1,4 Milliarden Euro: Kosten für Klinik-Neubau in Wiener Neustadt explodieren

Zusammenfassung
- Die Kosten für den Neubau der Universitätsklinik Wiener Neustadt steigen von ursprünglich 561 Millionen Euro auf 1,4 Milliarden Euro.
- Ursachen für die Kostenexplosion sind gestiegene Baukosten, neue gesetzliche Regelungen, Umweltschutzmaßnahmen und zusätzliche Bauanforderungen.
- Der ursprüngliche Zeitplan für die Inbetriebnahme im Jahr 2028 ist nicht mehr haltbar, nun wird das Jahr 2035 angestrebt.
Wenn am kommenden Dienstag die nö. Landesregierung zusammentritt, dann steht auf der Agenda ein sehr teurer Beschluss: der Neubau der Universitätsklinik Wiener Neustadt.
Das Projekt war im Jahr 2019 bereits einmal vom Landtag beschlossen worden. Damals mit einem Kostenrahmen von 561,75 Millionen Euro. Jetzt muss von der Politik erneut die Hand gehoben werden, weil sich die Rahmenbedingungen sehr stark geändert haben – und damit auch die Kosten. Laut dem vorliegenden Regierungsbeschluss wird mit Gesamtkosten von 1,4 Milliarden Euro gerechnet, wie der KURIER in Erfahrung bringen konnte.
Die geplante Universitätsklinik Wiener Neustadt ist das erste umfassende Großprojekt aus dem neuen Gesundheitsplan, der erst vor wenigen Wochen präsentiert worden ist. In dem Antrag für den Neubau, der am 30. April vom Landtag genehmigt werden soll, sind jetzt alle bisherigen Beschlüsse zum Wiener Neustädter Spital zusammengefasst.
Zentrale Versorgung
Laut dem Gesundheitsplan muss das Krankenhaus in der Zukunft eine zentrale Versorgungsfunktion in der Osthälfte des Landes erfüllen. Ähnlich dem Universitätsklinikum in St. Pölten.
Warum die Kosten in den vergangenen sechs Jahren derartig explodiert sind, hat mehrere Gründe:
- Steigerung der Baukosten: Von 2017 bis Ende 2024 ist der Baukostenindex um 36 Prozent gestiegen. Entscheidend waren dafür die Jahre ab 2020, ab Beginn der Corona-Pandemie. Die außerordentliche Preissteigerung ist allerdings auch dem Ukraine-Krieg geschuldet, da Rohstoffe und Energie massiv teurer geworden sind. In den Jahren davor lag die Preissteigerung meist lediglich bei zwei bis drei Prozent pro Jahr.
- Neue gesetzliche Regelungen: Bis zum Jahr 2023 war für Krankenanstalten keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig. Unter der türkis-grünen Regierung wurde das geändert. Das bedeutet für das geplante Universitätsklinikum nicht nur eine zeitliche Verzögerung, sondern auch Mehrkosten aufgrund von behördlichen Auflagen, die zu erwarten sind. Außerdem muss nun den strengen UVP-Vorgaben hinsichtlich der Bodenversiegelung Rechnung getragen werden. So wird aus der Parkgarage eine Tiefgarage werden. Mehrkosten für die Aufschließung verursacht zusätzlich das neue Raumordnungsgesetz.
- Rücksichtnahme auf Ziesel: Ein Faktor ist die Ziesel-Population, die auf dem Gelände der Civitas Nova, wo das Krankenhaus neu errichtet werden soll, entdeckt worden ist. Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass darauf Rücksicht genommen werden muss. Die Folgen: Mit Hilfe einer Vergrämung müssen die Ziesel entfernt werden. Im Zeitplan ist für diese Aktion rund ein Jahr eingeplant.
- Neues Straßennetz: Um das bereits besiedelte Gebiet von Rettungs-, Sanitäts- und Transportfahrten zu entlasten, wird eine eigene Erschließungsstraße Ost errichtet werden. Mit der Neuerrichtung des Spitals wird allerdings die Innenstadt enorm entlastet. Vor allem auch vom Flugverkehr des ÖAMTC-Rettungshubschraubers.
- Zusätzliche Mehrleistungen: Da die Universitätsklinik als Spital mit überregionaler Zentralfunktion im Gesundheitsplan verankert ist, werden nun Mehrleistungen mitgeplant, die 2019 beim ersten Beschluss noch nicht vorgesehen waren. Dazu zählen: die Verlagerung der Akut-Pneumologie von Hochegg nach Wiener Neustadt, die Etablierung eines Onkologie-Kompetenzzentrums (in Verbindung mit dem Krebsforschungszentrum MedAustron), Hybrid-OP-Säle und Operationsroboter, ein kombiniertes Trauma- und Notfallzentrum, interdisziplinäre Allgemeinpflegestationen, eine zentrale OP-Gruppe zur chirurgischen Versorgung und die Forcierung von tagesklinischen Eingriffen.

So hätte das neue Wiener Neustädter Klinikum aussehen sollen. Mittlerweile muss umgeplant werden.
Zeitplan hält nicht
Klar ist angesichts all dieser Maßnahmen, dass der ursprüngliche Zeitplan auf keinen Fall eingehalten werden kann. Im Beschluss 2019 war noch das Jahr 2028 als Zeitpunkt für die Inbetriebnahme vorgesehen. Jetzt wird das Jahr 2035 in Aussicht gestellt. Und das nur, wenn bei der UVP-Prüfung alles glatt läuft.
Der erste Schritt ist jetzt einmal der Beschluss in der Landesregierung. Dem Vernehmen nach stehen die Koalitionspartner ÖVP und FPÖ zu dem Großprojekt. Wie sich die SPÖ verhalten wird, soll noch nicht ganz klar sein.
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