Clan landete Millionencoup: Goldschatz aus Tresor gestohlen

Eine Reanimation des Mädchens blieb laut Polizei erfolglos
Arabische Bande aus Deutschland räumte, als Schlüsseldienst getarnt, Tresor einer wohlhabenden Niederösterreicherin aus.

Statt der vermeintlichen Hilfe des gerufenen Aufsperr- und Schlüsseldienstes kam ein schwer krimineller Clan. Eine arabischstämmige Bande aus dem deutschen Essen soll eine 73-jährige Niederösterreicherin aus dem Bezirk Wiener Neustadt um ihr Vermögen gebracht haben. Drei Männer stahlen aus dem Tresor der Frau Goldbarren und Münzen im Wert von mehr als 700.000 Euro, eine beträchtliche Bargeldsumme sowie zwei Sparbücher des wohlhabenden Opfers.

Kriminelle Struktur

Die Verdächtigen hatten als vermeintlicher Not- und Schlüsseldienst eine kriminelle Struktur aufgebaut und Kunden im großen Stil abgezockt. Bei einem spektakulären Zugriff in der Therme Laa an der Thaya wurden die mutmaßlichen Drahtzieher des Millionenbetrugs erwischt und festgenommen.

Falsche Kombination

Den 15. Februar wird das 73-jährige Opfer aus dem Raum Wiener Neustadt wohl nicht mehr so schnell vergessen. Weil sie an dem Tag mehrmals den falschen Code am Tresor eingegeben hatte, ließ sich ihr Geldschrank nicht mehr öffnen. Verzweifelt suchte die Frau im Internet nach Hilfe und stieß auf die Hotline-Nummer eines vermeintlichen Schlüssel-Notdienstes. „Es ist ein ausgeklügeltes System. Der Clan bietet über das Internet diverse Notdienste an und erkauft sich eine gute Reihung bei der Google-Suche. Über ein Call-Center werden die Anrufe dann zu einem Handy der Bande weitergeleitet“, erklärt ein Kriminalist die Masche. Am Tag nach dem Anruf der Frau standen, wie vereinbart, drei angebliche Techniker vor ihrer Tür.

Was dann passierte, bezeichnen die Ermittler als filmreif. Insgesamt sieben Stunden werkte die Truppe mit einem Winkelschleifer, Schweißgerät und schwerem Gerät an dem Tresor. Das Opfer machte den „fleißigen Handwerkern“ im guten Glauben sogar noch etwas zu Essen und holte ihnen Zigaretten vom Automaten.

Hastig das Haus verlassen

Erst gegen 22 Uhr abends erklärte einer des Trios, dass sie noch Spezialwerkzeug holen und am nächsten Tag wieder kommen würden. Die Drei verließen hastig das Haus. Einem Bekannten des Opfers, der gerade zu Besuch war, kam die Sache spanisch vor. Als er nach dem Rechten sah, trauten er und die 73-Jährige ihren Augen nicht. Der Tresor hatte ein Loch und war komplett leer. Die Männer hatten sich mit dem gesamten Vermögen aus dem Staub gemacht.

Clan landete Millionencoup: Goldschatz aus Tresor gestohlen

Symbolbild

Wucherpreise

Die Ermittler der Landeskriminalämter Niederösterreich und Wien forschten vier Verdächtige an einer Kontaktadresse in Wien-Favoriten aus. Wie sich später herausstellte, waren zwei davon im Haus des Opfers im Bezirk Wiener Neustadt. Ali A. (22) und Azedine S. (18) wurden festgenommen und in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert. Gegen sie war schon länger wegen ähnlicher Betrugshandlungen ermittelt worden. Bis dato waren allerdings nur Vorwürfe wegen Betrugs und Sachwucher wegen überhöhter Rechnungen nach Aufsperrdiensten bekannt.

Eine weitere Spur des arabischen Clans führte die Fahnder vergangene Woche ins Thermenhotel nach Laa. Drei Verdächtige der Bande, die ihren Sitz im Ruhrgebiet hat, waren dort zu einem Wellnessurlaub abgestiegen. Ibrahim K. (23), Monir A. (29) und Souhal H. (29) wurden von der Eingreiftruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität am Hotelareal festgenommen. „Sie hatten fast 50.000 Euro Bargeld im Hotelsafe bei sich. Womöglich ein Teil des Erlöses vom Gold-Diebstahl“, heißt es bei der Polizei.

Ermittlungen zu Komplizen und der genauen Struktur des Clans sind noch im Laufen. Der Großteil der Beute gilt nach wie vor als verschwunden.

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