Europaweiter Bahnausbau soll Güterverkehr auf Schiene bringen
Mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. Das wollen sowohl das Land NÖ als auch die niederösterreichische Industriellenvereinigung (IV), wie Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und IV-Präsident Kari Ochsner bei einem gemeinsamen Pressetermin am Freitag betonten.
Ruf nach Harmonisierung
Weil rund 60 Prozent aller Güterzüge mittlerweile aber mindestens eine Landesgrenze überqueren, seien die unterschiedlichen Schienen- und Stromsysteme in den einzelnen Staaten oft ein massives Hindernis für einen europaweiten Warentransfer per Bahn. Hier für eine Harmonisierung zu sorgen, sei daher dringende Aufgabe der Europäischen Kommission, forderte Mikl-Leitner.
"Gerade für uns als Land mit einer stark exportorientierten Industrie ist das wichtig", betonte die Landeshauptfrau. Die EU-Kommission sei daher gefordert, den Fokus im nächsten EU-Finanzrahmen auch auf den Bahnbereich zu setzen: „Es ist absurd, dass Züge, die von Österreich nach Italien fahren, bei jedem Grenzübertritt Bremstests absolvieren müssen."
Starke Zulieferindustrie
Im Einsatz für eine nachhaltige Wirtschaft spiele der Schienengüterverkehr eine zentrale Rolle, betonte IV-Präsident Ochsner. "Hier kann die Wirtschaft in Niederösterreich mit einer starken Zulieferindustrie einen wesentlichen Beitrag leisten.“ Einer dieser Zulieferer, die Firma Knorr-Bremse in Mödling, war daher am Freitag auch als Schauplatz für ein von der IV NÖ initiiertes Treffen mit Vertretern aus rund 50 Unternehmen ausgewählt worden. Man wolle gemeinsam Lösungen und Strategien für eine nachhaltige Zukunft der Bahnindustrie diskutieren, hieß es.
„Solange allerdings ein wesentlicher Kostennachteil vom Bahntransport im Vergleich zum Transport auf der Straße besteht, ist es notwendig, den Güterverkehr zu fördern", gab Ochsner zu bedenken. Das Land Niederösterreich tut dies in ländlichen Gebieten mit 200 Euro pro Waggon. "Ohne diese Unterstützung wäre es für Unternehmen einfach nicht wirtschaftlich, auf die Bahn umzusteigen", betonte der IV-Präsident.
Betrieben müssen außerdem "Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und eine präzise Kosten- und Lieferkettenplanung" gewährleistet werden. Hiezu fordert die IV unter anderem ein eigenes Güterverkehrsnetz neben jenem für den Personentransport.
ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä erinnerte an bevorstehende Investitionen von knapp 5,4 Milliarden Euro allein in Niederösterreich bis 2029. "Damit sollen die Kapazitäten für den Güterverkehr auf der Schiene deutlich ausgebaut werden, um das prognostizierte Verkehrswachstum bis 2040 bewältigen zu können." Als Beispiele für aktuell unfaire Wettbewerbsbedingungen nannte er die Mautpflicht auf der Schiene im Gegensatz zur Straße sowie die Kostenbeteiligung der Unternehmen an Anschlussbahnen.
Digitalisierung des Güterverkehrs
Knorr-Bremse fertigt nicht nur Bremssysteme, sondern darüber hinaus zahlreiche weitere Bauteile für die Bahnindustrie und für Bahnbetreiber. Aktuell in Entwicklung: eine "Digitale Automatische Kupplung". Geschäftsführer Jörg Branschädel: "Sie automatisiert nicht nur den bisher manuellen Kupplungsprozess, sondern ermöglicht über ihre elektrische Schnittstelle die Automatisierung und Digitalisierung des gesamten Schienengüterverkehrs." Man arbeite aktuell als Teil eines Forschungsprojekts daran, ein serienreifes Produkt herzustellen.
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