160 Gemeinden geprüft
Für den Drogenbericht wurden die Abwässer von 160 Gemeinden beprobt. Die Untersuchung lässt Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von etwa drei Millionen Menschen in Österreich und Südtirol zu. In allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher ist, als in ländlichen Gegenden – sprich in der Stadt wird mehr gekifft.
Die größten Pro-Kopf-Konsummengen von Methamphetamin oder Crystal Meth wurden in Wiener Neustadt festgestellt, dicht gefolgt von der oberösterreichischen Stadt Steyr. Anhand der Abwasseranalyse lassen sich Konsummuster erkennen, erklärt Chemiker Herbert Oberacher, der die Studie zum abwasserbasierten Drogenmonitoring leitete.
Mehr Drogen am Wochenende
Demnach wurden in vielen Regionen wie Wiener Neustadt am Wochenende höhere Alkohol-, Kokain-, Amphetamin-, Methamphetamin- und MDMA-Umsätze als an Wochentagen festgestellt, was für deren Verwendung als „Partydrogen“ spricht.
Wiener Neustadt hat als Schul- und Studentenstadt eine stark florierende Party- und Nachtszene. Dies ist vielleicht auch mit ein Grund, weshalb der Crystal Meth-Konsum hier höher ist als anderswo. Der KURIER wollte von Stadtpolizeikommandant Manfred Fries wissen, wie sich die Entwicklung auf die Polizeiarbeit und die Suchtmittelkriminalität in der Stadt auswirke. Die Fragen blieben unbeantwortet, es heißt „kein Kommentar“.
Keine derartige Vogel-Strauß-Politik verfolgt man in Kufstein. Dort wurde schon 2022 der höchste Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichnet, was ein „Best-Practice-Beispiel“ zufolge hatte. Es wurden basierend auf der Abwasserstudie präventive als auch operative Maßnahmen gesetzt. Darunter fielen eine Offensive in Schulen sowie eine Schulung für nun in diesem Bereich eingesetzte Polizeibeamte.
Viele Todesopfer
Der Polizei in Niederösterreich bereitet derzeit nicht nur der hohe Crystal Meth-Konsum in Wiener Neustadt Kopfzerbrechen. Die Zahl der Drogentoten ist auf einem noch nie da gewesenen Rekordhoch. Laut dem Bericht des Gesundheitsministeriums zum Drogenkonsum in Österreich lag die Zahl der Drogentoten im Bundesland im Jahr 2014 bei 9, 2016 und 2017 bei jeweils 15 Toten und 2021 bei 34. 2023 ist die Zahl auf über 60 Drogentote in die Höhe geschnellt.
Negativer Trend hält an
Heuer hat sich dieser negative Trend in den ersten Monaten ebenfalls fortgesetzt. „Wir halten derzeit im zweistelligen Bereich, was drogenbezogene Todesfälle anbelangt“, erklärt der Leiter des NÖ Landeskriminalamtes, Stefan Pfandler gegenüber dem KURIER. Seit der Corona-Pandemie sei eine besorgniserregende Entwicklung zu erkennen.
Laut Pfandler werden die Opfer immer jünger und sind teilweise deutlich unter 18 Jahren. „Früher war die Jugend beim Ausprobieren viel vorsichtiger“, so der Kriminalist. Derzeit sei es vor allem die Experimentierfreudigkeit der jungen Konsumenten, die oft fatale Folgen habe. „Der Körper verträgt den Mix an Drogen nicht“.
Außerdem werden heute wesentlich härtere und stärkere Substanzen genommen, als noch vor zehn Jahren. Als weiteren Grund für die hohe Zahl an Todesfällen nennt Martin Busch vom Kompetenzzentrum Sucht an der Gesundheit Österreich GmbH die gestiegene Reinheit der Substanzen.
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