Bio-Radieschen im Tausch gegen Vertrauen
Noch sind die Tomaten grün. „Lange wird es aber nicht mehr dauern, bis sie reif sind“, meint Tina Kodym und blickt stolz auf die hochgewachsenen Pflanzen. Selbiges gilt für Karotten, Zucchini und Co., die in ihrem „Kuchlgartl“ wachsen.
Eigentlich ist die 42-Jährige gelernte Bankkauffrau. Später arbeitete sie als Volksschullehrerin. Als Bäuerin fühlt sich Kodym nun angekommen. Ihr Bio-Gemüse verkauft sie in einem Selbstbedienungsladen in Seebenstein (Bezirk Neunkirchen) – es kann aber auch im Abonnement in einer Gemüse-Kiste bezogen werden.
Entstanden ist das Projekt aus einer persönlichen Intention heraus: „Mir ist es wichtig, zu wissen, was in den Lebensmitteln steckt, die bei uns auf den Tisch kommen“, erzählt die vierfache Mutter. „Mein Gedanke war: Es geht es sicher nicht nur mir so.“
Nicht nur biologisch, auch klimaschonend ist der Anbau des Gemüses: Die Folientunnel für Tomaten und Melanzani werden nicht beheizt, allein die Sonnenstrahlung sorgt für das Wachsen des Gemüses. „Dadurch haben wir zwar nur ein kleines Angebot, schonen aber unsere Umwelt“, erklärt Kodym.
Jedem Hof sein Huhn
Ein offizielles Bio-Zertifikat hat Kodym nicht: „Diesen Zertifikaten zu entsprechen, ist sehr einschränkend in der Gemüseaufzucht. Außerdem würden die Produkte dadurch viel teurer werden.“ Dennoch ist Kodym Bio-Qualität wichtig, sie verwendet keine Pestizide. Bei der Düngung setzt sie auf Kompost oder Brennnesseljauche. Oder, wie bei der aktuellen Läuseplage, auf Marienkäfer als natürlichen Feind der Plagegeister.
"Die Kunden vertrauen auf die Qualität meiner Produkte, auch ohne Zertifikat. Im Gegenzug vertraue ich ihnen, dass sie bezahlen, was sie aus dem Selbstbedienungsladen entnehmen“, sagt Kodym.
Neben Gemüse wird übrigens das Seebensteiner Weidehuhn im Garten gezüchtet. Für die Tiere ist Ehemann Günther Kodym verantwortlich, er ist als Pflanzenbaulehrer an der LFS Warth tätig. Um die 60 Hühner leben am Hof.
Künftig will Kodym auch Kurse für Kinder anbieten: „Um schon früh mehr Bewusstsein zu schaffen. Für biologischen Anbau, Regionalität – und Vertrauen.“
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