Was ein Familienbetrieb aus NÖ mit Luxusjachten und Jets zu tun hat

Was ein Familienbetrieb aus NÖ mit Luxusjachten und Jets zu tun hat
Die Firma List startet im Stammhaus in Thomasberg (Bezirk Neunkirchen) mit neuem Labor und neuer Geschäftssparte.

Es scheint, als würden alle Regeln der Physik außer Kraft gesetzt. Wie von Geisterhand biegt sich eine massive Holzbar auf Knopfdruck zu einer Welle. Ein Zaubertrick? Von wegen, es ist eine der neuen Technologien aus dem Hause F/List, entwickelt und gebaut für den Businessjet eines sehr betuchten Kunden.

Wer der glückliche Flugzeugeigner ist, erfährt man nicht. Diskretion ist eines der obersten Gebote.

Aus einer kleinen Möbeltischlerei, 1950 in Thomasberg bei Neunkirchen gegründet, ist die Firma Weltmarktführer bei der Innenausstattung von Privatjets und Luxusresidenzen geworden. Katharina List-Nagl (41) führt das Familienunternehmen mit aktuell 1.100 Beschäftigten an zehn Standorten in Europa, Amerika und dem Mittleren Osten in dritter Generation.

Wenn Menschen wie Bill Gates, Elon Musk, Amazon-Gründer Jeff Bezos oder Roman Abramowitsch mit ihren Luxusjachten in See stechen oder ihren Privatfliegern zu Terminen jetten, legen sie Wert auf höchsten Standard und Komfort. Genau da kommt das Know-how aus Thomasberg (Bezirk Neunkirchen) mit einem Team an kreativen Köpfen, Werkstofftechnologen, Entwicklern und Designern ins Spiel.

Donnerstagabend öffnete das Unternehmen vor Journalisten und rund 100 geladenen Kunden und Partnern seine Türen zu einem besonderen Zweck. Die Gründung des Labors für Produktentwicklung namens F/Lab sowie die neue Bootssparte F/Yachting markiert "einen Meilenstein für unser Unternehmen“, erklärte Katharina List-Nagl.

Was ein Familienbetrieb aus NÖ mit Luxusjachten und Jets zu tun hat

Eierlegende Wollmilchsau

Die Jacht- und Flugzeugausstattung haben eines gemeinsam – in beiden Bereichen geht es vor allem um die ständige Weiterentwicklung innovativer Materialien und Oberflächen, die extrem brandbeständig, ultraleicht, UV- und salzwasserbeständig und zugleich komfortabel und optisch besonders ansprechend sein müssen.

Kurz gesagt: eine eierlegende Wollmilchsau in Holz-, Carbon- oder Composite-Bauweise. Wie Katharina List-Nagl erklärt, dient das F/Lab als Schmelztiegel verschiedenster Hersteller und Produktentwickler, um gemeinsam an einem Ort das Wissen zu bündeln und die Interieurs der Zukunft zu kreieren.

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Eröffnet wurde in Thomasberg das neue F/Lab

"Es ist sehr oft so, dass wir von Designern Vorgaben bekommen, die sich dann nur sehr schwer in die Realität umsetzen lassen“, so die Firmenchefin. Deshalb kommen im F/Lab Teams aus Ingenieuren, Technologen und Designern zusammen, um mit Fachleuten aus der Wissenschaft, Verkehr und Industrie gemeinsam Lösungen im Möbelbau zu entwickeln.

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Katharina List-Nagl

Eine erste konkrete Zusammenarbeit ist bereits besiegelt. Im Rahmen der Laboreröffnung wurde eine Kooperation mit "Nature Squared“ bekannt gegeben. Das in der Schweiz ansässige Unternehmen produziert aus natürlichen Abfallmaterialien und Rohstoffen wie Eierschalen, Samen, Rinde oder Tierfedern auf den Philippinen höchst strapazierfähige Oberflächen für den Möbelbau.

Werft schafft an

Was das Geschäft der Superjachten anbelangt, war es bislang so, dass Innenausstatter auf Zuruf und im Auftrag von Designerteams großer Werften arbeiteten.

Mit der neu gegründeten F/Yachting setzt man sich nun das Ziel, bereits von der ersten Skizze an als „Sparringpartner“ für Werften die Ausstattung selbst mitzuentwickeln und das Ruder in der Hand zu haben. "Wir lösen die Grenzen der Jachtgestaltung auf und setzen auf einen ganzheitlichen Weg, bei dem wir von Anfang an Partner auf Augenhöhe sind: für unsere Kunden, für Designer bei der Planung, für Entwickler bei der Umsetzung und für die Crews im täglichen Management“, erklärt F/List-Manager Andreas Aigner (COO).

Exorbitante Entwicklungskosten

Dies soll unter anderem auch helfen, teilweise exorbitante und unnötige Entwicklungskosten für Dinge zu sparen, die sich später baulich nur schwer in die Realität umsetzen lassen. "Kunden sind heute nicht mehr bereit, jeden Preis für ihre Spielzeuge zu bezahlen“, erklärt Katharina List-Nagl.

Die Unternehmerin hat es geschafft, in einer krisengeschüttelten Zeit Mitte der 2000er-Jahre aus der Not eine Tugend zu machen. Aus Mangel an Aufträgen habe man damals versucht, in der Luftfahrtindustrie Fuß zu fassen und Businessjets auszustatten. Mittlerweile ist man darin Marktführer und erwirtschaftet 75 Prozent des Jahresumsatzes von zuletzt 123 Millionen Euro damit.

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