Bub rettete der Mutter das Leben

Bub rettete der Mutter das Leben
Zwei junge Frauen überlebten die Attacken ihrer Ex-Gefährten nur knapp.

Nicht weniger dramatisch als die grausamen Bluttaten in Wien (mehr dazu hier), aber zum Glück ohne Todesopfer endeten zwei Beziehungstaten in der Nacht zum Sonntag in Niederösterreich.

In St. Pölten wurde eine Frau auf einem öffentlichen Parkplatz von ihrem Ehemann mit einem Messer niedergestochen. In Wiener Neustadt versuchte ein Mann seine Ex-Frau zu erdrosseln, wurde aber von seinem zehnjährigen Sohn im letzten Augenblick gestoppt.

Eskalation

Auf dem Parkplatz eines Möbelhauses vis-a-vis von der St. Pöltener Polizeizentrale spielte sich die erste Tragödie ab. Dort dürfte der 29-Jährige seiner ebenfalls 29 Jahre alten Frau am frühen Abend aufgelauert haben. Immer wieder war es in der Vergangenheit zwischen dem Paar zum Streit und auch zu Übergriffen gekommen. Laut Zeugenaussagen ging der Angreifer sehr aggressiv auf die Frau los, dabei soll er sie auch geschlagen haben.

Dann eskalierte die Auseinandersetzung: Der Mann zückte ein Messer und rammte es der Frau in den Oberkörper. Verzweifelt versuchte das Opfer, das ihr zweijähriges Kind dabei hatte, zu flüchten, wurde aber vom Mann eingeholt und abermals misshandelt. Passanten gingen da-zwischen und hielten den Gewalttäter fest, bis ihn die Polizei festnahm.

Die lebensgefährlich verletzte Frau wurde von der Rettung an Ort und Stelle stabilisiert und im Spital notoperiert. Am Sonntag war ihr Zustand nach Auskunft der Landespolizeidirektion Niederösterreich stabil.

Wenige Stunden später wurde in Wiener Neustadt eine 29-jährige dreifache Mutter von ihrem Ex-Mann beinahe umgebracht. Das türkischstämmige Paar lebte getrennt. Immer wieder ging der Mann aber auf die Frau los. Deshalb wurde gegen ihn im September ein Betrungsverbot verhängt.

Samstagabend soll sich der 31-Jährige ins Haus geschlichen haben, während die Familie nicht da war, und sich versteckt haben. Gegen 23.30 Uhr stellte er die 29-Jährige. Im Zuge des heftigen Streits würgte er sein Opfer und versuchte es mit einem Stromkabel zu erdrosseln.

Sohn griff zum Messer

Laut Angaben der ermittelnden Kriminalbeamten hat der zehnjährige Sohn seiner Mutter das Leben gerettet. Der Bub alarmierte nicht nur die Polizei, sondern schnappte sich in der Küche ein Messer und hielt den tobenden Vater damit in Schach.

KURIER: Frau Perner, ist die aktuelle Häufung von Gewalttaten ein Vorbote für den emotionalen Stress in der Vorweihnachtszeit?
Rotraud Perner: Nein, das glaube ich nicht. Ich stelle einen allgemeinen Anstieg von Gewaltdelikten in Familien fest.

Was ist ist der Grund dafür?
Meine Erkenntnisse aus der Gehirnforschung belegen eindeutig, dass die Identifikation mit Tätern zunimmt. Wir sind in audio¬visuellen Medien ständig mit Gewalttaten konfrontiert. In extremen Konfliktsituationen übernehmen Menschen diese Muster. In Krimis gibt es aber nie Sequenzen, wo einem möglichen Mörder angeboten wird, Vernunft zu bewahren und einen gewaltfreien Weg zu beschreiten.

Welche Maßnahmen wären gegen diese Entwicklung notwendig?
Ist der Kampfmodus einmal gestartet, gibt es kein Stoppen mehr. Alle spielen Kino, daher müssen wir rasch gegensteuern.

Wie könnte das gehen?
Das kann nur durch gezielte Aufklärung, beginnend in den Schulen, aber auch in der Erwachsenenbildung funktionieren. Den Leuten muss klar sein, dass sie ihre Menschenwürde nicht verlieren, wenn sich eine Frau oder ein Mann für jemand anderen entscheidet. Da gibt es andere Lösungen als Gewalt.

Häufig findet sich hinter familiären Gewalttaten auch ein Migrationshintergrund. Was schlagen Sie da vor?
Es wäre ganz wichtig, Migranten besser über unsere Gesetze und Sitten zu informieren. Die bodenständige Sozialarbeit hat da die richtigen Modelle dafür. Ich glaube, dass es wichtiger wäre bei den Staatsbürgerprüfungen solche Dinge abzufragen als Fakten aus der Geschichte.
 

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