Todesfälle durch Listerien: Käserei war bisher "unauffällig"
Der Käserei-Betrieb war laut Lebensmittelaufsicht bisher völlig unauffällig, Beanstandungen hatten die Kontrollore bei ihren laufenden Routinebesuchen absolut keine. „Da gibt es schon ganz andere Lebensmittelhersteller, die es mit der Hygiene nicht so genau nehmen“, heißt es dazu von Insidern der Lebensmittelpolizei.
Dennoch steht die Käserei aus dem niederösterreichischen Gloggnitz im Fokus eines möglichen Listerienfalles mit acht Erkrankten und drei Toten seit 2020. „Wir sprechen aber immer noch von einem Verdachtsfall. Die Laborergebnisse stehen noch aus“, erklärt Christiane Riedl, Abteilungsleiterin für Veterinärangelegenheiten und Lebensmittelkontrolle des Landes NÖ.
Im Vorjahr gab es 38 dokumentierte Listerienfälle in ganz Österreich. Sieben Menschen starben. Diese Zahl geht laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) aus dem Epidemiologischen Meldesystems (EMS) hervor. Sorge bereiten den Behörden vor allem jene Erkrankungen, die keinem Verursacher zuzuordnen sind. Zumindest acht solcher Fälle mit einem identen Listerienstamm sind seit 2020 dokumentiert, drei Menschen starben daran. Laut AGES gibt es nach mehr als zwei Jahren erstmals konkrete Hinweise, dass der Verursacher die Käserei in Gloggnitz sein könnte. Die Firma hat sich auf traditionell serbische Produkte spezialisiert. Mehrere Opfer sollen in einem Lokal in Wien Erzeugnisse verzehrt haben.
Vergangene Woche folgte deshalb aus Vorsichtsgründen ein Produktrückruf für Frischkäse, Trinkjoghurt und Kajmak-Aufstrich aus der Molkerei. „Im Auftrag des Ministeriums wurden durch die Lebensmittelaufsicht Erhebungen im betroffenen Betrieb durchgeführt und neben einer umfangreichen Betriebsbesichtigung auch Proben entnommen“, erklärt Riedl. Bis Dienstag hat es allerdings noch keinen Nachweis von Listerien gegeben. Weitere Laborergebnisse werden kommende Woche erwartet.
Universität hilft
Zum Schutz werden alle Produkte vor der Vermarktung beprobt und erst nach der amtlichen Freigabe für den Vertrieb freigegeben. Mit der Universität Wien hat sich die Käserei nun einen externen Berater für die Lebensmittelkontrolle ins Boot geholt. Ein lückenloses System soll auf die Beine gestellt werden. „Wir können die Chargenfreigaben erst lockern, wenn die Eigenkontrolle funktioniert“, so Riedl.
Was die strafrechtlichen Ermittlungen wegen der Todesfälle anbelangt, ist die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt noch nicht aktiv geworden. Man warte darauf, welche Ergebnisse die Untersuchung der Lebensmittelaufsicht bringe.
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