Debatte in St. Pölten: Wohnraum ja, aber wie viel?
Sie heißen „Glanzstadt“, „Elastic City oder „Leben am Fluss“ und haben eines gemeinsam: sie sind Großprojekte, die in der Hauptstadt Wohnraum schaffen sollen.
Dass in St. Pölten so viele Wohnungen errichtet werden wie noch nie, ist nicht nur der subjektive Eindruck vieler Bürger, er lässt sich auch durch die Statistik bestätigen. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 649 Wohnungen fertiggestellt, deutlich mehr als in den beiden Jahren zuvor. Und eben dieses Jahr markierte auch einen Höchststand in der Geschichte der Stadt.
Doch die Zahl dürfte in den kommenden Jahren locker übertroffen werden. Alleine im Norden der Stadt sollen tausende Wohnungen entstehen. Wie etwa auch auf den WWE-Gründen (Wohn- und Wirtschaftspark Entwicklungsgesellschaft m.b.H., Anm.), die unweit der Viehofner Seen zu finden sind. Auf dem rund acht Hektar großen Areal sind 720 Wohnungen geplant.
Wohntürme
ÖVP-Gemeinderat Florian Krumböck sieht dieses Vorhaben auch als Anstoß für eine Debatte, die aus seiner Sicht in der Stadt dringend geführt werden sollte. „Die vielen neuen Bauprojekte in St. Pölten lösen langsam aber sicher Skepsis in der Bevölkerung aus. Wir sollten ganz offen die Frage stellen: Wie viel Wachstum verträgt St. Pölten? Und genauso entscheidend ist die Frage, wie schnell wollen wir wachsen?“ sagt Krumböck.
Tatsächlich verdeutlicht das Projekt auf den WWE-Gründen auch, in welcher Dimension mittlerweile in der Stadt gebaut wird. Der Plan sieht unter anderem acht 25 Meter hohe Wohntürme vor, laut dem ÖVP-Gemeinderat werde „dichter und höher“ als bei anderen Projekten gebaut.
Preise
„Das sind Wiener Dimensionen“, so Krumböck. Er stellt sich auch die Frage, ob die Stadt diesem Tempo gewachsen ist. „Haben wir genug Kindergärten und Schulen? Sind nicht schon jetzt Freizeiteinrichtungen wie die Viehofner Seen an manchen Tagen überfüllt? Gibt es genug Kinderärzte in der Stadt?“ Für Krumböck stehe die Stadt vor einer wichtigen Entscheidung: „Wollen wir eine liebevolle Mittelstadt mit eigenem Profil bleiben, oder so werden wie eine der vielen Speckgürtel-Gemeinden Wiens?“
Im Rathaus selbst betont man, dass man in Sachen Wohnbau „auch die Zusammenhänge sehen muss“. „Wenn wir nicht genug Wohnraum haben, dann wird der, der vorhanden ist, teurer“, erklärt Stadt-Sprecher Thomas Kainz. Jährlich würden rund 800 Menschen in die Landeshauptstadt ziehen, deswegen brauche es eben auch diese Projekte.
„Aber selbstverständlich stellen wir uns ganz grundsätzlich dieser Thematik und binden auch die Bürger ein“, betont Kainz. Zuletzt sei etwa im Stadtmuseum über die „Herausforderungen für eine lebenswerte und nachhaltige Stadt“ diskutiert worden.
Geht es um die WWE-Gründe wird betont, dass das Projekt langsam und ressourcenschonend wachsen soll. Bis alle Wohnungen bezugsfertig sind, werden etwa zehn Jahre vergehen, heißt es.
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