Einstige Grenze als verbindendes Erbe

Das Heidentor als eines der Highlights in Carnuntum
Der Donaulimes steht jetzt ganz offiziell auf der UNESCO-Liste, Urkunden an acht „Limes-Gemeinden“ in Niederösterreich überreicht

Einst trennte er die „zivilisierte“ von der „barbarischen“ Welt, heute steht er für ein gemeinsames Erbe und eine verbindende Idee. Der Limes. Das Römische Reich wollte mit dieser Grenze – eine Kombination aus natürlichen Hindernissen mit Flüssen wie Donau oder Rhein sowie befestigten Anlagen mit Kastellen, Mauern und Wachtürmen – die Völker im Norden im Zaum halten. Und doch war er keine undurchdringliche Barriere. Aus Militärlagern entstanden Städte mit Handelsrouten, wo verschiedene Kulturen (oft friedlich) aufeinandertrafen.

Eine dieser Siedlungen war Carnuntum. Mit 50.000 Einwohnern eine „Weltstadt am Limes“, wie sich auch die aktuelle Ausstellung im Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg (Bezirk Bruck/Leitha) nennt. Dort fand nun, anlässlich der Ausstellungseröffnung, ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Limes, genauer des Donaulimes statt. 2021 wurde der Donaulimes zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt, am Mittwoch wurden die Welterbe-Urkunden an die Standorte im österreichischen Abschnitt überreicht.

Einstige Grenze als verbindendes Erbe

Lange Geschichte

Über 7.500 Kilometer erstreckten sich in der Antike die Befestigungsanlagen. Diese „Grenzen des Römischen Reiches“ von Schottland bis zum Schwarzen Meer und vom Roten Meer über Nordafrika bis zum Atlantik sollen zukünftig im gesamten Verlauf als UNESCO-Welterbe gelten. Der Hadrianswall in Schottland wurde bereits 1987 zum Welterbe ernannt, 2005 folgte der Obergermanisch-Raetische Limes in Deutschland, 2008 der Antoninuswall in Großbritannien. Nach langem Hin und Her erhielt 2021 auch der Donaulimes die Auszeichnung. Österreich, Deutschland und Slowakei teilen sich das Welterbe. Der österreichische Abschnitt über 357,5 Stromkilometer liegt in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Wien.

„Dieses besondere Welterbe macht unsere gemeinsamen Wurzeln, nicht nur in Europa, sondern über den gesamten Mittelmeer-Raum hinaus, deutlich sichtbar. Dem reichhaltigen antiken Erbe, das uns verbindet, wird mit dieser Eintragung nun jene Bedeutung zugesprochen, die es verdient“, betonte Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission.

Einstige Grenze als verbindendes Erbe

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Eduard Pollhammer, wissenschaftlicher Leiter der Römerstadt Carnuntum, gratulierten den Vertretern der acht Gemeinde zum Welterbe-Status

 

Acht NÖ-Gemeinden entlang des Donaulimes erhielten nun ihre Urkunden, die sie offiziell als UNESCO-Weltkulturerbe ausweisen. Wallsee-Sindelburg, Pöchlarn, Traismauer, Zwentendorf, Tulln, Zeiselmauer-Wolfpassing, Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch Altenburg dürfen sich freuen. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte: „Weltkulturerbe heißt einen unglaublichen Wert für die Menschen zu haben und dass es wichtig ist, auf dieses kulturelle Gut aufzupassen. Das Weltkulturerbe stellt eine ganz große Verantwortung und Chance dar.“ Der Titel bringe für die fünf NÖ-Welterbestätten (neben dem Donaulimes noch Baden, die Wachau, die Buchenurwälder und die Semmeringbahn) auch touristisch große Chancen.

ÖVP-Klubobmann August Wöginger, in Vertretung des oberösterreichischen Landeshauptmannes Thomas Stelzer, betonte die Wichtigkeit, dieses historische Erbe hochzuhalten und es für kommende Generationen zu bewahren. Weltkulturerbe-Koordinatorin Ruth Pröckl freute sich, dass man nun Teil einer „illustren Gemeinschaft“ sei. Und Bernd von Droste zu Hülshoff, Gründungsdirektor des UNESCO-Welterbezentrums, brachte einen Rückblick auf 50 Jahre UNESCO-Welterbe. Denn auch dieses durfte in der „Weltstadt“ gefeiert werden.

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