Bei Milliarden-Klinik auf der Bremse? Landesrat zerstreut Gerüchte
Das alte Wiener Neustädter Krankenhaus entspricht nicht mehr den Anforderungen.
Mit Kosten von 1,4 Milliarden Euro ist es das größte Investitionsprojekt des Landes Niederösterreich in der Geschichte. Der Neubau der Universitätsklinik Wiener Neustadt ist nicht nur finanziell ein gewaltiger Brocken. Nachdem die neue Klinik bereits im Vorfeld mit vielen Problemen, Verzögerungen und einer Kostenexplosion behaftet ist, sorgt sie nun auch politisch für Irritationen.
Im Wald- und Weinviertel schielt man neidisch nach Wiener Neustadt. Der in vielen Bereichen umstrittene Gesundheitsplan sieht unter anderem die Schließung des Gmünder Spitals und weit reichende Einsparungen vor. Dass im Gegenzug über Wiener Neustadt das finanzielle Füllhorn ausgeschüttet wird, sorgt in den von Spitalsschließungen betroffenen Gebieten für Irritationen. Das bekommen auch die politischen Vertreter in den jeweiligen Regionen zu spüren.
Handbremse gezogen?
Nun hält sich sogar hartnäckig das Gerücht, dass bei der Planung der neuen Uniklinik Wiener Neustadt die Handbremse angezogen wird. Schon jetzt hinkt man dem Zeitplan um Jahre hinterher.
Was den Bau so lange verzögert: Bis zum Jahr 2023 war für Krankenanstalten keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig. Unter der türkis-grünen Regierung wurde das aber geändert. Das bedeutet für das geplante Universitätsklinikum nicht nur eine zeitliche Verzögerung, sondern auch Mehrkosten aufgrund behördlicher Auflagen. Außerdem muss nun den strengen UVP-Vorgaben hinsichtlich der Bodenversiegelung Rechnung getragen werden. So wird beispielsweise aus der Parkgarage eine Tiefgarage.
Die neue Klinik war 2019 bereits einmal vom Landtag beschlossen worden – damals noch mit 561,75 Millionen Euro, jetzt ist das Spital fast dreimal so teuer. Ausgebremst wurde das Projekt außerdem durch den Artenschutz.
Eine Kolonie Ziesel lebt auf dem Areal, wo die Klinik gebaut werden soll
Erdhörnchen als Hürde
Eine Ziesel-Kolonie, die auf dem Gelände des zukünftigen Spitals lebt, muss laut einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts "sanft vergrämt“ werden. Weil die Aktion aber nur im Sommer erfolgen darf, ist für diese Maßnahme ein Jahr eingeplant.
Für ÖVP-Bürgermeister Klaus Schneeberger ist jede weitere Verzögerung für das "immens wichtige Gesundheitsprojekt“ nicht tragbar. Erst vor wenigen Tagen hätten "sehr positive Gespräche“ über den Fortschritt des UVP-Verfahrens sowie die Themen Kanal, Wasserversorgung usw. rund um das neue Spital stattgefunden. "Jetzt geht es darum, dass der Baubeginn im Herbst 2027 klaglos über die Bühne gehen kann“, erklärt Schneeberger.
Da die Universitätsklinik als Spital mit überregionaler Zentralfunktion im Gesundheitsplan verankert ist, wäre jeder weitere Aufschub ein "Desaster für die Gesundheitsversorgung im südlichen Niederösterreich".
Anton Kasser (re.) mit seinem Vorgänger Ludwig Schleritzko und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
Eine von zwei Zentralkliniken
Auf Anfrage des KURIER kommt vom für die Landes- und Universitätskliniken zuständigen Landesrat, Anton Kasser (ÖVP), ein klares Bekenntnis zum Gesundheitsplan und dem Neubau in Wiener Neustadt.
Kasser zerstreut damit alle Unkenrufe, wonach das Projekt nicht mehr oberste Priorität habe. "Das Uniklinikum Wiener Neustadt hat im Gesundheitsplan als eine von zwei Zentralkliniken neben St. Pölten einen hohen Stellenwert. Im Rahmen der Umsetzung des Gesundheitsplans wird an vielen Projekten in ganz Niederösterreich parallel gearbeitet“, sagt Kasser.
UVP gestartet
Was den Neubau in Wiener Neustadt anbelangt, "befinden wir uns voll im aktuellen und finalen Zeitplan und stehen in der Planungsphase, das UVP Verfahren hat gerade gestartet“, erklärt der Landesrat. Auch wenn das UVP-Verfahren glatt läuft und keine bösen Überraschungen mit sich bringt, ist mit einer Inbetriebnahme der Klinik vor dem Jahr 2035 nicht zu rechnen.
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