„Falsche“ Straßenseite kann 34 Euro Klimabonus kosten

„Falsche“ Straßenseite kann 34 Euro Klimabonus kosten
Kurios: Die regionale Aufteilung in Niederösterreich ist nicht immer nachvollziehbar.

Die regionale Gliederung des in der aktuellen Steuerreform vorgesehenen Klimabonus treibt in Niederösterreich mitunter kuriose Blüten. In manchen Fällen können wenige Meter darüber entscheiden, in welche der vier Klassen man aufgrund der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln eingeteilt wird und wie hoch somit der Bonus ausfällt.

In Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) etwa erhalten in der Ketzergasse an der Stadtgrenze zu Wien Bewohner eines Hauses mit ungerader Hausnummer 133 Euro, weil sie Niederösterreicher sind, ihre Nachbarn gegenüber mit gerader Hausnummer jedoch nur 100 Euro als Wiener mit angeblich besserer Öffi-Anbindung. Und Mödlings SPÖ-Abgeordneter Hannes Weninger hat weitere Fälle entdeckt. In der Hagenauertalstraße zwischen Gießhübl und Hinterbrühl dürfen ungerade Hausnummern 167 Euro erwarten, ihre Nachbarn auf der anderen Straßenseite nur 133 Euro. „Warum, kann mir niemand erklären“, so Weninger, der fordert: „Es braucht einen sozialen Ökobonus und nicht einen, der sich blind an der Postleitzahl orientiert.“

Gleiche Bushaltestelle - unterschiedlicher Bonus

Auf der zu Mödling gehörenden Seite der Brühlerstraße gibt es 133 Euro, auf Hinterbrühler Seite aber 167 Euro, obwohl die Bewohner dieselbe Bushaltestelle benützen.

Ähnlich sieht das der Badener SP-Abgeordnete Andreas Kollross, der fragt: „Was genau unterscheidet die Einwohner von Tattendorf oder Teesdorf, die 167 Euro bekommen, von den Bürgern in den Nachbargemeinden Oberwaltersdorf und Trumau, die 200 Euro Bonus erhalten?“

Wiener benachteiligt

In Oberweidlingau bei Wien-Auhof an der Grenze zu Purkersdorf erhalten Wiener um 33 Euro weniger als ihre niederösterreichischen Nachbarn, obwohl ihr Fußweg zur S-Bahn-Station Purkersdorf-Sanatorium sogar länger ist. „Ich gehe als Wiener nach Niederösterreich, um den Zug nach Wien zu nehmen. Die Politik tut aber so, als ob ich die U-Bahn vor der Tür hätte“, schildert ein Anrainer. Wiener, die in Hainbach oder im Augustinerwald wohnen, erhalten sogar 67 Euro weniger als ihre Nachbarn in Mauerbach, obwohl sie in denselben Regionalbus einsteigen.

"Klassifizierung durch Statistik Austria"

Es geht aber auch umgekehrt: Raasdorf bei Wien mit Bahnhof auf der Strecke Wien-Bratislava und keine fünf Kilometer von einer U2-Station entfernt, erhält den höchstmöglichen Ökobonus von 200 Euro – wird also gleich kategorisiert wie etwa Litschau im Waldviertel oder Klaffer am Hochficht im Mühlviertel.

Aus dem zuständigen Umweltministerium heißt es dazu: „Die Klassifizierung wurde von Experten der Statistik Austria auf Basis des Urbanisierungsgrades und der ÖV-Anbindung vorgenommen. Diese Einordnung liegt nun vor.“

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