Für Ötscherland-Express ist der "Zug noch nicht abgefahren"
Sehr verhalten und angespannt wurde im vergangenen Herbst das 125-jährige Bestandsjubiläum auf der Schmalspurbahnstrecke zwischen Kienberg-Gaming und Lunz am See gefeiert. Gibt es doch in den beiden Gemeinden laute Forderungen die 17 Kilometer lange Nostalgiebahn „über den Berg“ einzustellen und stattdessen die Trasse zu einem touristisch erfolgreichen Radweg umzubauen.
Doch Verkehrslandesrat LH-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) hat jetzt klar gemacht, dass der Ötscherland-Express noch nicht abgeschrieben werden darf.
„Die Bahn und die Strecke haben eine 125-jährige Geschichte, viel Tradition, und Nostalgie. Für mich ist der Zug noch nicht abgefahren“, ließ Udo Landbauer in einer Aussendung wissen. Nachdem in den letzten Monaten wieder über die Zukunft des Ötscherland-Express entlang der „Bergstrecke Ybbstalbahn“ spekuliert worden ist, will Landbauer nun Klarheit schaffen. Die Niederösterreichische Verkehrsorganisationsges. m.b.H. (NÖVOG, Red.) ist mit einer intensiven Prüfung beauftragt worden. Die Gespräche mit den Vertretern der Betreiber und der Vereine gehen jedenfalls weiter“, betonte Landbauer.
Widerstand
Auch die Betreibergesellschaft NÖ Lokalbahnen (NÖLG) und Eisenbahnfreunde signalisierten schon im Herbst, nicht klein beigeben zu wollen. Die historische Strecke mit den einzigartigen geschützten Trestleworkbrücken soll nicht aufgegeben werden. Sie ist der letzte Rest der einstigen Ybbstalbahn, die von Waidhofen an der Ybbs bis Kienberg ins Erlauftal führte. Gut gebuchte Jubiläums- und Sonderfahrten wurden bis in den Winter hinein unternommen. Über 3.000 Unterstützer unterschrieben eine Petition zur Rettung der Strecke und des touristischen Ötscherland-Express, den die NÖLB betreibt.
Um die Sicherheit und Qualität der Nostalgiezüge zu gewährleisten, haben die Betreiber schon vor etlichen Jahren Unterstützung vom Land NÖ zugesagt bekommen. Doch die noch unter ÖVP-Landesrat Ludwig Schleritzko versprochenen 1,5 Millionen Euro, um auf gut einem Drittel der Strecke die morschen Bahnschwellen aus Holz gegen Stahllager für die Gleise auszutauschen, wurden bislang nicht flüssig gemacht.
„Uns ist noch keine Entscheidung zum Sanierungszuschuss bekannt. Wir bereiten uns ganz normal auf den Betriebsstart und die ersten Ausfahrten am 1. Juni-Wochenende vor“, berichtete NÖLB-Geschäftsführer Karl Becker am Montagnachmittag.
In der Region selbst haben aber auch die Fürsprecher für den Umstieg auf eine Radstrecke erhebliche Zustimmung. Als Vorbild dient der durch Pedalritter hochfrequentierte Ybbstalradweg, der ja auf der einstigen Bahntrasse zwischen Waidhofen und Lunz führt. "Ein Radweg würde uns weit mehr touristischen Nutzen bringen, heißt es. Der Gemeinderat in Lunz verabschiedete sogar eine Resolution pro Rad. Das schon traditionelle „Anradlfest“, das heuer am Ybbstalradweg am Pfingstsamstag (18. Mai) stattfindet, soll auch zu einer kleinen inoffiziellen Demonstrationsfahrt der Radler werden.
Straßenbehinderung
So wird eine gemeinsame Ausfahrt die B25 und Talstraße von Kienberg über Gaming und Bodingbach/Pfaffenschlag nach Lunz unternommen. Die Straße durchs Tal ist eng, sodass der Autoverkehr durch den Radlerpulk zum Erliegen kommen wird oder überhaupt von der Polizei für die Dauer der Radfahrt unterbunden werden muss. Die Radler wollen damit zeigen, wie wichtig die Nutzung der Bahntrasse wäre. Den Abschluss bildet dann ein großes Radlerfest (13 Uhr) in Lunz samt Musik, Kulinarik und Fahrsicherheit in der Lunzer Begegnungszone beim Haus der Wildnis.
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