Großbauprojekt in Brunn am Gebirge: Jetzt soll das Volk entscheiden

Großbauprojekt in Brunn am Gebirge: Jetzt soll das Volk entscheiden
Bürgerbeteiligung zu „quartier21“ gestartet. ÖVP sammelt Unterschriften für Volksbefragung.

Es ist eines der größten Ortsentwicklungsprojekte der letzten Jahrzehnte in Brunn am Gebirge – und eines der umstrittensten: Im „quartier21“ auf dem Areal der ehemaligen Glasfabrik sollen auf 90.000 Quadratmetern Wohnungen, Grünflächen sowie Raum für kommunale Einrichtungen entstehen. Unter anderem hat sich die Gemeinde als Standort für eine Schule für Pflegeberufe angeboten.

Eigentümer des Areals sind die Wiener Städtische Versicherung, die Wohnbaugenossenschaft „Neue Heimat“ und der Immobilienentwickler „6B47“, seitens der Gemeinde hat man über die Widmung allerdings ein gewichtiges Wort bei der Gestaltung mitzureden. Nun ist auch die Bevölkerung aufgerufen, Vorschläge abzugeben. Heute, Donnerstag, findet die Auftaktveranstaltung für einen Bürgerbeteiligungsprozess der Gemeinde statt. Unter anderem fragt die Gemeinde nach Ideen für die Gestaltung der Grünflächen und der Erdgeschossflächen in den Baukörpern. Dort sind etwa Arztpraxen oder Räume für Vereine angedacht.

Unterschriftenliste

Der ÖVP Brunn am Gebirge ist das allerdings zu wenig, sie fordert eine Volksbefragung. Die Fragestellung soll lauten: „Sind sie dafür, dass am Areal Glasfabrik maximal 350 Wohnungen errichtet werden sollen?“ Mit Unterstützung der „Bürgerinitiative Glasfabrik“ hat man eine Unterschriftenaktion dafür gestartet – die FPÖ und die Liste „Wir Brunner“ haben sich angeschlossen.

Großbauprojekt in Brunn am Gebirge: Jetzt soll das Volk entscheiden

Und die für die verpflichtende Durchführung der Befragung nötigen 1.113 Unterschriften (zehn Prozent der Wahlberechtigten der letzten Gemeinderatswahl) werden wohl am Wochenende erreicht, erwartet VP-Obmann Oliver Prosenbauer. Am Donnerstag stand man bei 1.061. „Die Bevölkerung spürt, dass Brunn am Gebirge am Ende der Belastungen angekommen ist“, meint Prosenbauer. „Der Verkehr wird immer mehr zur Belastung und die Infrastruktur hält mit dem Wachstum nicht mit. Schon jetzt können 28 Kinder nicht in den Kindergarten gehen, weil die Plätze fehlen.“ Die ÖVP warnt, im „quartier21“ könnten bis zu 1.000 Wohnungen entstehen.

Ergebnis rechtlich nicht bindend

Tatsächlich sollen laut aktuellem Plan der Gemeindeführung bis 2032 maximal 390 Wohneinheiten erlaubt werden. Danach wären weitere 390 möglich, sofern bis dahin seitens der Gemeinde kein anderes Projekt errichtet wird. Ein neuer Kindergarten für Brunn am Gebirge befindet sich derzeit in Bau.

Bürgermeister Andreas Linhart (SPÖ) will nun zunächst die endgültige Anzahl an Unterschriften abwarten. „Wenn es genug sind, werden wir die Volksbefragung natürlich abhalten“, sagt er. Deren Ergebnis wäre allerdings rein rechtlich nicht bindend für die Gemeinde. Spekulationen über die mögliche weitere Vorgehensweise lehnt Linhart ab: „Das kommt auch darauf an, wie viele Bürger unterschreiben.“ Gemeinderat Christian Schmitzer von Koalitionspartner Neos stellt aber klar: „Ich hätte demokratiepolitisch ein Problem, ein klares Ergebnis nicht umzusetzen.“

Von der Notwendigkeit neuen Wohnbaus sind beide überzeugt. "Wir brauchen Wohnungen für unsere Brunner Bürger. Derzeit sind 70 verfügbar, dafür haben wir 400 Anmeldungen", betont Linhart.

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