KURIER: Herr Pfandler, Sie sind seit etwas mehr als einem Jahr Chef des Landeskriminalamtes Niederösterreich. Wie sicher ist das Bundesland?
Stefan Pfandler: Wir sind eines der sichersten Bundesländer in ganz Österreich. Die Polizeiarbeit funktioniert sehr gut, die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung auch. Die Umfragen beweisen uns zudem, dass die Exekutive bei den Bürgern ein sehr hohes Ansehen genießt.
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Die Ergebnisse der letzten Kriminalstatistik zeigen aber, dass es bei einigen Delikten doch starke Zuwächse gab – bei den Gewaltverbrechen, Einbrüchen, beim Internetbetrug oder auch der Cyberkriminalität.
Es gab einige Bereiche, die sogar während der Pandemie schon über den Zahlen vor 2019 gewesen sind. Diese Entwicklung beobachten wir etwa bei der Wirtschaftskriminalität. Der Cyber-Trading-Betrug, bei dem Anleger massiv geschädigt werden, nimmt zum Beispiel sehr stark zu. Insgesamt muss man sagen, dass durch die offenen Grenzen die reisenden Täter wieder sehr schnell zu uns nach Österreich zurückgekommen sind.
ÖVP-Innenminister Gerhard Karner hat kürzlich bei der Präsentation der Polizeireform angekündigt, dass jetzt ein Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung der Cyberkriminalität gelegt werden soll.
Das ist richtig. Schnelle Erfolge darf man sich allerdings nicht erwarten, das Projekt ist auf fünf Jahre ausgelegt. In dieser Zeit wollen wir Kompetenzen aufbauen, Spezialisten ausbilden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die neuen Strukturen unsere Arbeit verbessern werden, auch was das Thema Prävention betrifft.
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Woher sollen die Cybercrime-Spezialisten kommen?
Einerseits können sich Kollegen aus den Bezirken melden, diese müssen aber natürlich ersetzt werden. Die Schulung beginnt aber schon in der Grundausbildung, wo es eigene Module gibt.
Der klassische Verbrecher stirbt freilich nicht aus, nun beginnt die Saison der Dämmerungseinbrecher. Wie bereitet sich die Kriminalpolizei auf diese Zeit vor?
Wir reden hier von einem Zeitraum von Oktober bis März. Es gibt eine eigene Gruppe von Ermittlern, die rund um die Uhr für die Kollegen draußen auf den Dienststellen zur Verfügung steht. Wir sammeln Daten, schauen uns genau an, wo es Einbruchs-Hotspots gibt. Dort werden in weiterer Folge Observationsmaßnahmen gesetzt, um Täter auf frischer Tat ertappen zu können.
Woher kommen diese Tätergruppen?
Es hat Jahre gegeben, in denen Banden aus Serbien zu uns gekommen sind, die dann eine Zeit lang bei uns auch aufhältig waren. Jetzt sehen wir, dass die Kriminellen oftmals aus dem benachbarten Ausland nach Niederösterreich kommen und nach der Tat sofort wieder über die Grenze zurückfahren.
Aktuell sind hierzulande auch Bankomat-Sprenger wieder sehr aktiv. Was weiß man über die Täter?
Angefangen hat die Serie im August in Oberösterreich, da gab es zwei Fälle. Im September schlugen die Täter zweimal in Niederösterreich zu. Die Kriminellen agieren sehr professionell, die Tatausführung dauert nur wenige Minuten und es werden kaum Spuren hinterlassen. Von der Sprengung bis zum Verlassen des Bundesgebietes dauert es oft nur 15 Minuten. Das erschwert natürlich die Fahndungsmaßnahmen. Bei den aktuellen Fällen führen einige Spuren nach Holland.
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Sie müssen innerhalb des Landeskriminalamtes eine Reform umsetzen. Bestimmte Bereiche sollen zusammengelegt werden. Was soll das bringen und wie werden die Pläne in der Kollegenschaft angenommen?
Insgesamt geht es um das Thema Spezialisierung, aber die einzelnen Gruppen wie Leib und Leben oder Raub werden weiterhin eigenständig agieren. Wir wollen jedenfalls die Abläufe optimieren, die Strukturen schlanker machen, gleichzeitig die Schlagkraft aber noch erhöhen.
Das Thema Gewalt gegen Frauen hat in der Vergangenheit immer wieder für traurige Schlagzeilen gesorgt. Welche Präventionsmaßnahmen wurden gesetzt?
Leider hat es auch im Bundesland Niederösterreich einige schreckliche Taten gegeben. Wir arbeiten sehr eng mit dem Land Niederösterreich und den Gewaltschutzzentren zusammen, um bei einer Gefahr möglichst rasch eingreifen zu können. Da gibt es immer wieder Treffen und Gespräche, auch mit der Politik. Aber nicht alles lässt sich verhindern, manche Angriffe passieren plötzlich aus dem Affekt heraus, ohne dass es vorher Vorzeichen gegeben hat.
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