Heimische Feuerwehr rüstet sich für Waldbrände

Heimische Feuerwehr rüstet sich für Waldbrände
Forstexperte warnt: Die Waldbrandgefahr steigt auch in Österreich. Landesfeuerwehrkommando stellt eine Spezialtruppe zusammen.

Waldbrände toben in Nordmazedonien, Griechenland, Italien und der Türkei – aber auch in Sibirien oder Kalifornien. Die Situation ist großteils dem Klimawandel geschuldet, sagt Forstsystemexperte Florian Kraxner in einem Interview mit der APA.

Laut Modellrechnungen steige die Waldbrandgefahr und -intensität in den kommenden Jahrzehnten auch in Österreich stark, wenn man die Klimaziele von Paris ignoriere. Der Experte forscht am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg und meint: „Wir haben berechnet, dass hier sowohl die Wahrscheinlichkeit, dass ein Feuer ausbricht, als auch deren Brandfläche zunehmen.“

 

Flammen schwer zu bekämpfen

Aufgrund der alpinen Landschaft seien die Flammen meist sehr schwer zu bekämpfen. „Es ist wegen der Hänge sehr gefährlich und wir haben hierzulande keine speziellen Waldbrandtruppen, auch wenn die Feuerwehr oft dafür geschult wird“, so Kraxner.

„Die Ausbreitungsgeschwindigkeit kann hangaufwärts sehr stark zunehmen und es ist für die Einsatzkräfte fatal, oberhalb eines Waldbrandes eingeschlossen zu werden.“ Das könne ihnen sogar passieren, wenn sie von unten her auf das Feuer zugehen. „Es fällt auch immer wieder brennendes Material wie Wurzelstöcke den Hang hinunter und entzündet ihn zusätzlich von unten“, erklärte der Experte, dadurch können die Einsatzkräfte von unten vom Feuer unterlaufen werden.

„Massiv aufgerüstet“

Niederösterreichs Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner kennt das Problem und lässt sich von solchen Warnungen nicht aus der Ruhe bringen. „Wir haben aufgrund der Prognosen der Klimaforscher schon in den letzten Jahren massiv aufgerüstet“, betont er. So seien Kontakte in Portugal genutzt worden, weil die dortigen Feuerwehren seit vielen Jahren mit schweren Waldbränden konfrontiert sind.

Daher habe das Landesfeuerwehrkommando eine Mannschaft zur Ausbildung nach Portugal entsandt, die in Niederösterreich einen Sonderdienst mit 400 Waldbrand-Bekämpfern ausbilden soll. „Diese Kräfte müssen natürlich auch speziell ausgerüstet werden – vom Stiefel bis zum Helm. Weil man zu solchen Einsätzen nicht mit der Schutzausrüstung für einfache Hausbrände ausrücken kann“, erklärt Fahrafellner. Das Budget im Bereich Katastrophenschutz sei daher entsprechend angepasst worden.

Parallel dazu schafft das Landeskommando gerade acht spezielle Fahrzeuge an, hoch geländegängig, mit wassergekühlten Rädern, wassergekühlter Fahrerkabine und Hitzeschutz an den Bodenplatten. „Außerdem neun Pickups, die kleiner sind und daher in unwegsames Gelände besser vordringen können“, berichtet der Kommandant.

Heimische Feuerwehr rüstet sich für Waldbrände

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner (Mitte)

Theoretische Modelle

Doch nicht nur an der vordersten Front wird aufgerüstet. In der Zentrale werden theoretische Einsatzmodelle durchgespielt, sagt Fahrafellner. Dazu werden mittels Beamer unterschiedliche Szenarien in einen modellierbaren Sandkasten projiziert. „So können wir uns anschauen, wie wir Verteidigungslinien aufbauen, um Dörfer und Menschen zu schützen.“

Man sei also für kommende Gefahren gerüstet, betont der Kommandant: „Wenn ich jetzt erst anfangen würde, mich mit dem Thema zu beschäftigen, wäre das zu spät, aber wir bereiten uns schon seit Langem vor. Wir haben in Niederösterreich insgesamt 99.000 Feuerwehrmitglieder, davon 6.000 im Katastrophendienst. Was wir können, hat man aktuell in Nordmazedonien gesehen, wo wir viele Dörfer und Menschen gerettet haben, die es ohne den Einsatz der österreichischen Feuerwehren jetzt nicht mehr geben würde.“

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