Drogenlabor neben Staatsanwälten in NÖ: Heiße Spur führt nach Wien

Das Drogenlabor liegt genau gegenüber vom Büro der Staatsanwaltschaft
Kriminelle Vereinigung betrieb unbemerkt Drogenplantage in einem Geschäftshaus in der Wiener Neustädter Innenstadt. Die Staatsanwaltschaft liegt unmittelbar daneben.

An Selbstvertrauen dürfte es bei der kriminellen Organisation nicht mangeln. Genau vis á vis von den Verbrecherjägern der Wiener Neustädter Staatsanwaltschaft und keine 200 Meter von der Bundespolizeidirektion entfernt, ist am Montag ein riesiges Drogenlabor aufgeflogen.

Im siebenstöckigen Gebäude der herunter gekommenen Brodtisch-Passage, in der sich früher die Zentrale der Bank Austria befand, ist die Polizei auf Cannabisplantagen gestoßen. Wegen eines Waffenfundes war ein nächtlicher Großeinsatz der Antiterroreinheit Cobra die Folge. Der KURIER kennt alle Hintergründe.

Die Spur führt nach Wien

Die Passage galt in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren mit der Bank, zahlreichen Shops, Büros und Lokalen als prosperierendes Geschäftshaus im Herzen Wiener Neustadts. Nach dem Auszug der damaligen Bank Austria ging es mit der Immobilie aber steil bergab.

Im Vorjahr war das siebenstöckige Gebäude in Bestlage für 4,5 Millionen Euro zu haben. Besitzer ist heute eine Immobiliengesellschaft mit Sitz in der Arbeitergasse in Wien-Margareten.

Die Firma bietet aktuell auf diversen Immobilen-Plattformen wie willhaben das "bestandsfreie Zinshaus" mit einer Gesamtfläche von 3.241 Quadratmetern auf 7 Ebenen zum Verkauf an. Der Kaufpreis liegt demnach bei 3,6 Millionen Euro.

Drogenlabor neben Staatsanwälten in NÖ: Heiße Spur führt nach Wien

Enorm hoher Energieverbauch

Montagnachmittag war das Objekt plötzlich ins Visier der Polizei geraten. Mitarbeiter des Stromriesen EVN waren stutzig geworden, weil in dem leer stehenden Geschäftshaus ein exorbitant hoher Energieverbrauch festgestellt wurde. Es bestand der Verdacht auf "Entziehung von Energie“ – ein Delikt, dass nach Paragraf 132 StGB mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren bedroht ist, so fern der Schaden 300.000 Euro übersteigt.

Drogenlabor neben Staatsanwälten in NÖ: Heiße Spur führt nach Wien

Verdächtige Kabel führten zu den Drogen

Bei einer Kontrolle zusammen mit einer Polizeistreife im Keller des Hauses entdeckten die EVN-Mitarbeiter, dass am Sicherungskasten manipuliert und illegal Strom abgezweigt wurde. Kabel führten von der Energiequelle in den ersten Stock zu einer Cannabisplantage. Kurz nach 18 Uhr kam es laut Polizei in dem Haus plötzlich zu einem "Täterkontakt“, erklärt Polizeisprecher Johann Baumschlager.

Eine unbekannte Person sei vor den Beamten geflüchtet. Die Polizisten stießen bei der Plantage auf eine Faustfeuerwaffe und jede Menge Patronen. Zur Durchsuchung des riesigen Objekts entschied man sich die Spezialisten der Sondereinheit Cobra anzufordern.

Ein Großeinsatz bis 22 Uhr war die Folge. Um sich in dem riesigen Gebäudekomplex zurecht zu finden, wurden vom Magistrat Wiener Neustadt alle Baupläne angefordert. Auch Magistratsdirektor Markus Biffl wohnte als Vertreter der Stadt der Aktion bei.

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Großeinsatz Montagabend in Wiener Neustadt

Die Cobra-Beamten durchkämmten Zug um Zug die Räumlichkeiten, auch Drohnen und Diensthunde kamen zum Einsatz. Gefunden wurde allerdings niemand, der Verdächtige konnte offenbar entkommen.

Kriminelle Vereinigung

Ermittelt wird in der Causa wegen des Verdachts der Suchtmittelkriminalität und der kriminellen Vereinigung, erklärt Baumschlager. Dienstagfrüh gingen die Ermittlungen im Drogenlabor weiter. Nach Angaben von Baumschlager stand unter anderem das Sichern von Spuren auf dem Programm.

Die Plantagen erstrecken dich demnach über mehrere Bereiche des Gebäudes, sie werden laut den Ermittlern einer kriminellen Vereinigung zugeordnet. Das Landeskriminalamt Wien führt in dem Zusammenhang bereits umfassende Erhebungen durch.

Wie das Drogenversteck unmittelbar neben der Staatsanwaltschaft und der Polizeidirektion mitten in der Wiener Neustädter Fußgängerzone zunächst unbemerkt geblieben ist, dafür hatte man am Dienstag zunächst keine Erklärung.

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