Mord auf offener Straße: Was zur Bluttat mit 2 Toten in Traiskirchen führte

Mord Traiskirchen
Auf dem Facebook-Profil des 66-jährigen Täters finden sich deutliche Hinweise auf die geplante Tat. Er hatte Freigang aus der Justizanstalt.

Nach der Bluttat mit zwei Toten und einer Schwerverletzten am Sonntag in Traiskirchen (Bezirk Baden), haben Ermittler des NÖ Landeskriminalamtes die Hintergründe des Mordes auf offener Straße geklärt.

Rasende Eifersucht des seit 30 Jahren amtsbekannten Gewaltstraftäters gilt als das Motiv für die Tat.

Sonntagvormittag um 10.05 Uhr langte der Notruf über mehrere Schüsse und verletzte Personen im Industriegebiet von Traiskirchen bei der Landesleitzentrale der Polizei in NÖ ein.

Schüsse vor dem Imbisslokal

Wie sich herausstellte, hatte der 66-jährige Strafgefangene Josef P., eine bekannte Ex-Rotlichtgröße, während eines genehmigten Ausgangs aus der Justizanstalt Wiener Neustadt ein Blutbad angerichtet. Aber wie kam es dazu?

Er erschoss vor einem Imbisslokal im Zuge eines Streits seinen 55-jährigen Bekannten Thomas H. mit einem Schrotgewehr.

Dessen 25-jährige Freundin, die im Imbiss ihres Partners beschäftigt war, wurde ebenfalls getroffen und schwerst verletzt. Anschließend richtete sich der Täter in einem nahen Weingarten selbst mit der illegal besessenen Waffe.

Aber was hat den 66-Jährigen zu der Bluttat getrieben?

Nach derzeitigem Ermittlungsstand schoss der 66-Jährige aus Eifersucht. Der Täter hatte früher selbst mit dem 25-jährigen weiblichen Opfer eine Art Beziehung. Im Vorjahr wurde Josef P. allerdings nach einer Anzeige der Frau wegen häuslicher Gewalt und Körperverletzung am Landesgericht Wiener Neustadt zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt.

Er wollte Rache

Während er hinter Gitter saß, ging die 25-Jährige eine Liaison mit dem Imbissbesitzer Thomas H. ein. Dieser war selbst ein guter Bekannter des Ex-Bordellchefs. "Er dürfte sich von der Frau und seinem Bekannten hintergangen gefühlt haben", so ein Ermittler. Deshalb habe er bereits vor einiger Zeit den Entschluss gefasst, sich an dem Paar zu rächen, vermuten die Kriminalisten.

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Vor dem Imbisslokal in Traiskirchen fielen am Sonntag die tödlichen Schüsse. Es könnte sich um einen Racheakt handeln. 

Waffenverbot seit 1985

Noch ist unklar, wo der 66-jährige Strafgefangene die illegale Schrotlinte her hatte. Erhebungen zur Tatwaffe - gegen den Beschuldigten wurde am 15. Februar 1985 ein Waffenverbot ausgesprochen, das bis dato aufrecht war - sowie weitere Vernehmungen und Spurenvergleiche im Zuge der Tatortbearbeitung sind im Gange.

Hinweise zur Bluttat auf Facebook

Auf seinem Facebook-Profil gibt es Anzeichen darauf, dass die Tat vom 66-Jährigen schon länger geplant war. „Es wird schneller kommen als ihr alle denken könnt. Die Überraschung wird groß sein...“, postete Josef P. am 6. Juli kryptisch. Es gibt auch davor andere versteckte Hinweise auf mögliche Rache. „Es dauert nicht mehr lange, die Freude wird groß sein“, lautet ein Eintrag am 27. Juni. Außerdem postet er laufend Kaffeehausbesuche, Einkäufe sowie Botenfahrten während seiner Freigänge.

Der ehemalige Rotlicht-König hat eine lange kriminelle Geschichte. Er ist seit 30 Jahren amtsbekannt und hat ein ellenlanges Vorstrafenregister. Er hatte in Baden viele Jahre ein Bordell betrieben und war auch im Ausland polizeibekannt.

Drogendelikte in Ungarn

Vor fast 20 Jahren hatte er eine Prostituierte aus einem Fenster geworfen und dabei schwer verletzt. Es folgten mehrere Verurteilungen. Am Landesgericht Wiener Neustadt erinnert man sich an einen Aufsehen erregenden Zwischenfall vor vielen Jahren.

Während einer längeren Haftstrafe wegen schwerer Drogendelikte in Ungarn, wurde Josef P. für ein Strafverfahren hierzulande nach Wiener Neustadt überstellt. Um nicht zurück ins Gefängnis nach Ungarn gebracht zu werden, schluckte er einen Löffel und musste damals notfallmedizinisch betreut werden.

NIEDERÖSTERREICH: BLUTTAT IN TRAISKIRCHEN

Vor dem Imbisslokal in Traiskirchen fielen am Sonntag die tödlichen Schüsse. Es könnte sich um einen Racheakt handeln. 

Ministerium prüft das Thema Freigänge

Der 66-Jährige war zuletzt bereits im Entlassungsvollzug und hatte Ausgang aus der Strafanstalt. Seine Haftstrafe aus dem letzten Jahr hätte kommenden Dezember geendet. Das bestätigt auch das Justizministerium. Der Mann habe sich „im Rahmen des Entlassungsvollzugs auf einem genehmigten Ausgang“ befunden und bisher „mehrere begleitete und unbegleitete Ausgänge ohne Vorkommnisse absolviert“, sagt eine Sprecherin.

Das Ministerium hat eine detaillierte Prüfung der Umstände eingeleitet. Nach der Bluttat stehen besonders Freigänge von Gewalt- und Wiederholungstätern im Fokus. Kritiker fordern schon lange eine Neuregelung.

Wie der Strafrechtsexperte Alois Birklbauer am Sonntag im ZIB 2-Interview erklärte, dürfe im Falle genehmigter Ausgänge allerdings "keine besondere Gefährlichkeit bestehen“.

Die Justiz müsse im Vorfeld prüfen, welche Taten zuvor begangen wurden und welche Motivation dafür relevant war. Auch das Verhalten im Strafvollzug müsse beurteilt werden. „In der Prognose hat man sich hier möglicherweise verschätzt“, meinte Birklbauer im ORF.

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