Seltenes Gemüse für ein nachhaltiges Leben

Seltenes Gemüse  für ein nachhaltiges Leben
Simona Nitschinger macht mit Ehemann Thomas und Bio-Landwirt Klaus Rapf Bio-Pflanzen für den privaten Gebrauch verfügbar.

„Wir wollen uns dafür einsetzen, die bunte Vielfalt der Natur wieder zurück auf unsere Teller, in unsere Gärten und auf unsere Felder zu bringen“, umschreibt Simona Nitschinger die Vision der Gründer des von ihr als Geschäftsführerin geleiteten Unternehmens Bionana mit Sitz in Neusiedl am See. Das Problem ist hinlänglich bekannt: viele Pflanzen- und Insektenarten – unter anderem Bienen – sind akut vom Aussterben bedroht. „Hier ist ein fataler Teufelskreis ins Rollen gekommen: Die Insekten sterben durch den Mangel an pestizidfreier Nahrung nach und nach aus, und die Pflanzenvielfalt dezimiert sich drastisch, da zu wenige Insekten zum Bestäuben da sind“, sagt Nitschinger.

Für mehr Vielfalt

Mit dem Verlust der Artenvielfalt nehme auch das Angebot an wertvollen Obst- und Gemüsesorten deutlich ab. „Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) appelliert an Mitgliedsstaaten, sich an nachhaltigen Systemen zugunsten von Bestäubern zu orientieren“, weiß die Geschäftsführerin. „Das Anliegen von Bionana ist es, mit einer großen Vielfalt an Kultur- und Blühpflanzen in Bio-Qualität, den Gärtnern, und in weiterer Folge der Landwirtschaft, zu ermöglichen, diesem Aufruf Folge zu leisten.“

Zur richtigen Zeit

Dazu gehört das Bemühen, alte Sorten wieder verfügbar machen. „Für viele Menschen gehören der Geschmack von Omas Äpfeln oder der Karotten aus dem eigenen Garten zu den schönsten Kindheitserinnerungen“, meint Nitschinger. „Zum Erhalt der Vielfalt zählt für uns daher, ursprüngliche, teilweise vergessene, Obst- und Gemüsesorten, die im Handel kaum noch vertreten sind, verfügbar zu machen.“ Man wolle die Kunden aber auch mit entsprechendem Know-how über Anbau und Ernte ausstatten. „Es geht bei Bionana nicht darum, jederzeit jede Jungpflanze und jedes Saatgut bestellen zu können. Wir verkaufen unsere Produkte erst dann, wenn die Witterungsbedingungen hierfür optimal sind und die richtige Zeit gekommen ist, um sie zu pflanzen oder zu säen. Bei uns gibt es also keine Paradeiser im März und keinen Apfelbaum im Juni.“

Seltenes Gemüse  für ein nachhaltiges Leben

Nachhaltigkeit und Natürlichkeit stehe bei jeder Entscheidung im Vordergrund, versichert die Unternehmerin. „Egal ob es um Produkte, Material, Partnerunternehmen, Versandmaterial, Transportwege oder anderes geht.“ Für sie stehe „ökologisch vor profitabel“.

Gemeinsame Vision

Gartenarbeit sei immer schon ihr Hobby gewesen, erzählt Simona Nitschinger. „Auch biologische Lebensmittel sind mir sehr wichtig.“ In ihrem Engagement für die „Vielfalt Erleben GmbH“ der Arche Noah habe sie daher Erfüllung gefunden und nun unterstützt von ihrem ehemaligen Arbeitskollegen Klaus Rapf nach einer ähnlichen Betätigung in dieser Richtung gesucht. Ein Bio-Garten ermögliche, pestizidfreies Obst und Gemüse ernten zu können. „Es bedeutet aber auch, aktiv gegen das Artensterben vorzugehen und Nützlingen ein Zuhause zu geben“, sagt Nitschinger. Ihre Pflanzensorten tragen zur Erfüllung des UN-Zieles für nachhaltige Entwicklung bei. „Wir arbeiten daran, Sortenvielfalt in der Landwirtschaft zu ermöglichen, die auch in den Supermärkten ankommen wird“, ist sie überzeugt. Es gehe da darum, viele zu sein, um eine Änderung herbeizuführen. „Und so appellieren wir an unsere Kunden, Mut zur Vielfalt im eigenen Garten zu haben. Wir haben tolle Partner für Produktion, Etiketten, Versand und Verpackungsmaterialien gefunden, die alle die gleiche Vision haben.“

Seltenes Gemüse  für ein nachhaltiges Leben

Weniger Verpackung

Einen eigenen Weg geht das mittlerweile achtköpfige Team auch beim Versand der Ware. „Die Jungpflanzen sind ein sensibles Frachtgut und werden häufig mit unverhältnismäßig viel Papier- oder Plastik verpackt“, hat Nitschinger beobachtet. „Da das sehr unökologisch ist, haben wir nach einem Weg gesucht, den Verpackungsmüll zu reduzieren und trotzdem den besten Schutz für die Pflanzen zu garantieren. Wir setzen auf Graspapier als Schutzmaterial.“ Bei der Produktion dieses neuartigen Materials werden im Vergleich zu herkömmlichem Karton rund 50 Prozent weniger Wasser und Zellstoff verbraucht und 65 Prozent eingespart.

„Krise als Chance“

So verschickt man „alles, was du zum ,Garteln‘ brauchst“: Neben Saatgut und Pflanzen aus kontrolliert biologischem Anbau etwa auch Gartenzubehör, Bücher, und in weiterer Folge Lebensmittel und Getränke, sowie Empfehlungen zu nachhaltigem Tourismus und Bio-Gastronomie. „Von Werkzeugen bis hin zu Bio-Dünger“, zählt Thomas Nitschinger auf. „Wir sind noch am Wachsen. Unser Webshop ist am 14. März mit den ersten rund 250 Produkten online gegangen.“

Die aktuellen Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus sehe man auch als Chance: „Ich denke, die Menschen werden den Wert eines eigenen Gartens und der dadurch gegebenen Chance auf Selbstversorgung höher einschätzen“, meint Simona Nitschinger.

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