Zuerst viel zu viel Regen, dann wochenlange Trockenheit. Dazu Krankheiten und Drahtwurmbefall. Es war ein wirklich schwieriges Jahr für Landwirte, die Erdäpfel anbauen. Daher zieht die Landwirtschaftskammer Niederösterreich heuer eine negative Bilanz. Die Ernte fällt im Vergleich zum langjährigen Schnitt klein aus.
Mittlerweile haben die meisten Landwirte die Erdäpfelernte eingebracht. Der Blick auf die Menge ist vielerorts ernüchternd. „Für die bäuerlichen Betriebe ist der Erdäpfelanbau zum Risiko geworden. Mittlerweile geht es hier um Existenzen von Betrieben“, sagt Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich.
Schlechte Witterung
In den vergangenen Jahren wurde der Anbau immer schwieriger. Heuer kamen besonders viele negative Faktoren zusammen. Der Frühling war extrem nass. „Durch den Regen wurde der Boden extrem niedergedrückt. Die Erdäpfel brauchen aber eigentlich lockeren Boden“, sagt Franz Wanzenböck, Obmann der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau (IGE), im Gespräch mit dem KURIER.
Danach kam Hitze und Trockenheit und zwar so intensiv und lange, dass sogar resistentere Sorten stark beschädigt wurden. Wird es zu heiß, verlangsamt sich das Knollenwachstum.
Dadurch wurde die heurige Ernte verzögert und führte zu einer Situation, die es bisher in Österreich so noch nie gab: Bereits im Sommer musste das Angebot von heimischen Erdäpfeln mit Importware ergänzt werden. Der Markt konnte nicht mehr flächendeckend mit inländischen Produkten versorgt werden.
In den vergangenen Jahren sahen sich laut Landwirtschaftskammer immer öfter Betriebsführende gezwungen, auf den Erdäpfelanbau komplett zu verzichten oder diesen zurückzufahren. So ist die heimische Erdäpfel-Anbaufläche heuer bereits zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Die Anbaufläche in Österreich hat sich seit dem Jahr 2020 von 24.251 Hektar auf 20.529 Hektar im Jahr 2023 verringert und ist damit um mehr als 15 Prozent (- 3.722 Hektar) gesunken.
Hohe Investitionen
Franz Bachl, der mit seiner Frau gemeinsam einen Landwirtschaftsbetrieb in Großnondorf im Weinviertel führt, bestätigt die drastische Lage. Er baut auf 30 Hektar Erdäpfel an – bereits weniger als vor einigen Jahren. Die Ernte sei bei ihm heuer um etwa ein Drittel geringer als in einem Durchschnittsjahr. Gerade beim Erdäpfelanbau müsse man viel investieren, bevor man überhaupt einmal Ertrag habe. Das sei oft eben nicht mehr wirtschaftlich, wenn Witterung und Krankheiten dem Gemüse so zusetzen.
Laut Mayr sei eine dringend notwendige Maßnahme, praxistaugliche Lösungen hinsichtlich des Pflanzenschutzes umzusetzen, um den Drahtwurm und auch andere Schädlinge an ihrer Verbreitung zu hindern. „Wir haben immer weniger Werkzeuge zur Verfügung, um unsere Pflanzen gesunderhalten und zur Ernte bringen zu können. Und gleichzeitig spricht sich die Mehrheit des EU-Umweltausschusses letzte Woche für noch mehr Einschränkungen beim Pflanzenschutz aus.“ Willkürlich verhängte Verbote würden niemandem nützen, damit setze man die Versorgung in Europa leichtfertig aufs Spiel und öffnet Importen aus Drittstaaten Tür und Tor, heißt es vonseiten der Landwirtschaftskammer.
Sichere Versorgung
Mayr fordert weiters einen Ausbau der Wasserinfrastruktur. Es brauche entsprechende Bewässerungsmöglichkeiten, auch außerhalb der klassischen Bewässerungsgebiete, um eine sichere Versorgung mit heimischen Erdäpfeln zu ermöglichen.
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