Russen starten neue Elite-Schule in Schloss Krumbach
Es ist eine schmale Serpentinenstraße, die zum Schloss Krumbach führt. Je näher man zum Tor des mächtigen Gebäudes mitten im Wald, das im 13. Jahrhundert wieder errichtet worden war, kommt, desto enger wird es. Wer in den Burghof fahren will, sollte kein zu großes Fahrzeug haben, um die Tore zu passieren.
Die Zeit, in der immer wieder Gäste mit dem Auto zum Schloss gekommen waren, ist seit dem Vorjahr aber ohnehin vorbei. Da hat das aus Russland stammende Ehepaar Oksana und Vladimir Volozhanin das historische Gebäude gekauft, um daraus eine Elite-Schule mit Internat zu machen. Über eine Maklerin waren sie auf Krumbach in der Buckligen Welt (NÖ) gestoßen. Oksana Volozhanina kann sich gut an den Augenblick erinnern, als sie erstmals das Schloss sah: „Ich hatte das Gefühl, da war ich schon einmal.“
Tatsächlich war sie in Russland aufgewachsen und hatte dort vor 25 Jahren an der Staatsuniversität Chelyabinsk als Professorin gelehrt. Ihr Mann, der an dieser Universität ein Wirtschaftsstudium absolviert hatte, war mittlerweile bereits international tätig. Als Vorstand oder Aufsichtsrat in verschiedensten Finanz- und Industrieunternehmen. Darunter eine Investitionsberatung in New York (Triglobal Strategic Ventures) und auch eine Firma in Wien (UBP Services GmbH).
Für Oksana war das der Schlüssel, um ein neues Leben zu starten. „Ich wollte etwas Neues, etwas Interessantes machen. Ich habe gewusst, so will ich nicht weiterleben“, sagt die heute 46 Jahre alte Russin.
Eine eigene Schule
Sie zog mit ihrem Mann vor sieben Jahren nach Wien. Und während ihre Kinder in verschiedenen Ländern eine internationale Ausbildung genossen, lernte sie in Wien Deutsch und studierte Kunstgeschichte. Sie war von Wien so fasziniert, dass sie dort ihr weiteres Leben verbringen wollte. Gleichzeitig hatte „ich den Traum, eine eigene Schule zu haben“.
Bei der Suche nach dem richtigen Gebäude landete das Ehepaar zuerst in Tschechien und erst dann in Krumbach. Oksana Volozhanina war sofort begeistert. Aber: „Es war unglaublich unrealistisch. Ich habe dann aber genug Argumente gefunden, meinem Mann zu erklären, warum ich das brauche.“ Wobei dieser natürlich sofort erkannt hatte, dass das Schloss die kommenden Jahre eine Dauerbaustelle sein wird.
1993 hatte die Metal-Hotelgruppe das Gebäude hergerichtet, um es als Hotel zu nutzen. Eine Zeit lang betrieb dann Mirko Kovats das 120-Betten-Hotel. Zuletzt war der Wiener Immobilienunternehmer Erich Podstatny der Schlossherr gewesen.
Jetzt wohnt das Ehepaar Volozhanin mit Tochter und Sohn dort. Und während des Schuljahres die Internatskinder. Im Vorjahr hatte man mit zehn Jugendlichen die Privatschule gestartet. Drei waren aus Wien, sieben aus Russland. Im kommenden Schuljahr sollen es dann schon rund 50 sein. Die Anmeldungen laufen bereits, Anfragen gibt es aus der ganzen Welt. Eine auch aus China, konkret aus Hongkong. Rund 100 Schüler werden es dann im Vollbetrieb sein.
"Überzeugungskraft"
Ein offenes Geheimnis ist, dass die Existenz dieser Schule der „Überzeugungskraft“ von Oksana Volozhanina zu verdanken ist. Sie hat in Wien und anderen Städten die Professoren aufgetrieben. „Ein unglaublich gutes Team“, sagt sie. Oksana Volozhanina hat auch die Netzwerke in der Region gesponnen, um den Schülern ein Rahmenprogramm bieten zu können. Ob das Skifahren am Wechsel, Reiten in der Buckligen Welt oder Golfen in Lanzenkirchen ist. Und sie versucht, richtig Fuß zu fassen: „Wir sind ein Teil der Region geworden.“
Ihr Mann sorgt für den Rest. Wobei er sich im Schloss ein besonderes Refugium geschaffen hat: ein Besprechungszimmer im Schlossturm, von wo aus man die komplette Bucklige Welt überblicken kann. Und darunter eine Bar.
Internationales Diplom
Die International School Schloss Krumbach ist derzeit Kandidat für das International Baccalaureate Programm (IB). Dafür müssen etliche Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehört auch, dass in mehreren Sprachen unterrichtet werden muss. Zwei Hauptsprachen und die jeweilige Muttersprache. Derzeit werden Fächer in Englisch und in Deutsch unterrichtet, dazu gibt es noch Russisch-Stunden. Falls weitere Sprachlehrer benötigt werden, könnte das auch mit Hilfe von Skype-Unterricht gelöst werden.
Mit Internat
Die Gebühr für das kommende Schuljahr inklusive Vollinternat im Schloss beträgt 55.000 Euro.
Wenn das Internat nur während der Schulwoche (Montag bis Freitag) genommen wird, kostet die Jahresgebühr pro Schulkind 47.500 Euro
Ohne Internat
Die Jahresgebühr beläuft sich auf 25.000 Euro, wobei die Schüler von 8 bis 16 Uhr betreut werden
Vergünstigungen
Für bestimmte neue Schulstufen gibt es zum Start diesmal noch vergünstigte Angebote
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