Fünf Tote durch Listerien: Käserei-Chef erschien nicht zu Prozess

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Geschäftsführer der Käserei Gloggnitz muss sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Er entschuldigte sich mit Bauchschmerzen und Übelkeit.

Fünf Tote und sechs - zum Teil schwer - Erkrankte hatte eine Listerien-Verunreinigung von Produkten der Käserei Gloggnitz im Bezirk Neunkirchen im Jahr 2021 gefordert. Heute, Mittwoch, sollte sich deshalb der Geschäftsführer am Landesgericht Wiener Neustadt verantworten. Ihm wird fahrlässige Tötung sowie grob fahrlässige schwere Körperverletzung vorgeworfen.

Doch der Mann erschien nicht zum Prozess. Zunächst unentschuldigt. Auch auf Anrufe der Richterin und seines Verteidigers reagierte der Mann nicht. Rund eine halbe Stunde nach Prozessbeginn traf dann jedoch eine Krankmeldung des Angeklagten ein. Wegen Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen könne er an der Verhandlung nicht teilnehmen. Diese wurde daher auf 26. September vertagt.

Mangelnde Hygiene

Der Mann habe "zwischen März 2020 und Oktober 2022 weder die erforderlichen Hygienebestimmungen eingehalten, noch sich mit diesen ausreichend auseinandergesetzt und die Durchführung von vom Lebensmittelinspektor aufgetragenen Mängelbehebungen unter anderem aus finanziellen Gründen unterlassen", wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor.

Schwere Vorwürfe

Außerdem soll der Geschäftsführer keine Eigenüberwachung durchgeführt und die erforderlichen Gerätschaften nicht ausreichend instandgehalten haben.

Die Folge: Listerien-Bakterien in Produkten der Käserei verursachten in Wien Erkrankungsfälle, davon fünf mit tödlichem Verlauf. Von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wurden Proben aus dem Betrieb analysiert. Man kam zu dem Ergebnis, dass der dabei festgestellte Listerienstamm nur in dem betroffenen Betrieb und bei den acht Erkrankten aufgetreten sei.

Der Abgleich mit Datenbanken, auch im Ausland, habe ergeben, dass dieser spezifische Erregerstamm nirgendwo sonst in Österreich und auch in keinem anderen EU-Land festgestellt worden sei, sagte ein AGES-Experte. Damit habe sich der Verdacht, dass die niederösterreichische Käserei die Quelle dafür sein dürfte, erhärtet. Ein Lebensmittel, das den Stamm enthielt, wurde bisher nicht gefunden.

Verdacht zunächst zurückgewiesen

Dem Betrieb wurde eine dauerhafte Sanierung mit vorübergehendem Produktionsstopp vorgeschrieben. Es erfolgte ein Rückruf für Kajmak, Trinkjoghurt und Frischkäse aus dem Unternehmen. Der Geschäftsführer hatte einen Zusammenhang mit seinem Betrieb zunächst zurückgewiesen und gemeint, der Fehler müsse anderswo liegen. Das Unternehmen werde regelmäßig kontrolliert, eigene Proben seien unauffällig gewesen.

Listerien seien in einem Restaurant in Wien festgestellt worden, in dem Produkte der Käserei angeboten wurden, hatte der Betreiber gemeint. Zuvor hatten routinemäßig durchgeführte Clusteranalysen der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit ergeben, dass acht seit 2020 aufgetretene Erkrankungen auf einen identen Listerienstamm zurückzuführen sind.

Listerien können Auslöser von Magen-Darm-Erkrankungen (Listeriose) und grippeähnlichen Symptomen sein. Bei bestimmten Personengruppen (Schwangeren, kleineren Kindern, älteren Menschen und Immungeschwächten) können ernste Krankheitsverläufe und Todesfälle auftreten. 

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