Und dabei ging es um Millimeter. „Da redet man nicht mehr von einem oder zwei Millimeter, sondern darüber, ob es ein halber ist und wenn ja, in welche Richtung es geht. Sind es nun 40,1 oder doch 40 mm“, gibt Mühlbacher Einblick in den Wettbewerb.
Zuerst musste eine große Schalung mit verschiedenen Ecken hergestellt werden, danach ein Betonkörper mit der Silhouette des Grazer Uhrturms und dann noch ein Bewehrungskorb. Die beiden Facharbeiter mussten nach einem vorgegebenen Plan arbeiten. Und unter Zeitdruck: „Wir hatten 16 Stunden zur Verfügung und haben 15 Stunden, 58 Minuten gebraucht. Es war eine Punktlandung“, sagt Mühlbacher.
Von den Besuchern und dem Treiben um sie herum hätten sie überhaupt nichts gemerkt, meint Engelbrecht. Erst als sie die Arbeit abgeschlossen hatten. „Die Freude war überwältigend. Ich konnte endlich meinen Sohn in die Arme nehmen und meine Freundin küssen“, erzählt Mühlbacher von diesem Moment. Sie seien als „EuroSkills“-Teilnehmer coronabedingt während des Bewerbs abgesondert gewesen.
Stolz war zu diesem Zeitpunkt auch schon ihr Coach Thomas Prigl, mit dem Mühlbacher und Engelbrecht insgesamt fünf Wochen lang für den Bewerb trainiert haben. Dabei ging es um den „Feinschliff“, denn beide verfügen über jahrelange praktische Baustellenerfahrung.
Seit sie vor zehn ins Berufsleben eingestiegen sind, arbeitet das Duo bei der Firma Leyrer + Graf. Engelbrecht aus Etsdorf am Kamp (Bezirk Krems-Land) hat Schalungsbauer gelernt, Mühlbacher aus Dietmanns (Bezirk Waidhofen/Thaya) eine Doppellehre zum Maurer und Schalungsbauer gemacht.
Für beide die absolut richtige Wahl. „Eigentlich wollte ich Maurer werden, und zwar, schon seit ich sechs war“, erzählt Engelbrecht, doch dann habe er bei den Schnupperwochen festgestellt, dass er Mörtel nicht verträgt. So wurde er Schalungsbauer. „Es hat mir immer schon gefallen, wenn man das Ergebnis bewundern kann. So lange ein Gebäude da steht, sieht man, dass man mitgeholfen hat und das ist schön“, ergänzt er. Die Abwechslung am Beruf schätzt er außerdem. „Jeder Tag ist voller neuer Herausforderungen und immer anders“.
Mühlbacher stimmt ihm zu: „Es ist nie das Gleiche, außerdem ist man immer draußen“, deswegen ist er froh, dass er sich vor zehn Jahren für eine Lehre und gegen eine HTL entschieden hat. „Ich bin jetzt Facharbeiter und möchte den Meister machen.“
Obwohl ihnen die „EuroSkills“ einiges abverlangt haben, sind sie froh, dass sie dabei waren. Dennoch ist es ihr letzter Wettbewerb gewesen: „Mit 26 sind wir dann zu alt. Künftig werden wir nur noch Zuschauer sein“, erklärt Mühlbacher.
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