Zwei bestehende überalterte und aus allen Nähten platzende Kindergärten will die Stadtgemeinde Amstetten im Ortsteil Hausmening in Zukunft in einer großen neuen Betreuungsstätte zusammenfassen. Der somit künftig größte Kindergarten in der Stadtgemeinde lässt aber nun die Anrainer auf die Barrikaden steigen.
222 Bürger unterschrieben nun gegen notwendige Änderungen des Raumordnungsprogramms und des Bebauungsplans.
In einer professionell und umfassend erarbeiteten Stellungnahme richten sich die Einwände der Bürger konkret gegen die drohende Verkehrslawine und die angestrebte Bebauungshöhe der Klasse drei. Das wäre zugleich auch ein Lockmittel, um Siedlungsgenossenschaften mit hohen Wohnbauten neben den Einfamilienhäusern zu locken, so die Befürchtungen.
Grundankauf
Im Vorjahr hatte die Stadt stolz den Erwerb des Grundes vom Mondi-Konzern verkündet. Für die Ortsteile Hausmening, Ulmerfeld und Neufurth mit rund 4.500 Einwohnern soll 2026 auf der „Mondi-Wiese“ in der Haidmühlstraße der zentrale Kindergarten mit sieben Gruppen und zwei Tagesgruppen errichtet werden.
Sechs Millionen Euro (Preisbasis 2023) sollen investiert werden.
Doch die angekündigten Dimensionen schreckten die Anrainer auf. "Grundsätzlich passt die Wiese für einen Kindergarten. Doch allen muss klar sein, dass die geplante Größe vor allem verkehrstechnisch im Siedlungsgebiet zum Chaos führen würde“, erklärt Anrainerin Elfriede Fertl.
Bei einer Begehung mit Vizebürgermeister Dominic Hörlezeder (Grüne) und dem Hausmeninger Ortsvorsteher Anton Geister (ÖVP) sei eine Erörterung des Projekts und des Verkehrskonzeptes nach Ostern angekündigt worden, "doch wir haben nichts mehr gehört“, so Fertl.
In ihrer Stellungnahme gehen die Anrainer sogar von neun bis elf Kindergartengruppen aus, die errichtet werden sollen. Das würde pro Tag rund 720 Fahrzeugbewegungen durchs Siedlungsgebiet bedeuten. Dazu kämen noch Fahrten und Fix-Parkplätze für über 20 Bedienstete. Nun sei man auch dahintergekommen, dass das von einer Kremser Agentur in Auftrag gegebene Verkehrskonzept auf Verkehrsdaten, die die Stadt selbst erhebt, aufgesetzt werden soll.
"Wir haben festgestellt, dass die Messgeräte an Stellen platziert sind, die absolut kein objektives Bild liefern können. Wir verlangen, dass das gesamte Konzept von externen Fachleuten kommen soll“, so Fertl.
Unzufriedenheit über Bauhöhe
Dringender Gesprächsbedarf mit den Gemeindevertretern herrsche auch über die plötzlich beantragte Bauhöhe der Klasse drei. Es sei immer von Bauklasse zwei mit acht Metern Höhe gesprochen worden, schildert Fertl. Nun wird in der Siedlung befürchtet, dass damit Wohnbauträgern die nächsten Projekte schmackhaft gemacht werden könnten.
Für ÖVP-Ortsvorsteher Anton Geister ist die Ungeduld der Anrainer unverständlich. "Wir werden die Bevölkerung klar und intensiv informieren, sobald die Planungen abgeschlossen. Halbfertige Pläne, die dann erst wieder abgeändert werden, sorgen nur für Verwirrung und Unmut“, sagt Geister. Die Erhöhung der Bauklasse diene nur dazu, um nicht letztendlich beim Kindergartenprojekt um ein paar Zentimeter streiten zu müssen, das Objekt werde nur aus Erd-und Obergeschoß bestehen, versichert er. Außerdem gebe es keine Pläne, Siedlungsgenossenschaften für Neubauten auf die restlichen Freiflächen der Mondi-Wiese zu holen.
Geister versteht das Misstrauen der Leute nicht, denn punkto Verkehrskonzept vertraue man voll auf die professionelle Arbeit von Sachverständigen. Der neue Kindergarten werde zudem voll in die neuen Mobilitätskonzepte der Stadt eingebunden, die Schwerpunkte für Fußgänger und Radfahrer setzen werden.
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