass bei der Trinkwasserversorgung.
Wie vom KURIER berichtet, ist die Grundwasserblase der Mitterndorfer Senke im Dreieck zwischen Wiener Neustadt, Baden und Mattersburg auf einem historischen Tiefststand. Erholt sich der Grundwasserspiegel nicht rasch, liegen wichtige Brunnenanlagen speziell im Nordburgenland bald auf dem Trockenen.
Hydrologen vermuten nun, die ausgetrocknete Leitha verschärfe die Lage. Der Fluss gilt als wichtiger Grundwasserregulator, sagt Ortschef Harald Hahn aus dem nö. Zillingdorf. Aktuell sei von der „wichtigen Lebensader“ aber nichts mehr übrig außer eine Steinwüste.

Im burgenländischen Leithaprodersdorf sei der Fluss zwar noch nie ausgetrocknet gewesen, kramt Bürgermeister Martin Radatz in seiner Erinnerung, aber mehr als knietief sollte die Leitha schon sein, wünscht sich der Ortschef mehr Wasser im Fluss. Die Zeiten, als die Leitha hier Hochwasser führte, liegen 25 Jahre zurück.
Im Nachbarort Wimpassing/Leitha betreibt Hannes Reichenstorfer seit 15 Jahren eine Kanustation. „So wenig Wasser wie 2022 gab‘s überhaupt noch nie, es war katastrophal“, erzählt er dem KURIER. Er musste die von Mai bis September laufende Saison schon im Juli beenden.

Bundesländern wollen Gipfel
NÖ und das Burgenland wollen jetzt gegensteuern. Das Leitha-Thema „muss angegangen werden“, betont Christian Sailer, Leiter der Wasserwirtschaft im Eisenstädter Landhaus. NÖ hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben, die vor der Fertigstellung steht.
„Die wesentliche Frage war, ob eine vermehrte Dotation der Leitha zu Lasten der Ausleitungen in Mühlbäche eine gewässerökologische Verbesserung ergibt“, erläutert Sailers Pendant in NÖ, Martin Angelmaier. Diese Frage sei bei der Leitha viel komplexer als bei anderen Gewässern. Die Studie lege nahe, dass bei mittlerem und niedrigem Grundwasser eine Dotation nur unterhalb von Zillingdorf eine maßgebliche ökologische Verbesserung bewirken könnte. Oberhalb sei die Versickerung zu groß.

Die ausgetrocknete Leitha im Bezirk Wiener Neustadt
Parallel dazu laufe eine Grundwassermodellierung, um zu klären, „inwieweit eine Restwasserdotation und die damit erhöhte Versickerungsrate positive Auswirkungen auf die Grundwasserverhältnisse haben könnte“, sagt Angelmaier. Ende März beraten die Experten beider Länder, ob und – wenn ja – wo wasserrechtliche Verfahren zur Anpassung der Restwasserverhältnisse eingeleitet werden sollten. Die Gemeinden fordern „Wasser marsch!“
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