Dicke Luft um Abgasmessung in NÖ: Grüne werfen Land Trickserei vor

Aus dem Auspuff eines Autos strömt Rauch.
Grüne beschuldigen das Land, bei der Immissionsmessung an Autobahnen zu schummeln. Aus der zuständigen Abteilung wird das dementiert.

Mit scharfer Kritik nehmen die Grünen die Messmethodik der Luftgüte durch das Land Niederösterreich ins Visier. Keine der 43 Messstationen sei direkt an den Hauptverkehrs-Hotspots A1, A2 oder A22 positioniert, berichtet der grüne Landtagsabgeordnete Georg Ecker. Durch diese „Schummelei“ könnte sogar eine mögliche Gesundheitsgefährdung von Anrainern vertuscht werden, fürchtet Ecker. Vorwürfe, die man im Büro des zuständigen NÖ Umweltreferenten und LH-Stellvertreters Stephan Pernkopf und in der zuständigen Abteilung für Anlagentechnik empört zurückweist.

Ecker reagiert auf eine Aussendung von Pernkopf vor wenigen Wochen. Darin weist der ÖVP-Politiker auf den positiven Rückgang bei der Luftbelastung in den vergangenen Jahren hin. Natürlich hätte der Corona-Lockdown im vergangenen Jahr zu besonders auffälligen Rückgängen geführt, aber die Tendenz bei den Immissionen von Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid (NO2) sei in den vergangenen 15 Jahren rückläufig, berichtete Pernkopf.

Beschwerden

Aufmerksam gemacht durch Anrainer an der Westautobahn in St. Valentin, eröffnet Ecker nun eine Debatte über die Standorte der Luftmessstationen im Bundesland. „In St. Valentin finden sich sogar neun Meter von der Fahrbahn der A1 entfernt bewohnte Liegenschaften, die Messstation liegt dagegen zirka 350 Meter weit weg“, behauptete er und vermutete Umsetzungsfehler bei den Bundesvorgaben in Niederösterreich. „Messstellen müssten nach der IG-L-Messkonzeptverordnung aus dem Jahr 2012 in höchstens zehn Metern Entfernung vom Fahrbahnrand platziert sein“, sagte Ecker. In ganz NÖ sei keine einzige Messstelle in diesem Abstand zu einer Autobahn positioniert.

Dicke Luft um Abgasmessung in NÖ: Grüne werfen Land Trickserei vor

Ecker übt scharfe Kritik

Sechs Kilometer westlich von St. Valentin habe die in OÖ bei Enns-Kristein in unmittelbarer A1-Fahrbahnnähe ordnungsgemäß platzierte Messstation klare Grenzwertüberschreitungen aufgezeigt. Mit dem viel diskutierten IG-L-100er mit flexibler Temposteuerung konnten aber seitdem NO2-Grenzwerte der EU erfolgreich unterschritten werden, verwies Ecker auf ein nahes Beispiel. „Dort rollt derselbe Verkehr vorbei, wie in St. Valentin“, sagte er und sieht Handlungsbedarf bei LH-Vize Pernkopf.

Gesetz klar erfüllt

Anschuldigungen, die man in der NÖ Fachabteilung jedenfalls nicht akzeptieren will. Die IG-L-Messkonzeptverordnung des Bundes fordere eine verkehrsnahe Messstelle in NÖ. „Wir haben drei“, berichtete Abteilungschef Christoph Urbanek gegenüber dem KURIER. Die Standorte würden dem Klimaschutzministerium und dem Umweltbundesamt jährlich gemeldet.

Experte kontert

Die verkehrsnahen Messstellen befinden sich am Europaplatz in St. Pölten, in Klosterneuburg und in Purkersdorf. Das IG-L schreibe zudem keine expliziten Messpunkte an Autobahnen vor, Luftschadstoffe seien „expositionsrelevant“, also dort, wo sich Menschen relevant zum Grenzwert aufhalten, sowie an allgemein repräsentativen Standorten zur erfassen, konterte der Abteilungschef den Attacken Eckers.

Weiters sei wichtig, dass gerade die Messungen in St. Valentin, sowie in Biedermannsdorf, Mannswörth, Vösendorf und Stockerau expositionsrelevant jene Immissionen erfassen, von denen Anrainer der dortigen Autobahnen betroffen sind. Damit werde überprüft, ob der Schutz des Menschen gewährleistet sei, so Urbanek.

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