Ein Überfall im Nachtzug und viele erstaunliche „Zufälle“

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Opfer wurde mit Pfefferspray und Messer attackiert. Angeklagte weisen im Prozess jede Schuld von sich.

Es gibt Zufälle im Leben, die würde kaum jemand für möglich halten. Eine dieser Fügungen hat sie zu dritt auf die Anklagebank geführt, sind sich jene drei Männer einig, die sich am Mittwoch im Landesgericht Wiener Neustadt wegen schweren Raubes und mehrerer Diebstähle verantworten müssen.

Dass sie in derselben Unterkunft in nebeneinanderliegenden Zimmern wohnten und auf Überwachungsbildern der ÖBB mitten in der Nacht beim Betreten und Verlassen desselben Zuges zu sehen sind, bedeute nicht zwangsläufig, dass sie auch den in diesem Zug verübten Raubüberfall auf einen Passagier begangen hätten. Mehr noch: Man kenne einander nur vom Sehen, habe nie miteinander gesprochen. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, die drei hätten eine kriminelle Vereinigung gebildet, sei völlig aus der Luft gegriffen, keine der ihnen vorgeworfenen Straftaten habe man begangen.

Schlafende Opfer bestohlen

In diese Serie unerklärlicher Zufälle reiht sich ein, dass zwei der Angeklagten vom Opfer des Überfalls eindeutig wiedererkannt wurden. Der Mann hatte in einem Nachtzug auf der Südbahnstrecke im November 2022 bemerkt, dass sich Unbekannte an seinem Gepäck zu schaffen machten. Die beiden Männer dachten offenbar, das Opfer schlafe, und versuchten, Wertsachen aus dem neben ihm abgestellten Rucksack zu entwenden. Eine Masche, mit der sie laut Staatsanwalt wiederholt Erfolg gehabt hatten.

Als der Mann den Diebstahl zu verhindern versuchte, sei er geschlagen, mit einem Messer bedroht und mit Pfefferspray attackiert worden, berichtete er der Polizei. Damit habe er nichts zu tun, entgegnet einer der Angeklagten, er sei in einem anderen Abteil gesessen, erst durch den Lärm auf den Raub aufmerksam geworden und habe die Notbremse gezogen, als das Opfer auf ihn zugelaufen kam. Das bei ihm gefundene Geld stamme nicht von Straftaten, sondern von einer Glückssträhne im Casino, erklärte er dem Schöffensenat.

Prozess vertagt

Die Auswertung von Überwachungsvideos auf Bahnsteigen in ganz Österreich hatte durch Gesichtserkennung ergeben, dass zwei der Angeklagten mehrmals gemeinsam Nachtzüge betreten und verlassen hatten. Auch das: „Nur Zufall.“

Weil das Raubopfer am Mittwoch nicht erschien, um als Zeuge auszusagen, wurde der Prozess vertagt.

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