Erdbebenserie: Das Wiener Becken kommt nicht zur Ruhe

Im niederösterreichischen Semmeringgebiet (Bezirk Neunkirchen) hat in der Nacht auf Montag zum dritten Mal binnen weniger Tage die Erde gebebt.
Auch wenn es für manche Betroffenen eine beängstigende Wirkung hat, ungewöhnlich ist das Naturschauspiel in dieser Gegend nicht. Die Erschütterungen der Magnitude 2,3 wurden im Großraum Gloggnitz deutlich wahrgenommen, berichtete der Österreichische Erdbebendienst Geosphere Austria. Das Beben wurde durch einen deutlichen Ruck verspürt und war von Grollen des Untergrundes begleitet.
Am Dienstag in den frühen Morgenstunden war im Raum Gloggnitz ein leichtes Erdbeben der Stärke 1,2 registriert worden. Freitagmittag wurde sechs Kilometer östlich des Semmerings eine Magnitude von 1,4 verzeichnet. Verspürt wurden die schwachen Erschütterungen in den Gemeinden Otterthal und Raach am Hochgebirge.
Bebenschwarm
Dass im südlichen Niederösterreich die Erde deutlich öfter bebt, als in anderen Regionen Österreichs, ist hinlänglich bekannt. Ein Blick zurück ins Jahr 2023 macht das besonders deutlich. Am 30. März 2023 war es mit einem äußerst kräftigen Beben der Magnitude 4,2 zum Beginn einer wochenlangen Serie gekommen.
Seismologen bezeichnen dieses Phänomen als Bebenschwarm. Binnen eines Monats wurden damals im Wiener Becken mehr als 320 Beben registriert. Laut Experten kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine solche Häufung von kleineren Erschütterungen ein größeres Beben ankündigt. Eine Prognose sei aber nicht möglich. Das Wiener Becken gilt generell als "tektonisch aktives Erdbebengebiet“.
Erdkrustenteil drängt nach Osten
Das liegt an einer horizontalen Verschiebung der Erdschichten in der Mur-Mürztal-Furche im südlichen Wiener Becken, so Geosphere Austria.
Wie Seismologen erklären, wird der östliche Erdkrustenteil in dieser Region weiter nach Osten gedrängt. Durch diese Bewegung entstand einst der Graben des Wiener Beckens, das von einer Tiefenstörung durchquert wird.
Diese erstreckt sich von Seebenstein im Bezirk Neunkirchen über Wiener Neustadt, Ebreichsdorf (Bezirk Baden) und Schwadorf (Bezirk Bruck an der Leitha) bis nach Marchegg (Bezirk Gänserndorf) nördlich von Wien.
Einstürzende Kirchen im Jahr 1590
Historisch betrachtet gab es in Ostösterreich schon einige Beben mit schweren Schäden. Am 15. September 1590 erschütterte ein Erdbeben Wien und Niederösterreich, zeitgenössische Berichte beschreiben dramatische Szenen. Der Stephansdom und andere Kirchen in Wien wurden schwer beschädigt, die Michaelerkirche stürzte teilweise ein.
Am 8. November 1939 ereignete sich in Ebreichsdorf ein Beben mit der Magnitude 5,0. Am 16. April 1972 ließ ein Beben (Magnitude 5,3) in Seebenstein bei Neunkirchen Gebäudeteile einstürzen.
Am 11. Juli 2000 ereignete sich in Ebreichsdorf das stärkste Erdbeben seit Seebenstein 1972 mit einer Magnitude von 4,8. Mehr als 1.000 Meldungen über Schäden und Wahrnehmungen gingen damals beim Österreichischen Erdbebendienst ein.
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