Felssturz in der Wachau: "Umsatztechnisch eine riesige Katastrophe"

Felssturz in der Wachau: "Umsatztechnisch eine riesige Katastrophe"
Wirte in der Region sprechen von Einbußen durch die Straßensperre. Für Radfahrer und Fußgänger richtet das Land NÖ nun eine Fähre ein, damit die Sperre umschifft werden kann.

Es sind triste Bilder, die man vor wenigen Tagen auf der Facebookseite des Restaurants De Daniels sehen konnte: Ein vollkommen leerer Gastgarten des Aggsteiner Lokals. Denn seit dem Felssturz in Schönbühel-Aggsbach (Bezirk Melk) ist der betroffene Straßenabschnitt gesperrt. Wirte zittern nun um die Hauptsaison.

Damit zumindest Radfahrer und Fußgänger den betroffenen Abschnitt umschiffen können, plant man vom Land NÖ einen Fährbetrieb. Dieser soll den Tourismus auf dem Südufer "rasch wiederbeleben", sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Startzeitpunkt ist spätestens mit den Sommerferien.

Denn aktuell geht man davon aus, dass die B33 und der Donauradweg den gesamten Sommer über nicht befahrbar sind. Festlegen möchte man sich hier nicht, eine genauere Prognose sei in ein paar Wochen nach einer weiteren Begehung möglich, heißt es bei einem Mediengespräch. Laut Geologen herrsche im Sperrgebiet ein Risiko, dass weiteres Gestein abgehe, sagte Mikl-Leitner. Sicherheit habe oberste Priorität.

"Betriebe werden im Stich gelassen"

Ein Rundruf bei Gastronomen in der Wachau zeigt, dass die Sorge groß ist. "Die Radfahrer machen einen großen Teil unserer Kundschaft aus", sagt Oliver Daniels vom Restaurant De Daniels. Ob die Fähre reicht, könne er nicht sagen, bezeichnet den Plan aber als "Grund zur Hoffnung". Aktuell mache man nämlich gar kein Geschäft. Die Autofahrer würden aber auch mit Fährbetrieb fehlen.

Noch drastischer sieht Marie-Theres Essl vom Landgasthaus Essl in Rührsdorf die aktuelle Lage. Touristinnen und Touristen würden glauben, dass die ganze rechte Donauseite gesperrt ist. "Umsatztechnisch ist es eine riesige Katastrophe", so Essl. "Wie manche Betriebe das überleben sollen, ist die Frage." Es sei schon unter normalen Umständen schwierig, gute Mitarbeiter zu finden. Das könne sich jetzt noch verschärfen.

Die Fähre sei besser als nichts, so die Gastronomin. Sie wisse aber nicht, ob die Touristen die Fahrt auf sich nehmen. Dass es derzeit keine finanzielle Hilfe vom Land gibt, stößt Essl außerdem sauer auf. "Die Betriebe werden vom Land im Stich gelassen." Ob es eine finanzielle Unterstützung geben wird ist laut Informationen des Landes NÖ noch offen. Eine Entscheidung dazu soll erst nach dem Saisonende fallen.

Verunsicherte Touristen

Seit der Sperre seien Gäste verunsichert, berichtete auch Mario Pulker, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Niederösterreich: "Wir haben Stornierungen erhalten, die Lokale waren leer." Mit dem angekündigten Fährbetrieb hoffe man wieder auf Buchungen.

Von 9.00 bis 18.00 Uhr soll ein 15-Minuten-Takt eingerichtet werden, die Fahrzeit soll fünf bis acht Minuten betragen. In Spitzenzeiten soll der Takt verdoppelt werden. Als "Zeichen der Solidarität" gebe es zudem einen Preisnachlass für Pkw auf den Fähren Spitz und Weißenkirchen, zudem werden die Betriebszeiten ausgedehnt, sagte der Spitzer ÖVP-Bürgermeister Andreas Nunzer, Obmann der Wachauer Welterbegemeinden.

Felssturz in der Wachau: "Umsatztechnisch eine riesige Katastrophe"

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mit Bernhard Schröder (li.) und Mario Pulker.

Die Fähre soll beide Ortschaften (rund 800 Meter) verbinden, konkret von der Schiffsanlegestelle in Aggsbach-Dorf bis zur Slipanlage (Betonrampe) in Aggstein. Die Stege müssen noch gebaut werden. Der Betrieb wird ausgeschrieben. Die Finanzierung kommt vom Land, der Niederösterreich Werbung und der betroffenen Gemeinde.

Laut Pulker sind von Mai bis Oktober normalerweise in dem betroffenen Abschnitt über 12.000 Radfahrer pro Monat unterwegs. Nach dem ersten Quartal 2024 liege der Tourismus in der Wachau "eigentlich auf Rekordkurs", meinte er. Auf der Südseite der Donau in der Wachau gibt es 114 Nächtigungsbetriebe mit 409 Zimmern und 1.887 Betten. 

13.000 Kubikmeter an Felsgestein waren am 3. Juni zwischen den Ortschaften Aggsbach-Dorf und Aggstein auf die B33 und den Donauradweg abgegangen. Der Straßenabschnitt wurde gesperrt, eine Frau wurde leicht verletzt.

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