Junge Kenianer bekommen "Bio-Know-How" mit nach Hause
„Es geht darum, dass die Leute nicht nur ihr Essen produzieren, sondern damit auch Geld verdienen und ihr Land nicht verlassen.“ Dankbar und euphorisch kommentiert Auma Obama, Halbschwester des früheren US-Präsidenten Barack Obama und kenianische Autorin, das aktuelle Ausbildungsprogramm, das 15 ihrer Landsleute im Landwirtschaftszentrum Francisco Josephinum Wieselburg (NÖ) absolvieren.
Gärtnermeister Hans Krautinger und seine Helfer sind gerade dabei, mit den jungen Kenianern und Kenianerinnen fachgerecht Kompostmieten anzulegen, als sie von einer Delegation rund um Auma Obama an der Arbeitsstätte besucht werden.
Selbstständig wertvollen Humus als Grundlage für ein Gemüsefeld zu erzeugen, ist genau im Sinne Obamas, die die Stiftung „Sauti Kuu“ („Starke Stimmen“) gegründet hat. Ihre Vision ist es, Kindern aus den Slums in ihrer Heimat Zukunftsperspektiven zu geben. Dazu habe sie als Gründerin starke Partner gesucht und diese in Österreich gefunden. Mit ihrer Idee gewann sie die Oikocredit-Austria, die mit Mikrokrediten soziale Entwicklungsprojekte unterstützt, oder auch Österreichs Präsidentengattin Doris Schmidauer als Schirmherrin. Die stellte die Kontakte zu LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und zur nö. Landwirtschaft her.
Selbsthilfe
„Den jungen Menschen beizubringen, eigene Lebensmittel zu erzeugen, um unabhängig zu sein, ist der richtige Weg“, so Pernkopf. Nach dem Motto „Bildung überwindet Armut“ unterstützt das Land Niederösterreich das Projekt.
Das Verständnis in Österreich, mit Minikrediten Projekte in benachteiligten Ländern zu unterstützen, sei hoch, versichert Oikocredit-Austria-Vorsitzender Friedhelm Boschert. „Österreich ist eines der stärksten Länder innerhalb der Oikocredit-Familie – pro Kopf gemessen sogar die Nummer eins in Bezug auf Investitionsmitteln, die zur Verfügung gestellt werden“, erklärt er. 130 Millionen Euro, also im Schnitt 20.000 Euro für 6.500 Menschen, stünden zur Verfügung. Das Wieselburger Projekt sei aber nur durch Extra-Spende möglich, so Boschert.
Bioproduktion
Ein Ziel in Obamas Vision war, in Bioqualität zu produzieren, erinnert sie sich. Österreich sei somit ein idealer Partner, „das Land ist in Europa führend und hat die Expertise“. Hier gebe es viele Bauern, das sei das beste Beispiel für ihre Leute daheim, um zu zeigen, was mit Landwirtschaft möglich sei. Nach einem Waldausbildungskurs mit den Bundesforsten sei das nun binnen kurzer Zeit das zweite Projekt, freut sich Schmidauer.
Im vierwöchigen Kurs im Francisco Josephinum, in das nächste Woche wieder 800 Schüler einziehen werden, versuche man, den afrikanischen Gästen die landwirtschaftliche Basis näherzubringen, so Direktor Alois Rosenberger. Der Besuch einer Alm, einer Bio-Mühle, eines Milchbetriebs oder auch technisierte Bioackerbewirtschaftung stehen am Kursplan.
„Arbeiten hier Bauern noch händisch am Feld?“, fragte Obama beim Lokalaugenschein angesichts Unkraut-zupfender Großmaschinen. „Wenn ja, müsst ihr auch das meinen Leuten zeigen.“
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