Ein Geschichtenerzähler erzählt seine Geschichte: Es war einmal ...

Paul Daniel (60) aus St. Andrä-Wördern im Bezirk Tulln ist kein „Gschichtldrucker“, er ist Geschichtenerzähler – und zwar von Beruf. Was vor 35 Jahren in seiner Studentenzeit als Ferienheim-Betreuer anfing und als Fremdenführer und Vater fortgesetzt wurde, macht er seit 15 Jahren in professionellem Rahmen: Er unterhält mit Geschichten. „Nicht nur Kinder mit Märchen, sondern auch Erwachsene“, sagt der gebürtige Wiener.
Und da bleibt es mitunter nicht immer jugendfrei: „In Verbindung mit meiner Drehorgel erzähle ich launische Schwänke, erotische Sachen und manchmal auch Märchen.“
Wenn sein Publikum Kinder sind, dann sind es immer Märchen, „teilweise selbst geschriebene, aber auch die Klassiker, von Rumpelstilzchen bis zu König Drosselbart“. Wenn das „Setting passt“, ist auch da die Drehorgel dabei, die würden Kinder besonders gerne mögen, weil sie so etwas meistens das erste Mal sehen.
Kopfkino nach Maß
Wichtig ist Daniel zu betonen, dass er keine Geschichten vorliest. „Da kommt es oft zu Missverständnissen. Ganz oft fragen mich Bühnentechniker, wo die Leselampe hin soll. Ich entgegne dann, dass ich Geschichtenerzähler bin, ich erzähle frei, so wie es die Großeltern immer getan haben.“

Paul Daniel unterhält mit seinen Geschichten nicht nur Kinder.
Der wesentliche Unterschied zum Vorlesen: „Geschichten erzählen ist ein Dialog. Ich halte mich zwar immer an die Handlung der Geschichte, welche Teile ich aber stärker ausforme, hängt von der Reaktion des Publikums ab“, erläutert er seine Profession. „Ich mache maßgeschneidertes Kopfkino.“
Am liebsten tut er es auf der Straße, verrät Daniel. „Bei der Eröffnung der Getreidegasse in Salzburg nach jahrelangem Umbau zum Beispiel, wenn einige Leute zusammenstehen, dann sag ich meinen berühmten Satz: ,Wüst a G’schicht hean?‘ Und dann geht’s los. Die Geschichte dauert drei bis fünf Minuten, dann spiele ich mit der Drehorgel“, wer mehr hören will, bleibt für die nächste Geschichte.
Das Motto bei seinem Lieblingsgenre: „Sei kurz, sei laut, sei lustig.“ Und auch seine Lieblingsgeschichte zeichnet sich mitunter durch Kürze aus: „Die kurze Geschichte vom Glück“, und sie „unterhält und transportiert Weisheit“, wie Daniel sagt.
Kommentare