Ein Grandseigneur der Blasmusik feiert 80er an der „Blosn“
„Unermüdlich, bescheiden und Vollblutmusikant.“
So beschreiben Außenstehende den 79-jährigen Hermann Maderthaner. Der Altbauer vom Strizlöd-Hof in Windhag bei Waidhofen/Ybbs hat in seiner Heimat Musikgeschichte geschrieben, die in ganz Niederösterreich weite Kreise zieht. Sein 80. Geburtstag am 17. März wird in Waidhofen mit einem Konzertabend gefeiert. Die Volkskultur NÖ wird dabei das Buch „Hermann Maderthaner – Bauer, Musiker, Komponist, Kapellmeister“ präsentieren.
„Ein Leben ohne Musik, nein, das könnte ich mir nicht vorstellen“, sagt der gereifte Spross einer musikalischen Familie. Er und seine Frau Rosi haben daraus eine regelrechte Musikantendynastie werden lassen. Allein bei der Trachtenmusikkapelle Windhag mit 85 Aktiven entstammen 21 Musizierende der Großfamilie Maderthaner.
2003, nach 30-jährigem Wirken als Kapellmeister, gab Hermann den Dirigentenstab an seinen Sohn Thomas ab. Er ist eines von sieben Kindern, die allesamt musikalische Ausbildungen genossen. Sie alle gaben die Musikergene auch bereits wieder an die meisten der 15 Enkelkinder Hermann Maderthaners weiter. Der ist stolz auf seine sieben Kinder, von denen etliche ihr Talent an den Konservatorien perfektioniert haben und selbst in Musikschulen unterrichten.
Wie schon der Vater spielen sie in einer Vielzahl von Ensembles und Orchestern. Hermanns Sohn Herbert, geboren 1981, ist erster Oboist bei den Wiener Philharmonikern.
Oberliga
Und natürlich sind sie alle Maderthaners, soweit es die Entfernungen zu ihren Wohnorten erlauben, regelmäßig mit dem Vater und Opa in der Musikkapelle oder beim Jagdhornverein vereint. Die Söhne Thomas und Hermann leiten die beiden Klangkörper. Jeweils in ihren Sparten spielen beide Formationen in der obersten Liga auf. Gemeinsame Auftritte der Maderthaner-Familie, etwa 2016 in Grafenegg mit Freunden, genießen Kultstatus und erinnern ein wenig an die berühmte Trapp-Familie.
Hermann senior freut sich über das musikalische Werk der Jungen. „Das Niveau hat sich enorm weiterentwickelt, die Ausbildung ist heute fantastisch“, sagt er. Um da mithalten zu können, brauche es Übung, und so setze er „die Blosn“ fast täglich an und spiele ein paar Stücke. Dass die Windhager Kapelle schon an der Spitze war, als er sie dirigierte, verschweigt Maderthaner bescheiden.
Organist
Das Wirken bei der Blasmusik beleuchtet nur ein kleines Segment des musikalischen Bauern. Er trug dazu bei, dass in seinem Heimatort Hunderte Hochzeiten, Feste und Begräbnisse feierlich über die Bühne gegangen sind. Noch immer spielt Maderthaner bei Messen und kirchlichen Festen die Orgel in der Windhager Pfarrkirche.
Gesungen und musiziert wurde im Hause Maderthaner schon in den Generationen vor Hermanns Geburt im Jahr 1943. Nachdem er als Bub zuerst Geige und dann Flügelhorn privat bei Musikern aus der Gegend erlernte, brachte ihm Pater Franz Ollischer ein halbes Jahr lang die Orgel näher. „Dann hat er gesagt, du kannst dir schon selbst weiterhelfen, und ich war Organist“, erinnert sich der Musiker.
Trotz schwerer Arbeit am Bergbauernhof für die Eltern mit acht Kindern, von denen drei ganz früh verstarben, sei am Hof fürs Musizieren und Singen immer Zeit gewesen. „Damals hat es wenig Abwechslung gegeben. Man ist nicht weit fortgekommen und Internet gab es keines“, erinnert sich Hermann lachend.
Auftritt vor Figl
Als junger Sänger schrieb Hermann früh Waidhofner Stadtgeschichte. Im Alter von sechs trat er mit seinem fünfjährigen Bruder Leopold beim Fest „700 Jahre Stadt Waidhofen/Ybbs“ auf. Bundeskanzlers Leopold Figl hörte den Buben, die als zwei Wildschützen aus Windhag angekündigt wurden, gespannt zu, als sie das Lied „Waunn i geh auf die Pirsch, zittern d’ Reh, zittern d’ Hirsch“ zum Besten gaben.
Nicht nur die Kriegsjahre, auch der tödliche Unfall des ältesten hochmusikalischen Bruders Franz beim Holzfällen (1950) und nur ein halbes Jahr später der Tod des Vaters Josef mit 42 Jahren bescherten den Maderthaner-Kindern und ihrer Mutter Agnes schwere Schicksalsschläge. Die musikalische Ausbildung, immer verbunden mit stundenlangen Fußmärschen zu den Musiklehrern, wurde aber eisern beibehalten.
Hermann spielte und sang dann in den verschiedensten Formationen wie den „Stritzlöder Buam“ oder trat mit seiner Frau Rosi und Bruder Leopold als Trio auf. Er komponierte begehrte Blasmusikmärsche, auch zu Ehren bekannter Persönlichkeiten wie Alois Mock, und schrieb Jagdhornweisen.
Aber er war daheim auch für die Hofübernahme vorgesehen. Eine Pflicht, die er gerne übernommen hat, schildert er. Seine musikalische Karriere hätte wohl auch anders laufen können. Bewundernswert und einzigartig ist sie allemal.
Das Buch
Hermann Maderthaner kam am 17. März 1943 zur Welt und wuchs am Hof Strizlöd auf, der seit 1791 von der Familie Maderthaner bewirtschaftet wird. Neben seiner 30-jährigen Tätigkeit als Kapellmeister schrieb er sieben Blasmusikmärsche und rund 40 Stücke für Jagdhornensembles. Die Trachtenmusik Windhag gibt am 17. März, dem 80. Geburtstag ihres Ehrenkapellmeisters, im Waidhofner Plenkersaal (19 Uhr) ein Konzert zu Ehren des Jubilars. Karten sind über oeticket erhältlich. Das Buch aus der Reihe "musikerlben" hat 107 Seiten und st mit zahlreichen Bildern und Notenblättern, sowie mit einer CD mit Tondokumenten ausgestattet.
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