Bahnfans kämpfen um den Ötscherland-Express

Ötscherland-Express startet am 1. Mai in die neue Saison
Eine Petition für den Betrieb der Bergstrecke der Ybbstalbahn wurde von mehr als 2.500 Menschen unterfertigt.

Groß ist die Unsicherheit unter Bahnfreunden und Touristikern über die Zukunft der Bergstrecke der schmalspurigen Ybbstalbahn zwischen Kienberg-Gaming und Lunz/See im Bezirk Scheibbs.

Die 17 Kilometer lange Trasse der Museumsbahn „Ötscherland-Express“ mit den berühmten Trestlework-Brücken soll plötzlich nach dem Wunsch des Lunzer Gemeinderats besser als touristische Radtrasse genutzt werden. Die ehrenamtlichen Betreiber der Bahn und die überregionale Fangemeinde versuchen nun vehement, das Zusperrgespenst wieder zu vertreiben.

„So ernst war es schon lange nicht mehr“, erklärt Albert Malli, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Lokalbahnen (ÖGLB). Mit Nachdruck wolle man den politischen Entscheidungsträgern klarmachen, dass man „im Interesse des kulturellen Erbes und der österreichischen Geschichte, des regionalen Tourismus und des Umweltschutzes“ die Lokalbahn fördern und erhalten wolle.

Eine nach dem Bekanntwerden der Radwegwünsche installierte Petition überschritt am Wochenende die Marke von 2.500 Protestunterschriften. Die Teilnehmer stammen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

Aufruf, "Kulturschande" abzuwehren

Die Strecke über den Berg ist eine international bekannte Attraktion. „Sie ist ein technisches Kulturdenkmal, welches am 12. November 1898, also vor 125 Jahren, seinen Betrieb aufgenommen hat, in seiner Existenz bedroht. Die Unterzeichner dieser Petition fordern von allen involvierten Entscheidungsträgern, diese Kulturschande abzuwenden“, heißt es im vom Lunzer Robert Lehner-Teufel formulierten Petitionsaufruf.

Mit dem Argument, dass eine gesicherte Radwegverbindung von Lunz ins Erlauftal bei Gaming einen größeren touristischen Nutzen als die sanierungsbedürftige Bahnstrecke haben könnte, versandte die Gemeinde Briefe an die Verantwortlichen des Landes NÖ, mit der Bitte, die Gegebenheiten zu prüfen.

„Einer ergebnisoffenen Prüfung steht nichts entgegen“, heißt es dazu aus dem Büro von Landesverkehrsreferent Udo Landbauer (FPÖ). Und seitens des Grundeigentümers „NÖ Bahnen“, vormals Növog, wird betont: „Entscheidungen über touristische Angebote und deren konkrete Ausformung liegen grundsätzlich bei der Region.“

Strecke zur touristischen Nutzung überlassen

Die NÖ Bahnen haben die Strecke Kienberg-Lunz „als prekaristische Überlassung zum Zweck der touristischen Nutzung“ an den Gemeindeverband Ybbstal vergeben. Der wiederum überlässt die spektakuläre Bergtrasse der NÖ Lokalbahnen Betriebsgesellschaft, die mit ehrenamtlichem Fachpersonal die Strecke erhält und den Fahrbetrieb organisiert.

Bahnfans kämpfen um den Ötscherland-Express

Im Mai wurde eine Probebaustelle auf der Bergstrecke abgewickelt 

Seit acht Jahren habe man vom Land NÖ die Zusage, dass mit Fördermitteln die Strecke saniert werde, so Malli. Konkret sind 1,5 Millionen Euro zugesagt. Dabei geht es auch um die Sicherheit. Um den NÖ Bahnen und dem Fördergeber zu beweisen, dass mit dieser Summe die vermorschten Holz- mit Stahlschwellen ausgetauscht werden können, wurde heuer sogar eine Probebaustelle abgewickelt. Dabei sanierten Freiwillige gemeinsam mit Profis der Firma Swietelsky einen Gleisabschnitt beim Gasthaus Paula.

Die KURIER-Anfrage am Freitag, ob die Zusage des Landes NÖ für die 1,5 Milllionen-Förderung noch hält, wurde aus dem Büro von LH-Vize Landbauer vorerst noch nicht beantwortet.

Indessen wird im Ötscherland für den Nationalfeiertag nochmals ein Eisenbahnfest vorbereitet. Der früher in Waidhofen/Y. an der Ybbstalbahn stationierte Nostalgieverein „Club 598“ ist mit seinem Wagenmaterial bereits nach Lunz gezogen und wird sich (11 bis 16 Uhr) vorstellen. Der Ötscherlandexpress rückt um 10 Uhr in Kienberg zur Sonderfahrt nach Lunz aus.

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