Gentest soll das Rätsel um sechs Kinder aus Weinkeller klären
In den Kindergarten gingen sie nicht, Meldezettel oder Geburtsurkunden existieren keine. Im Fall jener sechs Kinder, die illegal in einer Kellergasse in Hadres im Bezirk Hollabrunn gehaust haben, hat die Behörde ein genetisches Gutachten in Auftrag gegeben, bestätigt Bezirkshauptmann Karl-Josef Weiss. Es soll klären, ob die Sprösslinge im Alter von einigen Monaten bis etwa fünf Jahren, tatsächlich die Kinder jenes Mannes sind, der als Systemkritiker der Reichsbürger-Szene zuzuordnen ist.
Aufgeflogen ist der obskure Fall, als vergangene Woche nach Anrainerbeschwerden eine Kontrolle an der Adresse in der Ortschaft Obritz stattgefunden hatte. Dabei attackierte der 54-Jährige einen Beamten der BH und den Amtsleiter der Gemeinde mit Pfefferspray.
Die verletzten Männer flüchteten in einen nahen Weingarten und riefen die Polizei. Daraufhin verbarrikadierte sich der 54-Jährige in dem Weinkeller, bis die Exekutive eindrang. Der Schriftsteller hatte zusammen mit seiner 40-jährigen Partnerin und den sechs Kindern illegal in dem alten Presshaus samt Kellerverlies gelebt und sich laut Erhebungen dort auf den Weltuntergang oder ein Katastrophenszenario vorbereitet. Ein Lebensmittelvorrat für mehrere Jahre war eingebunkert. Das alte Presshaus verfügt laut Polizei über eine eigene Wasserzuleitung und Stromversorgung. Die sanitäre Situation entspreche jedoch nicht den heutigen Standards, hieß es dazu seitens der Gemeinde.
Da die alten Weinkeller nicht zu Wohnzwecken genutzt werden dürfen, ist ein Verfahren gegen den 54-Jährigen anhängig. „Es gibt eine Vielzahl an Verwaltungsstrafverfahren“, erklärt der Bezirkshauptmann im Gespräch mit dem KURIER.
Kriegswaffe
Bei der Durchsuchung des Objekts stellte die Polizei ein Repetiergewehr aus dem Zweiten Weltkrieg sicher. Außerdem seien zwei Armbrüste und mehrere Luftdruckpistolen gefunden worden, sagt Polizeisprecher Stefan Loidl. Der Verdächtige sei laut Erhebungen der Gruppierung der Reichsbürger zuzuordnen. Seine Kooperationsbereitschaft der Behörde gegenüber halte sich in Grenzen.
Deshalb gehe man auch der Herkunft der Kinder ganz genau auf den Grund. Das Paar gibt an, dass sie in England zur Welt gekommen sind. „Bis zum Ergebnis der genetischen Überprüfung bleiben die Kinder in der Obhut der Jugendwohlfahrt“, erklärt Weiss. Die Kinder befinden sich in einer entsprechenden Einrichtung. Laut Polizei sind die Sprösslinge gesund und nicht verwahrlost.
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