Hat es beim Testen oder beim Impfen einen Konkurrenzkampf unter den Bundesländern gegeben?
Königsberger-Ludwig: Der Konkurrenzkampf war nie unter den Bundesländern. Die Landesrätinnen und Landesräte haben gut zusammengearbeitet. Natürlich ist zum Beispiel Wien ab einem gewissen Zeitpunkt eine andere Strategie gefahren. Aber das hat aus meiner Sicht nur damit zu tun, dass man in einer Millionenstadt anders agieren muss, wie in einem Flächenbundesland.
Pernkopf: Wir haben uns auch gegenseitig nie etwas ausgerichtet.
Sie beiden sind die Köpfe des Corona-Krisenmanagements im Bundesland. Da muss man wohl auch damit leben, dass man angefeindet wird. Wie sehr war das der Fall?
Pernkopf: Mediale Anfeindungen über verschiedene Netzwerke viele, aber persönlich keine. Da hat es nur Diskussionen gegeben. Ich habe mit den Menschen auch offen darüber geredet. Das persönliche Gespräch wird auch in Zukunft dazu führen, dass Gräben wieder zugeschüttet werden.
Königsberger-Ludwig: Wir haben schon das eine oder andere schlimme eMail bekommen. Wir haben auch immer versucht, zu antworten. In kann nur bestätigen: Im persönlichen Gespräch ist das anders wie auf Facebook oder auf Twitter.
Haben die Strukturen im Land funktioniert, vom Krisenstab bis zu den Ärzten?
Pernkopf: Wir haben viel Zeit investiert, alles ausführlich ausdiskutiert. Wir haben da auch viele Freunde im Bereich der Ärzteschaft gewonnen. Wir haben wirklich versucht, uns alles anzuhören und eine eigenständige, solide Meinung zu bilden. Wenn du das gemacht hast, kannst du als Politiker mit ruhigem Gewissen entscheiden. Das ist auch die Aufgabe der Politik. Ich finde nicht, dass Entscheidungen in eine Kommission ausgelagert werden sollten.
Königsberger-Ludwig: Ich sage immer allen: Ihr dürft eine eigene Meinung haben, aber ich muss entscheiden.
Aber wie schwierig ist es, zu entscheiden, wenn auch die Experten immer wieder unterschiedliche Meinungen gehabt haben?
Pernkopf: Wir sind immer mit einer einhelligen Meinung an die Öffentlichkeit gegangen. Wir haben uns informiert, danach hat es nur eine gemeinsame Botschaft gegeben. Und da muss man kritisieren, dass das auf Bundesebene scheinbar nicht möglich war.
Königsberger-Ludwig: Das hat sicher funktioniert, dass wir nie verfrüht mit etwas an die Öffentlichkeit gegangen sind und uns auch nicht gegenseitig über Medien etwas ausgerichtet haben. Das ist ärgerlich beim Bund, dass immer etwas angekündigt wurde und erst viel später die Verordnungen gekommen sind, wo man nicht einmal knapp vor dem Stichtag wusste, wie die neuen Vorgaben wirklich ausschauen. So schafft man kein Vertrauen. Stefan Pernkopf und ich haben auch nicht immer die gleiche Meinung gehabt. Aber wir haben uns das ausgeredet, bevor wir an die Öffentlichkeit gegangen sind.
Haben Sie beiden eigentlich schon einmal davor politisch zusammengearbeitet, weil es über die Parteigrenzen hinweg so gut funktioniert?
Königsberger-Ludwig: Nein, aber wir sind beide aus dem Mostviertel, das verbindet. Außerdem, welche Rolle soll bei einer Pandemie die Parteipolitik spielen? Es gibt sicher andere Themen, wo wir nicht einer Meinung sind und Ideologie mehr Rolle spielt, spielen muss.
Pernkopf: Im Krisenmanagement hat Parteipolitik nichts verloren. Da muss es nur um die Sache gehen.
Mit wie viel Freude oder Skepsis blicken Sie den Öffnungsschritten am Samstag, 5. März, entgegen?
Königsberger-Ludwig: Ich war wirklich überrascht, dass so weitreichende Lockerungen beschlossen worden sind. Die Entwicklung bei den Infektionen geht leider vorerst nur seitwärts und nicht abwärts. Aber das Gute ist, dass die Intensivbetten in den Spitälern nicht mehr so betroffen sind. Ob das alles so kommen wird, wird auch davon abhängen, ob die Prognosen, auf die die Öffnungsschritte aufbauen, auch so eintreffen.
Pernkopf: Ich blicke da optimistisch in die Zukunft. Das Wetter wird besser, die Intensivstationen sind von den hohen Infektionszahlen entkoppelt, dank der Impfung. Wenn Maßnahmen wieder notwendig sein sollten, werden wir sie rechtzeitig setzen.
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