Als die Erde „schröklich und forchtsam“ bebte

Es war der 15. September 1590, als gegen Mitternacht in Wien das Chaos losbrach. Die Erde bebte – und das „so grausam schröcklich vnd forchtsam“, dass die Menschen schreiend auf die Straßen liefen und alle Gebäude „sich allezeit erreget/ beweget/ erschüttelt/ vnd gerüttelt/ nicht anders/ als würde die Statt, inn einem augenblick versincken vnd vndergehen“.
Auch wenn diese zeitgenössische Schilderung übertrieben sein wird, das Beben von 1590 hatte es in sich. Mit einer geschätzten Magnitude von 6 richtete das Erdbeben mit dem Epizentrum im Bereich des Wienerwaldes um Ried am Riederberg vor allem im Tullnerfeld und in Wien große Schäden an und forderte auch Todesopfer. Die Türme der Michaelerkirche und der Schottenkirche stürzten zum Teil ein und beschädigten die Dächer. Auch andere Kirchen wie der Stephansdom oder die Jesuitenkirche erlitten Schäden. Das Erdbeben hatte „…die khürchen dermassen zerschmettert und zerlittert, das man nit darein darf“. Auch ein „weltlicher“ Schaden ist dokumentiert: Im Gasthaus „Zur guldnen Sonne“ in der Rotenturmstraße waren durch dessen Einsturz neun Tote zu beklagen.
Serie fortgesetzt
Das „Neulengbacher Erdbeben“ ist das stärkste bekannte Erdbeben in Österreich mit einer Magnitude von geschätzt sechs. 3,4 hatte das jüngste Erdbeben in Österreich, das sich am Samstag gegen Mittag im Wiener Becken ereignete. „Dieses Beben wurde wie die vorangegangenen in der Region deutlich verspürt“, teilte dazu die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit. Es könne bei dieser Stärke vereinzelt zu leichten Schäden kommen. Es gab am Samstag rund 300 Meldungen.
Das Beben vom Samstag steht in einer ganzen Serie von Erschütterungen in der Region, die am 30. März mit einem Beben der Stärke 4,6 in Neunkirchen einsetzte. Es war deutlich spürbar und es gingen bei der ZAMG auch mehr als 10.000 Meldungen ein. Erst am Freitagabend war wieder im Bezirk Neunkirchen ein Erdstoß der Stärke 3,7 verzeichnet worden.

Das Erdbeben als Strafe von oben: Ein Holzschnitt von 1493
Im Vergleich zum großen Beben von 1590 muss man bedenken, dass nur eine Magnitude 30-mal mehr Energie bedeutet.
Das früheste bekannte Beben im österreichischen Erdbebenkatalog fand übrigens am 4. Mai 1201 statt. Der Salzburger Erzbischof berichtet über das Beben am Katschberg, dass es etliche eingestürzte Kirchen und Häuser sowie viele Todesopfer gab. Am 25. Jänner 1348 wurden das heutige Kärnten und der Norden Italiens von einem Erdbeben schwer erschüttert. Das Epizentrum dürfte zwar in Friaul gelegen sein, laut einer zeitgenössischen Schilderung war es aber in Kärnten so stark zu spüren, „dass Villach mitsamt der Burgmauer, dem Kloster und der(n) Kirche(n) zerstört wurde und alle Mauern und Türme bis auf 11 Zinnen einstürzten“. Das Kloster Arnoldstein und 36 Burgen sollen zerstört worden sein.
Die zwei bekanntesten Erdbeben der letzten 50 Jahre waren jenes am 16. April 1972 in Seebenstein und das am 11. Juli 2000 in Ebreichsdorf. Nachzulesen gibt es einiges zu historischen Erdbeben unter www.zamg.ac.at.
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