Hightech-Zug kann bei Tunnelunfällen retten und löschen zugleich

Rettungstechnisch spielt der nue ÖBB-Servicejet alle Stückerl
Mit einer Hightech-Innovation reformieren die ÖBB und die Feuerwehren gemeinsam mit dem Schweizer Schienenfahrzeugkonzern Stadler das Rettungswesen auf den Bahnen. In Kooperation wurde ein neuer Lösch- und Rettungstriebzug entwickelt, der dem Stand der letzten Technik entspricht.
Im St. Pöltner ÖBB-Bildungscampus wurde der neue Zug, der im Ernstfall 311 Passagiere binnen weniger Minuten aus einem Tunnel retten kam, einem staunenden Fachpublikum präsentiert.

Präsentation im ÖBB-Bildungscampus
Der Zug, der ÖBB-intern den Namen Servicejet trägt, wird nicht nur bei Unfällen, sondern auch für Tunnelwartungsarbeiten genutzt. Er stelle im Notfallmanagement des Bahnwesens weltweit einen neuen Standard dar, ist ÖBB-Infrastruktur-Vorstand Johann Pluy überzeugt. Insgesamt wurden 18 derartige Züge mit einem Investitionsvolumen von 230 Millionen Euro beim Stadler-Konzern bestellt.
Die Ingenieurleistungen und die Entwicklungskooperation mit den Feuerwehren sei intensiv und genial gewesen, so Pluy. Die Anschaffung selbst nennt er teuer, aber voll dem Sicherheitsanspruch der ÖBB entsprechend.

Der neue Zug wird die bisher verwendeten und bei den Feuerwehren stationierten Tunnelrettungsfahrzeuge, die bei Notfällen auf der Straße zufahren und dann auf Zugrädern auf den Schienen weiterrollen können, ersetzen.
Beeindruckende Technik
Die technischen Daten des Jets, der in St. Pölten im Rahmen einer Leistungsshow präsentiert wurde, sind beeindruckend. Der gesamte Zug ist druckdicht geschlossen und an beiden Enden mit einem Führerstand ausgestattet. So ist es möglich Gerettete bei Rauch- und Gasbedrohung sicher evakuieren zu können. Der Lokführer kann innerhalb des Zuges von einem Führerstand zum anderen wechseln.

Führerstand des Servicejet
18 Feuerwehrleute, die sich im Zug mit Atemschutzgeräten ausrüsten, können zum Einsatzort gebracht werden. Höchsttempo des Kolosses beträgt 160 km/h. An einer Brandstelle angelangt, können an jedem Ende drei von innen gesteuerte Wasserwerfer zum Löschen eingesetzt werden. 40.000 Liter Wasser und 1.200 Liter Schaummittel hat der Rettungszug an Bord.

Feuerwehrausstattung
Einzigartig ist auch der dreifach gesicherte Antrieb: Fällt die Stromzufuhr mit 3.000 Kilowatt Leistung über die Oberleitung aus, sichert ein 600-KW-Akku den Betrieb, ist dieser erschöpft, können zwei Dieselmotoren, je 780 KW, gestartet werden. Aufgrund seiner Kraft ist der Servicejet auch in der Lage auf der Strecke liegen gebliebene Züge abzuschleppen.

Passagierraum
Der Rettungsjet bedeute auch für die Feuerwehren den Eintritt in eine neue Ära, Einsätze auf Bahntrassen seien immer eine Herausforderung, erklärt der Präsident des Bundesfeuerwehrverbands Robert Mayer. Um die Nutzung des Zugs zu optimieren, hätten die Feuerwehren aus allen Bundesländern ein gemeinsames Einsatz- und Ausbildungskonzept erarbeitet. Der Übungs- und Ausbildungsaufwand sei für die Freiwilligen groß , so Mayer.

Beeindruckte Präsentationsgäste: NÖ FF-Tunnelreferent Huber, Landeskommandant Fahrafellner, Bgm Stadler und Bundes-FF-Präsident Mayer (M.)
Erstmals eingesetzt wird der neue Sicherheitsjet auf der Koralmbahn zwischen der Steiermark und Kärnten, wo der 33 Kilometer lange Koralmtunnel das Herzstück bildet.
Wie NÖ Landesfeuerwehrpräsident Dietmar Fahrafellner und der NÖ Tunnelfachreferent Josef Huber berichten, sind für NÖ vier Servicejets vorgesehen. Stationiert werden sie im Bereich des Semmeringtunnels, in St. Pölten, sowie in den Bahnhöfen Amstetten und St. Valentin.
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