Erdkabel oder Hochspannung? Werbetour, um Blackout zu verhindern

Erdkabel oder Hochspannung? Werbetour, um Blackout zu verhindern
In der Buckligen Welt ist das Stromnetz am Limit. Die neu geplante 110-kV-Leitung stößt aber nicht überall auf Gegenliebe.

Der ungebremste Photovoltaik-Boom der vergangenen Jahre hat in manchen Regionen Niederösterreichs das Stromnetz an seinen Kapazitätsgrenzen gebracht. Um ein Blackout zu verhindern, muss vielerorts dringend in die Infrastruktur investiert werden.

Dies scheint so weit unumstritten. Uneinigkeit herrscht allerdings darüber, wie der Ausbau des Stromnetzes zu erfolgen hat.

Die Gemeinde Krumbach (Bezirk Wiener Neustadt) und zahlreiche Grundbesitzer in der Buckligen Welt stemmen sich wie ein "gallisches Dorf" gegen die Pläne der Netz Niederösterreich, eine 110-kV-Hochspannungsleitung von einem neuen Umspannwerk über 18 Kilometer Länge bis nach Edlitz (Bezirk Neunkirchen) zu bauen.

Stattdessen wollen die Krumbacher, wie berichtet, ein quasi unsichtbares Erdkabel.

Erdkabel oder Hochspannung? Werbetour, um Blackout zu verhindern

Die Netz NÖ stellt das Projekt in der Buckligen Welt vor

Ein klares "Nein“ dazu kommt von Netz NÖ. Derzeit werden in ganz Europa Leitungen im Mittelspannungsnetz (110 kV) außerhalb großer Städte fast ausschließlich als Freileitungen verlegt.

Auf Werbetour für Freileitung

Dieser Tage startete die EVN-Tochter deshalb eine Art Werbetour mit Infoveranstaltungen in den betroffenen Standortgemeinden entlang der geplanten Leitung.

Rund 150 Besucher kamen laut Netz NÖ der Einladung in den Gemeinden Edlitz, Thomasberg und Lichtenegg nach. In der letzten Juniwoche geht es noch ins "gallische Dorf" Krumbach. "Spannende und konstruktive Gespräche haben bei uns stattgefunden“, erzählt Josef Schrammel, ÖVP-Bürgermeister der Gemeinde Lichtenegg.

Erdkabel oder Hochspannung? Werbetour, um Blackout zu verhindern

Projektleiter Patrick Picher mit Lichteneggs Bürgermeister Josef Schrammel bei der Infoveranstaltung

Laut dem Projektleiter der Netz NÖ, Patrick Picher, habe es "viele gute Anmerkungen“ von Seiten der Bevölkerung gegeben. "Das Wissen und die Akzeptanz über die Notwendigkeit dieser Projekte für eine erneuerbare Energiezukunft war enorm“, sagt Picher. 

Die Gründe für eine Hochspannungsleitung liegen laut Netz NÖ auf der Hand. Schäden könnten im Vergleich zu einem Erdkabel rascher bemerkt und repariert werden. Bei einem Erdkabel komme es zu einer "langwierigen Suche und Grabungen nach der Fehlerquelle“.

360 Millionen Euro für den Netzausbau

Die Ziele der österreichischen Klima- und Energiestrategie sehen bis 2030 eine Vervielfachung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen vor. Gleichzeitig steige der Verbrauch elektrischer Energie stark an. Bis 2030 plant die Netz NÖ deshalb im Bundesland 40 neue Umspannwerke. Außerdem werden pro Jahr 700 neue Trafostationen sowie rund 1.000 Kilometer Mittel- und Niederspannungskabel gebaut.

Heuer investiert Netz NÖ etwa 360 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur.

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