„Cliffhanger“ als Mahnmal gegen Raubbau an der Natur
Das Portal einer Tourismusinfo-Stelle hoch oben in einer senkrechten Felswand kann doch nur eine Provokation sein? Als außergewöhnliches Fotomotiv nutzen die derzeit in Scharen durch die Ötschergräben ziehenden Wanderer das Gebilde allemal. Auch jene, die über die gestern eröffnete Kunstinstallation schimpfen.
Die knallrote Touristen-Servicestelle, die für die Wanderer gar nicht zugänglich ist, ist ein seit Jahren herangereiftes Projekt der Künstler Christoph Steinbrener, Rainer Dempf und Martin Huber. Unter dem Titel „Cliffhanger“ haben sie ein Mahnmal in luftiger Höhe platziert.
In unmittelbarer Nähe zum Mira-Wasserfall, der eine der Attraktionen im Naturpark Ötscher-Tormäuer ist, habe man jetzt aber doch etlichen Aufklärungsbedarf um die Entrüstung mancher Naturfreude zu bändigen, berichtet Naturpark-Betreuer Florian Schublach. Nachdem in den vergangenen Tagen Industriekletterer den „Cliffhanger“ in der Felswand fixiert hatten, ließen die ersten Beschwerden nicht lange auf sich warten. Eine Schamanin sah das Areal rund um den Mirafall regelrecht entweiht. „Dass es über das Projekt Diskussionen gibt und es Emotionen auslöst, stört uns nicht. Wenn man den Leuten den Hintergrund erklärt, sind sie meist rasch besänftigt“, sagt Schublach.
Lange Vorbereitung
Schon vor 13 Jahren hatten die Künstler die Idee, die Ausbeutung der Natur durch die Zivilisation mit drastischen Mitteln anzuprangern. Das wurde nun in Form des „Cliffhanger“ in den Ötschergräben Realität. Zwar sei die Ötscher-Region von besonders negativen Entwicklungen noch verschont, doch mit dem Projekt wolle man einen nachhaltigeren und sensibleren Umgang mit der Natur einmahnen, so der Tenor der Gruppe.
Am Weg von der Ötscherbasis in Wienerbruck zum Mirafall werden die Wanderer durch performative Aktionen und Musikeinlagen der Medienkünstler Sylvia Eckermann und Gerald Nestler auf die Thematik vorbereitet. Der „Cliffhanger“ ist bis September 2021 zu bestaunen.
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