„Ich hatte einen Rucksack voller Habseligkeiten bei mir, das war alles. Anfangs habe ich auf Sofas geschlafen “, erzählt Chöje Lama Palmo. „Ich hatte kein eigenes Konto, das Vereinskonto war leer.“ Dennoch fand sie einen Weg und etablierte Palpung Europe. Mittlerweile baut Palmo nach einem „Stadtinstitut“ in Purkersdorf das zweite Institut auf – und zwar hier in Siebenhöf im Langschlägerwald.
„Es ist kein Kloster, sonst hätte ich einen traditionellen tibetischen Bau herstellen können“, erklärt sie. Außerdem würde es dafür mindestens vier vollordinierte Nonnen brauchen, aber „das ist schwierig, da gibt es nicht viele – ich war eine der ersten überhaupt“. Nun sorgt Palmo dafür, die Gelübde weiterzugeben – eine Lama zu haben, die Nonne ist, ist rar. Anstatt in einem traditionellen tibetischen Bau wird sie das in naher Zukunft in einem klassischen Waldviertler Gebäude machen – in einem Bauernhof, dessen Geschichte bis ins 17. Jahrhundert reicht.
„Ich hatte die Vision von einem Vierkanthof, zunächst im Mühlviertel, aber dann habe ich diesen hier gefunden“, erzählt sie in der Küche des alten Hauses. Es soll ein Klausurinstitut werden: Hier können sich Menschen zurückziehen, die sich der weiterführenden buddhistischen Praxis zuwenden möchten, aber auch Interessierte, „unabhängig von ihrer Konfession“, die sich an einem abgegrenzten Ort in geistige Stille zurückziehen wollen. „So etwas gibt es in Österreich noch nicht“, sagt Chöje Lama Palmo.
Sie selbst werde, je nach Art der Klausur, auch Laien die Grundlagen der Meditation beibringen, „damit der Geist in sich ruhen kann, dann ist es überall leichter – im Job, in der Familie. Es ist für alle offen, im Speziellen für jene, die sich entschieden haben, dem Pfad Buddhas zu folgen.“ Im Schreinraum finden bis zu 70 Personen Platz; einige wenige können auch direkt am Hof wohnen.
„Im Sommer 2019 haben wir mit den Renovierungs- und Umbauarbeiten begonnen. Es war ziemlich heruntergekommen, es gab nicht einmal einen Wasseranschluss.“ Im Moment wird noch an allen Ecken und Enden gearbeitet, damit im Jänner die ersten Klausuren stattfinden können.
„Wir machen alles, was möglich ist, selbst“, sagt die 50-Jährige. Wenn sie von „wir“ spricht, meint sie die anderen Frauen, die derzeit mit ihr am Hof wohnen: „Alina und Marla sind 19, sie sind so etwas wie meine Kinder, ich begleite sie und ihre Mütter schon seit vielen Jahren.“ Und wenn sie von „alles selbst machen“ spricht, meint sie es wortwörtlich – Fliesen legen, verspachteln, Wände aufziehen. Geld sei knapp und Palpung Europe unter anderem auf Spenden angewiesen.
Auch in Purkersdorf habe sie so viel wie möglich selbst gemacht. „Bei einigen Sachen brauchte es natürlich Fachleute, wie etwa bei der Elektrik oder beim Dach, aber den Innenausbau habe ich allein gemacht.“
Auch hier im Waldviertel habe sie damit kalkuliert, als Arbeitskraft Hand anzulegen – doch dann wurde bei ihr im Vorjahr Darmkrebs diagnostiziert. Im März konnte sie weder gehen noch sprechen, wie sie erzählt. „Ich hoffe, dass ich bis zur Eröffnung zumindest nicht mehr nach fünf
Minuten Bewegung außer Atem bin.“
Alina werde im Herbst nach Purkersdorf ziehen und dort mit der Gemeinschaft vor Ort meditieren, sie selbst möchte in Siebenhöf bleiben. „Alles hier wird langsam wachsen, der Meditationsgarten, das eigene Gemüsefeld und der Gnadenhof“, weiß die buddhistische Priesterin.
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