Mord in Traiskirchen: Täter war Ex-Bordellchef mit Haftausgang

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Eine Rotlicht-Größe (66) erschoss während eines Haftfreigangs einen 56-jährigen Imbissbetreiber. Eine 25-jährige Frau wurde angeschossen. In Sozialen Medien gab es Hinweise auf den Mord.

Als Rotlicht-Größe und Gewaltverbrecher war der "Pepi“ drei Jahrzehnte lang der Polizei und Justiz ein Begriff. Vor gut 20 Jahren sorgte Josef P. österreichweit für Schlagzeilen, als er im Streit in Baden eine Prostituierte aus dem Fenster schmiss.

Am Sonntag richtete der mittlerweile 66-jährige Strafgefangene im Zuge eines genehmigten Ausgangs aus der Justizanstalt Wiener Neustadt in Traiskirchen bei Baden ein Blutbad an. Er erschoss vor einem Imbisslokal im Zuge eines Streits einen 55-jährigen Mann mit einem Schrotgewehr. Eine 25-jährige Frau wurde ebenfalls getroffen und schwerstverletzt. Anschließend richtete sich der Täter selbst.

Die dramatischen Szenen ereigneten sich Sonntagvormittag gegen 10 Uhr in der Heimatstadt von Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ). Wie Johann Baumschlager von der Landespolizeidirektion Niederösterreich auf Anfrage des KURIER bestätigt, hatte ein 66-jähriger amtsbekannter Mann vor einem Imbisslokal das Feuer auf den 55-Jährigen Thomas H. und eine 25 Jahre alte Frau eröffnet.

Frau außer Lebensgefahr

Für das männliche Opfer, dem das Lokal gehört, gab es keine Rettung mehr, die Frau erlitt schwere Schussverletzungen. Sie musste mit dem ÖAMTC-Notarzthubschrauber ins AKH nach Wien geflogen werden. Wie es Sonntagnachmittag hieß, stehen die Chancen "gut“, dass sie das Attentat überleben wird. Die Lebensgefahr sei gebannt. Laut Polizei hat der Schütze nach dem Mord zunächst mit einem Wagen die Flucht vom Tatort ergriffen.

Mord in Traiskirchen

Mord in Traiskirchen. 

Leich im Weingarten

Seine Leiche wurde wenig später im Zuge der Fahndung in einem Weingarten entdeckt. Der 66-Jährige hatte sich zwischen den Reben selbst gerichtet. Bei der sichergestellten Tatwaffe soll es sich um ein Schrotgewehr handeln.

Mord- und Tatortermittler des NÖ Landeskriminalamtes nahmen sofort nach der Bluttat die Ermittlungen auf. Schon bald kristallisierten sich erste Hinweise auf ein mögliches Motiv heraus.

Josef P. war vergangenes Jahr am Landesgericht Wiener Neustadt zu einer einjährigen Haftstrafe wegen häuslicher Gewalt verurteilt worden. Die 25-jährige Frau und der 55-jährige Gastronom des Imbisslokals sollen mit der damaligen Anzeige gegen den Gewalttäter in Verbindung stehen. "Es könnte von ihm ein Racheakt gewesen sein“, heißt es aus Polizeikreisen.

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Der Mann dürfte die Tat verklausuliert auf Facebook angekündigt haben.

Auf seinem Facebook-Profil gibt es Anzeichen, dass die Tat schon länger geplant war. "Es wird schneller kommen als ihr alle denken könnt. Die Überraschung wird groß sein...“, postete Josef P. am 6. Juli kryptisch.

Es gibt auch andere versteckte Hinweise auf mögliche Rachepläne. "Es dauert nicht mehr lange, die Freude wird groß sein“, lautet ein Eintrag am 27. Juni.

Mord in Traiskirchen

Mord auf offener Straße in Traiskirchen, NÖ.

Häftling schluckte einen Löffel

Josef P. ist seit 30 Jahren amtsbekannt, er hat ein ellenlanges Vorstrafenregister. Er hatte in Baden viele Jahre ein Bordell betrieben und war in NÖ eine bekannte Größe der Rotlicht-Szene.

Vor fast 20 Jahren hatte er in Baden eine Prostituierte schwer verletzt, die Frau warf er aus einem Fenster. Es folgten mehrere Verurteilungen. Am Landesgericht Wiener Neustadt erinnert man sich an einen Aufsehen erregenden Zwischenfall vor vielen Jahren. Während einer längeren Haftstrafe wegen schwerer Drogendelikte in Ungarn, wurde Josef P. für ein Strafverfahren hierzulande nach Wiener Neustadt überstellt. Um nicht zurück ins Gefängnis nach Ungarn gebracht zu werden, schluckte er einen Löffel und musste damals notfallmedizinisch betreut werden.

Ausgang aus dem Gefängnis

Seine Haftstrafe aus dem letzten Jahr hätte kommenden Dezember geendet. Der 67-Jährige war zuletzt bereits im Entlassungsvollzug und hatte Ausgang aus der Strafanstalt. Das bestätigt das Justizministerium.

Der Mann habe sich "im Rahmen des Entlassungsvollzugs auf einem genehmigten Ausgang“ befunden und bisher "mehrere begleitete und unbegleitete Ausgänge ohne Vorkommnisse absolviert“, sagt eine Sprecherin.

Das Ministerium hat eine detaillierte Prüfung der Umstände eingeleitet. Nach der Bluttat stehen besonders Freigänge von Gewalt- und Wiederholungstätern im Fokus. Kritiker fordern schon lange eine Neuregelung.

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