Feuerwehr-DNA im Blut: Er managte den größten Waldbrand der Geschichte
Josef Huber war 13 Tage lang Einsatzleiter bei der Katastrophe in NÖ. Wie er mit Unkenrufen umgeht und warum eine Hubschrauberflotte von der ersten Sekunde an nichts geändert hätte
06.11.21, 17:00
Wenn wer Feuerwehr-DNA im Blut hat, dann ist es Josef Huber (58). Sein Ururgroßvater war 1874 Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Aspang (Bezirk Neunkirchen). Der Ururenkel ist dort heute Kommandant. „Das Engagement bei der Feuerwehr ist seit Generationen überliefert“, sagt Huber, der seit er 15 Jahre alt ist, eine Feuerwehruniform trägt.
Dreizehn Tage lang war der Bezirksfeuerwehr-Kommandant und Chef des nö. Feuerwehr-Landesführungsstabes der wohl gefragteste Uniformierte Österreichs. Als Einsatzleiter beim größten Waldbrand, den es hierzulande je gab, lastete auf ihm die Verantwortung für fast 9.000 Einsatzkräfte, die unter teils lebensgefährlichen Bedingungen im felsdurchsetzten Gelände am Mittagstein bei Hirschwang an der Rax das Feuer löschten.
"Blödsinn"
Wenn nun der streitbare Flugunternehmer Roy Knaus in den Raum stellt, dass das Feuer unterschätzt wurde und es nicht so weit hätte kommen müssen, hat Huber eine klare Antwort: „Blödsinn. Selbst wenn wir gleich nach dem Ausbruch schon acht Hubschrauber in der Luft gehabt hätten, hätten wir dieses Feuer nicht gelöscht“. Durch den Wind glich die Ausbreitung in den Anfangsstunden einem Inferno. „Vom Tal aus waren meterhohe Flammen mit freiem Auge zu sehen“, schildert der Einsatzleiter. Nach dem ersten Erkundungsflug schwante den Einsatzkräften schon Böses. Als später der Waldbrand zum Katastropheneinsatz erklärt wurde, stand es einige Male Spitz auf Knopf, dass das Feuer auch auf umliegende Gebiete wie Rax und Feichter übergreifen könnte.
Strategie
Wenn man Huber heute fragt, ob man strategisch anders hätte vorgehen sollen, beantwortet er das mit einem klaren „Nein“. „Das klingt für einen Außenstehenden vielleicht überheblich“. Die Entscheidungen würden aber dieselben sein.
Das extrem steile und gefährliche Gelände habe bei dieser Katastrophe den größten Unterschied zu den bisherigen Waldbrand-Einsätzen ausgemacht. Das Feuer wurde zwar zu Spitzenzeiten mit bis zu 16 Löschhubschraubern und Flugzeugen gleichzeitig aus der Luft bekämpft. Ohne die Bodentruppen wäre dies aber wie ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen. „Wegen der Glutnester muss man die Bereiche händisch aufgraben, ausholzen und das Feuer abtöten. Und das ist eine Knochenarbeit“, schildert der Brandrat, der in seinem Brotberuf ein Glaserei-Unternehmen führt. Berg- und Höhenretter mussten die Feuerwehrleute teilweise mit Seilen vor einem Absturz sichern. Die Risiken waren hoch, es gab immerhin 14 Verletzte.
Zugutegekommen sei der Feuerwehr, dass man in NÖ nicht zuletzt wegen des Klimawandels erst kürzlich den Sonderdienst „Flur- und Waldbrandbekämpfung“ geschaffen hat. Huber und seine Kollegen haben sich viel Wissen, Einsatztechniken und Strategien bei Experten in Portugal angeeignet. Außerdem wurden geländegängige Fahrzeuge und entsprechende Waldbrand-Ausrüstung angeschafft.
Die Feuertaufe erlebten mehr als 300 nö. Feuerwehrleute im Zuge eines Hilfseinsatzes bei den massiven Waldbränden im August in Nordmazedonien. „Zugute kommt uns vor allem unsere enorme Mannstärke. Wir hätten laufend auf 6.000 Leute zurückgreifen können“, erklärt der Einsatzleiter.
Tränen zum Abschluss
Nachdem am Samstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Hirschwang von Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP), Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner und Einsatzleiter Josef Huber "Brand aus" gegeben wurde, kam es zu emotionalen Szenen. Uniformierte fielen sich in die Arme, es flossen auch reichlich Tränen. Die Last und Anspannung von 13 Tagen fiel von den Einsatzkräften ab. Mit einem abschließenden, gemeinsamen Funkspruch zollte das Führungstrio den eingesetzten Helfern ihren Respekt.
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