Drohnen aus NÖ nach Testlauf auch für EU-Außengrenzschutz im Gespräch

Drei Meter ist der Camcopter S-100 lang, fliegen kann er bis zu 240 km/h. Schiebel produziert den unbemannten Helikopter in Wiener Neustadt
Das fliegende Auge kontrolliert Pipelines in der Wüste, ortet Schiffbrüchige oder detektiert die Abgase von Hochseeschiffen auf Emissionen. Vor dem Einmarsch der Russen wurde der unbemannte Hubschrauber von der OSZE auch zur Überwachung des Waffenstillstands in der Ukraine eingesetzt.
Die Firma Schiebel aus Wiener Neustadt, Pionier beim Bau unbemannter Hubschrauber, buhlt nun um einen Auftrag des Innenministeriums zur Grenzraumüberwachung. Der 1951 in Wien gegründete Betrieb ist mit dem Bau von Minensuchgeräten erfolgreich geworden und hat mit dem drei Meter langen Camcopter S-100 „Made in NÖ“ einen großen Wurf am Weltmarkt gelandet. Die britische Coastguard oder die australische Navy überwachen mit den unbemannten Hubschraubern ihre Küstengewässer. Bei Seenot-Rettungen im Mittelmeer wurden damit 25.000 Flüchtlinge auf Booten aufgespürt.
Tag- und Nachtbetrieb
Mit dieser langen Referenzliste war es auch nicht weiter verwunderlich, dass das Innenministerium zur Hochblüte des Flüchtlingsstroms Ende letzten Jahres die Firma Schiebel mit einer besonderen Mission betraute. „Unter realen Bedingungen fand im Grenzraum in Schachendorf im Bezirk Oberwart eine Erprobung des unbemannten Hubschraubers statt.
Der Copter wurde 14 Tage lang im Tag- und Nachtbetrieb auf Herz und Nieren für den täglichen Einsatz für die Polizei und andere Organisationen ausführlich getestet“, heißt es dazu auf Anfrage des KURIER aus dem Innenministerium. Im Hinblick auf die öffentliche Sicherheit sei der Drohneneinsatz laut Ministerium immer bedeutender – beispielsweise bei der Ortung von Schleppern. „Dienlich ist die Nutzung auch bei der Aufnahme von Bildern und Videomaterial von einem Tatort, bei der Suche nach vermissten und verunfallten Personen oder einer Unfallstelle bzw. bei Überwachungsflügen für die Polizeiarbeit“, erklärt ein Ministeriumssprecher.
Der Hubschrauber kann mit Zusatztank bis zu zehn Stunden in der Luft bleiben. „Er ist auch bei widrigen Wetterbedingungen flugbereit, hat einen Einsatzradius von bis zu 200 Kilometer und benötigt weder Start- noch Landebahn. Der Camcopter ist daher flexibel einsetzbar und eignet sich hervorragend für Einsätze speziell im Grenzgebiet“, erklärt Schiebel-Geschäftsführer Hannes Hecher.

Schiebel-Geschäftsführer Hannes Hecher bemüht sich um einen Auftrag im Heimatland des Camcopters
Frontex-Operation?
Der Testbetrieb im Burgenland sei positiv verlaufen, bilanzieren alle Beteiligten. Derzeit wird das Projekt noch evaluiert, in weiterer Folge soll über eine Zusammenarbeit mit Schiebel entschieden werden. Gleichzeitig wird bereits ein Frontex-Einsatz zur Überwachung an der EU-Außengrenze in Erwägung gezogen, war aus dem Innenministerium zu erfahren.
Mit dem Probelauf im Burgenland wurde auch das Ziel verfolgt, einen praxisorientierten Einsatz für anderen Organisationen wie Feuerwehr, Berg- und Wasserrettung oder zum Schutz von kritischer Infrastruktur zu testen. Angesichts der nicht unbeträchtlichen Kosten für den Einsatz des Camcopter S-100 wäre ein breiter aufgestellter Einsatzbereich in ganz Österreich eine effizientere Lösung, heißt es dazu. Das Hubschrauber-System, bestehend aus dem Heli, der Steuerung, den Antennen zur Datenübertragung plus die Ausbildung eines Piloten gibt es ab etwa fünf Millionen Euro zum Kauf. Das gesamte Package gibt es aber auch als Servicepaket zum Mieten.

Im Mittelmeer wurden mit den Drohnen 25.000 Flüchtlinge auf Booten aufgespürt
Ziviler Luftraum
Was die luftfahrtrechtlichen Voraussetzungen anbelangt, hat Schiebel als erster Drohnen-Hersteller europaweit das „Light Unmanned Operator Certificate“ (LUC) für die unbemannte Luftfahrt der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA erhalten. Es berechtigt dazu, in allen europäischen Ländern in einem speziell zugewiesenen Bereich im zivilen Luftraum zu fliegen.
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