Bitcoin-Geschäfte rissen Landwirte in Ruin

Gerhard M. machte findige Geschäfte. Er wurde zu 10 Monaten bedingter Haft samt Geldstrafe verurteilt
Vater und Sohn sollen Vermögen an einen befreundeten Vermittler bezahlt haben. Der erhoffte Millionengewinn blieb aus.

Es ist eine Geschichte, wie sie aktuell immer wieder passiert: In der Hoffnung auf das große Geld wird so lange in Bitcoins, Gold oder Währungstauschgeschäfte investiert, bis das gesamte Ersparte weg ist. Ein besonders schwerwiegender Fall landete am Montag vor dem Landesgericht Wiener Neustadt.

Eine Bauernfamilie steht vor dem Verlust ihres Hofes, weil Vater und Sohn mehr als 180.000 Euro in windige Finanzgeschäfte steckten. Auf der Anklagebank sitzt ein jahrzehntealter Bekannter des Senior-Landwirts wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs. Der gelernte Maurer (56) hatte ursprünglich Anfang der 2000er-Jahre große Ländereien in Ungarn an Geschäftsleute vermittelt und damit ein „gutes Geld“ gemacht. Später soll er weniger Erfolg gehabt haben. Laut der Staatsanwältin nutzte er die triste finanzielle Lage seines Bekannten aus, um ihm ein Vermögen aus der Tasche zu ziehen. Mit Tauschgeschäften von Rubel in US-Dollar, mit Kryptowährungsgeschäften oder durch den Handel mit Zucker und Gold soll er Gewinne von bis zu acht Millionen Euro versprochen haben.

Großes Risiko

Aus den Aussagen von Vater und Sohn und aus den dicken Aktenbergen geht hervor, dass die Landwirte über die Jahre mit monatlichen Überweisungen in Summe mehr als 182.000 Euro an den 56-Jährigen zahlten. Dieser wiederum sollte als Vermittler für Geschäftsanbahnungen in diverse Länder reisen. Der Beschuldigte sieht die überwiesenen Beträge als Abgeltung für seinen Aufwand sowie als risikobehaftete Investments. „Wir wollten Geschäfte machen und darum habe ich mich gekümmert. Aber es ist fast nichts aufgegangen“, so der Angeklagte. Nur zwei Mal übergab er den Landwirten Gewinne von ein paar Tausend Euro.

„Und der Rest?“, wollte die Richterin wissen. Der ist bei den vielen Reisen „draufgegangen“. Am Handy des findigen Geschäftsmannes fanden die Ermittler Fotos von dicken Geldbündeln, Diamanten, Goldbarren und Luxusimmobilien. „Ich habe nie ein Foto selbst geschossen. Das haben mir andere Leute geschickt. Ich war nur der Vermittler“, sagt der Angeklagte. Ausreichend Geld dürfte er jedenfalls gehabt haben. Laut Auskunft eines Wettkonzerns soll der 56-Jährige in zwei Jahren 595.000 Euro am Glücksspieltisch eingesetzt haben. Heute sei er aufgrund seiner Spielsucht gesperrt.

Was den schweren Betrug anbelangt, bekannte er sich nicht schuldig. Das (rechtskräftige) Urteil nahm er aber schließlich doch an. Es lautet auf zehn Monate bedingte Haft, 3.000 Euro Strafe sowie 50.000 Euro Schadenswiedergutmachung an die beiden Geschädigten. Außerdem erging eine Weisung an eine verpflichtende Psychotherapie.

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