EVN-Chef verteidigt teurere Tarife: „Versorgungssicherheit kostet Geld“

EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz (M.) und Unternehmenssprecher Stefan Zach
Stefan Szyszkowitz, Vorstand des Landesenergieversorgers, zur Kritik an Tarifen und Vertragsumstellungen sowie zu Entwicklungen am Energiemarkt.

Sein Unternehmen stand zuletzt praktisch unter Dauerfeuer. Weil der niederösterreichische Energieversorger EVN mit seinen Tarifen teilweise deutlich über jenen zahlreicher Billiganbieter aus dem In- und Ausland liegt, man gleichzeitig aber eine Sonderdividende an Aktionäre ausschüttet, musste sich Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz viel Kritik anhören – von Konsumentenschützern ebenso wie vonseiten der Landes- und Bundespolitik.

Doch er argumentiert: „Die Energiekrise ist in ihrer Intensität ein Jahrhundert-Ereignis. Als im Vorjahr die Angst vor leeren Gasspeichern bestand, mussten wir Versorgungssicherheit herstellen. Durch Einkäufe zu Preisen, die deutlich über den derzeitigen gelegen sind. Dafür wurden wir damals von niemandem kritisiert.“

Beim Gas- und Stromgeschäft sei daher trotz positivem Gesamtergebnis an Gewinne auch bei den aktuell angebotenen Tarifen nicht zu denken, betont der EVN-Chef mit Verweis auf 400 Millionen Euro Zwischenfinanzierung für die Energiekäufe. „Und ich befürchte, das wird noch einige Jahre so bleiben. Versorgungssicherheit kostet Geld. Neu in den Markt eintretende Mitbewerber müssen das nicht berücksichtigen.“ Von 62 Energieanbietern im Herbst 2022 seien im Jänner nur mehr 12 in Niederösterreich aktiv gewesen.

Preise steigen wieder

Angesichts des Rückgangs bei Großhandelspreisen hat die EVN Preisreduktionen zwischen 15 und 20 Prozent in Aussicht gestellt. Wobei Szyszkowitz relativiert: „Im Juni gehen die Preise schon wieder deutlich nach oben.“ Eine Prognose für die kommenden Monate sei schwierig.

Rund fünf Prozent des Haushaltseinkommens haben Kunden vor der Krise für Energie ausgegeben, weiß der EVN-Vorstand. Aktuell wären es 12 Prozent, gäbe es nicht staatliche Unterstützungen – dank dieser käme man de facto auf etwa sieben Prozent. Auf die gestiegenen Preise haben die Kunden erwartungsgemäß im Winter reagiert. „Beim Heizen wurde um 12 bis 14 Prozent reduziert“, sagt Syszkowitz. „Es hat sich generell ein anderes Verhältnis zum Energieverbrauch entwickelt.“

Neue Verträge

Für Aufsehen hatte die EVN zuletzt auch durch die Kündigung von 300.000 Verträgen gesorgt. Der Grund: Indexbedingt wären diese Tarife deutlich nach oben gegangen, man bot stattdessen günstigere Verträge an. Fast 230.000 Niederösterreicher haben dieses Angebot bereits angenommen.

All jene, von denen es keine Rückmeldung gab, werden nun noch einmal kontaktiert, kündigt Szyszkowitz an. Man biete überdies Hausbesuche an. Jedenfalls werde in diesen Fällen nicht – wie angekündigt – mit 30. Juni die Energielieferung eingestellt.

"Smarte Tarife"

Einsparpotenzial sieht der EVN-Chef für Benutzer neuer Smart Meter, also digitaler Verbrauchsmessgeräte. Hier soll eine gezielte Nutzung zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten helfen, günstigere Tarife zu wählen.

Der geforderten Sonderprüfung seines Unternehmens sieht er entspannt entgegen. „Wir werden laufend intern und extern geprüft. Aktuell gerade wieder vom Rechnungshof. Wenn dadurch ordentliches Gebaren bestätigt wird, hoffe ich, dass das Vertrauen schafft.“

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